Schönheit und ihre Vergänglichkeit

St. Ingbert. Mit den Werken von Mo Fontaine hat eine hintergründige Bilderwelt Einzug in die Rathausgalerie gehalten. Der Blick fällt auf herrlich gezeichnete, vital wirkende Koikarpfen, die sich in voller Pracht vor homogenen einfarbigen Bildgründen entfalten

St. Ingbert. Mit den Werken von Mo Fontaine hat eine hintergründige Bilderwelt Einzug in die Rathausgalerie gehalten. Der Blick fällt auf herrlich gezeichnete, vital wirkende Koikarpfen, die sich in voller Pracht vor homogenen einfarbigen Bildgründen entfalten. Er begegnet Tassen, Tellern, Krügen und Obst, die im stillen Nebeneinander die Wände zieren und zu unspektakulären Blumenarrangements und Puppenbildern überleiten.Die auf den ersten Blick ein wenig distanziert wirkenden Gemälde lassen an traditionelle Stillleben des 17. Jahrhunderts denken; etwa an die des flämischen Malers Jan Brueghel der Ältere. Wie er so modelliert auch Fontaine Bildgegenstände auf der Leinwand mit subtiler Farbigkeit und starken Hell-Dunkel-Kontrasten. Doch statt der traditionellen Ölfarben verwendet sie zeitgenössische Acrylfarben und verzichtet ganz bewusst auf die großartige Opulenz des Barock. Meist sind es eine oder wenige Blüten, die sie mal in schlichten Gefäßen, mal in Jugendstilvasen mit floralen Mustern arrangiert. An der künstlerischen Schnittstelle von Tradition und Moderne angesiedelt, lassen ihre Malereien hinter der meisterlich detailgenauen Darstellung eine tiefere Dimension erspüren.

Etwas, das über die rein dingliche Wiedergabe hinausweist und in der "Vanitas-Thematik" barocker Stillleben wurzelt: Es geht um Schönheit und deren Vergänglichkeit. In fast all ihren Bildern schwingt dies Thema hintergründig mit. Es bewirkt, dass die Melone nicht mehr nur eine aufgebrochene Frucht mit Kernen darstellt, sondern ein Stück Obst, das gerade von kleinen dunklen Tierchen angenagt und zerfressen wird. Es ist verantwortlich dafür, dass das Ende der Blumen mit dem Verlust ihrer Blütenpracht bereits in greifbarer Nähe ist. Doch damit nicht genug.

Eine weitere Ausdrucksdimension kommt hinzu, da viele dieser Blumenbilder an menschliche Gesten und Haltungen gemahnen und Stimmungen übermitteln. Dieser Aspekt wird in den Puppenbildern auf die Spitze getrieben; unmittelbar zeigt sich der Bezug zum Menschen, zu seiner Schönheit, seiner Verletzlichkeit, seiner Sterblichkeit, aber auch zu seiner Erotik. Hier nun offenbart sich deutlich der Weg zum Verständnis dieser hintergründigen Gemälde: sie sind den grundlegenden Fragen des Menschseins auf der Spur.

Mo Fontaine - "Die Magie der ruhigen Dinge". Bis zum 27. Dezember. Rathausgalerie, Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr.

Zur Person

Monika Fontaine wurde als Tochter eines Kunsterziehers in Saarlouis geboren. Sie studierte an der Folkwang-Hochschule in Essen von 1983 bis 1989 Kunst- und Designpädagogik und arbeitete viele Jahre als Kunsterzieherin an einem Merziger Gymnasium. Seit 2009 lebt und arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in St. Ingbert. qb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort