Schmunzeln bei freier Rede

Blieskastel. Solidarität und Nächstenliebe seien in der heutigen Zeit wichtig und Grundlage für ein humanes Zusammenleben. "Es gibt auf der Erde Geld wie Dreck, es haben nur die falschen Leute", wies Heiner Geißler auf die Diskriminierung finanziell benachteiligter Menschen hin. Wäre Jesus heute da, würde er sich an die Spitze deren setzen, die dieses Unrecht beseitigen wollten

Blieskastel. Solidarität und Nächstenliebe seien in der heutigen Zeit wichtig und Grundlage für ein humanes Zusammenleben. "Es gibt auf der Erde Geld wie Dreck, es haben nur die falschen Leute", wies Heiner Geißler auf die Diskriminierung finanziell benachteiligter Menschen hin. Wäre Jesus heute da, würde er sich an die Spitze deren setzen, die dieses Unrecht beseitigen wollten. "Der neue Papst könnte Reformen im Sinne Jesu auslösen. Das zweite vatikanische Konzil sieht die Kirche als Volkskirche, daher sollte mehr Demokratie möglich sein und Laien und Bischöfe in dieser Volkskirche mitbestimmen können. Die Ära der Männer-Domäne in der Kirche muss in der heutigen Zeit ein Ende haben", warb Geißler um mehr Beachtung der Frauen, die gerne bei Jesus gewesen waren. "Ist das Evangelium Opium für das Volk oder Gebrauchsanweisung?", fragte Heiner Geißler und erinnerte an die Bergpredigt Jesus, die die Menschen fasziniert habe und für Mächtige, Reiche und Römer eine Herausforderung bedeuteten. Bei vielen Gedanken brachte der engagierte Geißler bei seiner freien Rede die Zuhörer zum Schmunzeln. Sponti-Sprüche, Riester-Rente, Aktien-Markt, Pflegeversicherung und Lidl-Verkäuferin - das Spektrum war breit. Lang anhaltenden Beifall gab es zum Abschluss ebenso wie ein gemeinsames Geburtstagsständchen, das Pater Poitr für den im Sternzeichen Fisch Geborenen anstimmte.

Im Gespräch mit unserer Zeitung blickte Heiner Geißler auf seine politische Tätigkeit, die 1965 mit der erstmaligen Wahl in den Bundestag begann, zurück. Als Minister für Soziales, Jugend, Gesundheit und Sport von Rheinland/Pfalz (1967-77) habe Geißler das erste Kindergartengesetz auf den Weg gebracht, die erste Sozialstation gegründet, ebenso das Sportfördergesetz der BRD.

Erste Sozialstation

Als Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit (1982-1985) sind die Neuordnung der Kriegsdienstverweigerung und das Zivildienstgesetz, der Erziehungsurlaub, das Erziehungsgeld sowie die Anerkennung von Erziehungsjahren in der Rentenversicherung mit Heiner Geißlers Namen verbunden.

Seit zehn Jahren ist der bekannte Gleitschirmflieger, Bergsteiger und Kletterer Vorstand des Verwaltungsrates der Ökumenischen Sozialstation Edenkoben/Herxheim/Offenbach. Viele Baustellen hat er in seinem Leben beackert, vor zwei Jahren widmete er sich einer echten: Der Mann aus dem pfälzischen Gleisweiler moderierte zwischen den Gleisen im Streit um das Bahnprojekt "Stuttgart 21" als Schlichter. "26 Themen umfassen meine Themen der Vorträge, zu denen ich eingeladen werde, dazu kommen Buchvorstellungen und Lesungen." 13 viel beachtete Bücher hat Heiner Geißler bisher geschrieben. "Bei den Fahrten im Südwesten und Süden sitze ich selbst am Steuer, so wie jetzt nach Blieskastel", sagte uns der 83-Jährige. Der SZ-Reporter durfte dabei die letzten 300 Meter bis zum Klostervorplatz als "Wegweiser" mitfahren - im Klosterweg bereits nämlich war laut Navi-Gerät das Ziel erreicht. "Solange es meine Gesundheit erlaubt, steuere ich weitere Ziele an, gebe dabei meine Erfahrungen und Ansichten gerne weiter", sagte uns der rüstige Ex-Politiker zum Abschied.

Am kommenden Sonntag, 17. März, wird im 15 Uhr im Kloster Blieskastel Landrat Clemens Lindemann die Premiere der Fasten-Predigt des Pfarrverbandes fortsetzen.

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