Schmankerl für Klassik-Liebhaber

St. Ingbert. Am vergangenen Sonntag hatte das Städtische Orchester zu seinem Herbstkonzert eingeladen und wie die volle St. Ingberter Stadthalle zeigte, schienen viele Klassik-Liebhaber nur darauf gewartet zu haben. Ein Platz im Orchester blieb frei, da die "zweite Flöte" im Foyer der Stadthalle ausgerutscht war und sich das Handgelenk gebrochen hätte

 Das Städtische Orchester unterhielt das Publikum seines Herbstkonzerts mit Klassik aus dem 19. Jahrhundert. Foto: Cornelia Jung

Das Städtische Orchester unterhielt das Publikum seines Herbstkonzerts mit Klassik aus dem 19. Jahrhundert. Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert. Am vergangenen Sonntag hatte das Städtische Orchester zu seinem Herbstkonzert eingeladen und wie die volle St. Ingberter Stadthalle zeigte, schienen viele Klassik-Liebhaber nur darauf gewartet zu haben. Ein Platz im Orchester blieb frei, da die "zweite Flöte" im Foyer der Stadthalle ausgerutscht war und sich das Handgelenk gebrochen hätte. Das Mitleid der Besucher war ihr gewiss. Trotz des schlechten Omens begann das Konzert mit einem gelungenen Auftakt. Beim Triumph-Marsch Beethovens, den er zum Trauerspiel "Tarpeja" vom Österreicher Christoph Kuffner komponierte, fragte man sich unweigerlich, wie ein dramatischer Text, der von Verrat und Tod handelt, so kunstvoll arrangiert werden kann, dass es ein Genuss ist. Beethovens "Arragement" hat das das Städtische Orchester an diesem Abend mit Bravour gemeistert. Wohl das erste Mal in der Geschichte des Orchesters wurde eine komplette Symphonie gespielt. Als "Symphonie-Premierenstück" war die Symphonie Nr. 1 von Ludwig van Beethoven zu hören, die gekonnt interpretiert wurde. Es hieß, dass der Komponist mit der einfachen Aneinanderreihung von Tonleitern im vierten Satz das Publikum reizen wollte, das schwierigere Passagen gewohnt war. Das St. Ingberter Publikum fühlte sich entgegen dem Plan gut unterhalten und honorierte die Leistung mit dem gebührenden Applaus. Mit dem gleichen Komponisten und einem wiederum dramatischen Stoff ging es weiter. Die Ouvertüre zu "Coriolanus" rückte die Streicher in den Mittelpunkt, die mit drei mächtigen, langgezogenen Streicher-Unisoni das Stück eröffnen, um sie jeweils durch Tuttischläge abrupt zu beenden. Der dramatische Beginn, der das aufbrausende Wesen des römischen Bürgers Coriolanus darstellte, wird von einer anmutigen Streichermelodie abgelöst, die das Flehen der Frauen symbolisiert. Schließlich wollte der Römer durch das "Aushungern" seiner Untertanen seine Rechte erstreiten, was beim Volk und ihm selbst für Unruhe sorgte. Das langsam ersterbende "Unruhemotiv" greift den Selbstmord des Titelhelden auf. Etwas weniger aufwühlend, aber nicht weniger gekonnt dargeboten folgten "Danse lente" von César Franck, "Entract et Valse" aus der Coppélia-Suite von Léo Delibes, das Adagio aus dem Ballett "Dornröschen" von Peter Tschaikowsky und der Ungarische Tanz Nr. 6 von Johannes Brahms. Ein wirklich hörenswertes Konzert unter der Leitung von Norbert Feibel, der dem Orchester als Zugabe noch den atemberaubend schnellen russischen Tanz Trepak aus der Nussknacker-Suite von Tschaikowsky entlockte. Und das, weil's so schön war, gleich zwei Mal. con

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