Scharfzüngig, aber nie belehrend

St Ingbert · Das Duo Häussermann und Schläper hat in St. Ingbert seine Fans, so viel steht fest. Groß war der Applaus nach ihrem Auftritt, den die beiden Musiker und Kabarettisten mit viel Charme, aber auch mit bissiger Zunge bis zum Rand hin gefüllt haben.

 Tina Häussermann und Fabian Schläper gastierten mit ihrem aktuellen Programm in der St. Ingberter Stadthalle. Foto: Jörg Martin

Tina Häussermann und Fabian Schläper gastierten mit ihrem aktuellen Programm in der St. Ingberter Stadthalle. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

. Mit Kabarettisten ist das ja so eine Sache. Oft hat ihr Programm ein Motto, das sowas von gaaaanz weit hergeholt ist. Man müsste eigentlich die Hilfe eines Beraters in Anspruch nehmen, um den wahren Zusammenhang zu verstehen. Bei dem Stuttgarter Duo Häussermann und Schläper ist das anders. Die beiden Schwaben traten am letzten Donnerstag in der Reihe "À la Minute" in der Stadthalle mit ihrem aktuellen Programm "Umtausch ausgeschlossen" auf.

Nun, der Barhocker, auf dem Fabian Schläper saß: Er war ein wenig wackelig. Und beim Herumrutschen auf dem Möbel passierte es dann: Der Sitz löste sich vom Rohr und der Sänger konnte sich gerade so retten. "Wer hoch steigt, fällt tief" kommentierte es daraufhin Tina Häussermann, das Pendant am Klavier, mit schelmischem Grinsen. Das Ding sei sabotiert, glaubte Fabian Schläper daraufhin. Der Techniker tauschte das Teil in der Pause aus. Also doch nichts mit "Umtausch ausgeschlossen".

Bleiben wir doch bei den Wortspielen. Eine Frau mit einem in der Krone ist nicht gleich eine Prinzessin. Dann doch lieber zu Neuröschen und die sieben Zwänge. Wie, das moderne Märchen kennen Sie nicht? Dann hätten Sie mal dabei sein müssen, wenn Schläper die beiden Kids von Häussermann sittet. Lenchen und Paule waren da ganz angetan von. Eltern werden, verändert einem. Auch spürt man, dass man reifer wird. Wobei - alt ist man erst, wenn man getrennt von seinen Zähnen übernachtet. Sagt jemand, der seine Dritten noch hat.

Schläper ist oft scharfzüngig, aber keinesfalls belehrend. Er unterhält mit Charme, regt aber doch - ohne ins Bierernste abzugleiten - leicht zum Nachdenken an. Und die Schlanke mit der grauen, frechen Kurzhaarfrisur greift in die Tasten. Dabei lässt sie es aber nicht bewenden. Das würde ihr auch nicht vollständig Rechnung tragen. Vielmehr hält sie dem - ab und an auf Männersuche befindlichen Musikkabarett-Partner - liebevoll und charmant den Spiegel vor: "Hase, bei Dir heißt es immer Sex und hopp". Nnnnnein, es gibt doch gar keinen echten Männer mehr, meint der. Mann oder Mannuela? - das sei die Frage.

"Männer leben nicht länger, es kommt ihnen nur so vor", stellte die Häussermann dann wieder den Bezug zum Älterwerden her. Klingt frech, ist es auch - doch man kommt da schon mal ins Grübeln und grinst sich einen. Und dann überhaupt die Kinder. "Hund oder Kind - versaue ich mir nur den Teppich oder gleich das ganze Leben?", hätte jedenfalls Schläpers Tante früher immer gemeint. Dann doch lieber, die Wettschuld einlösen und à la Conchita-Wurst als Frau im langen Kleid mit Damenbart auftreten. Das war wiederum nicht vom Umtausch ausgeschlossen, weil er direkt danach wieder in den engen, perfekt mit den Accessoires farblich abgestimmten Anzug wechselte.

Die beiden haben in der Mittelstadt ihre Fangemeinde - das merkt man. Da lag die Zugabe über den russischen Paketdienstfahrer Vladimir mehr als auf der Hand. Paket? Moment! Nein, auch die Lieferung war nicht vom Umtausch ausgeschlossen.

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