Kunstwerk mit vielen Geschichten Die Hasseler Kuckucksgeiß wacht am Sagenweg

Hassel · Das Fabelwesen aus Holz, das am Fröschenpfuhl steht, nimmt die Rohrbacher auf die Schippe.

Die Hasseler Kuckucksgeiß wurde vorgestellt – mit dabei (von links) Thomas Berrang und Konrad Weisgerber vom Heimat- und Verkehrsverein St. Ingbert, Förster Niklas Ilgemann und Iris Stodden von der Tourismusabteilung im Rathaus.

Foto: Peter Gaschott

Sagenwege gibt es rund um St. Ingbert. Einer davon startet in Hassel am Fröschenpfuhl. Knapp drei Kilometer ist er lang, bequem auch für Familien mit kleinen Kindern zu gehen. Start- und Zielpunkt ist der Parkplatz am Weg zum Fröschenpfuhl. Wer die ersten fünf, sechshundert Meter hinter sich hat, trifft auf ein seltsames Fabelwesen, das am Wegrand Wache hält. Die Hasseler Kuckucksgeiß ist ein echter Hingucker. Konrad Weisgerber vom St. Ingberter Heimat- und Verkehrsverein kann eine Menge erzählen über das Hasseler Mischwesen und seine Bedeutung.

So kam zum Namen Geistkirch

Weisgerber führt aus, dass das Geißbachtal, in dem man sich hier unweit des Sägeweihers befindet, seinen Namen vom altdeutschen „Gauchbachtal“ herleitet. Der Gauch, das war der Kuckuck, und der steht heute noch für die Hasseler. Weiter oben im Tal, wo der Geißbach entspringt, findet man die Geiskircher Kapelle. Sie hat, so Weisgerber, ihren Namen aus einer Geschichte, die sich hier zugetragen haben soll. So soll hier eine Geis, die friedlich graste, von einem Wolf gejagt worden sein. Sie flüchtete in die nahe gelegene Kapelle, die damals noch dem heiligen Martin geweiht gewesen sein soll. Die Tür sei hinter der Geis zugefallen, der Wolf trollte sich hungrig davon. Die Kapelle ihrerseits hatte seither ihren Namen weg – wenn auch, so Weisgerber, die Rohrbacher nach wie vor von der „Geistkirche“ sprächen – völlig falsch, so der Heimatforscher. Er verweist schließlich auf die Tafel, die neben der Skulptur die Zusammenhänge erklärt. Dort findet sich auch ein Gedicht, das ein nicht genannter Autor beigesteuert hat. Zum Rohrbacher Irrtum, den Namen der Kapelle betreffend, sagt dieser Dichter: „Die Rohrbacher, das glaawen mir, bäte heit noch, wie man weiß im Namen des Vaters und des Sohnes und der heiligen Geis.“

Kunst mit der Kettensäge jetzt auch in Hassel

Wie aber kam es zu der hölzernen Skulptur? Iris Stodden, im Rathaus für den Tourismus unterwegs, erklärt, dass der Kettensägenkünstler Marcel Lesser anlässlich des „Spänefliegens“ – so nennt sich ein St. Ingberter Kettensägen-Schnitzfestival – die Figur gefertigt habe. Weisgerber gab die Anregung. Ein Mischwesen entstand, filigran abgebildet, vierbeinig, mit Flügeln und Gehörn. Ein Spender, der nicht genannt werden will, spendete die Herstellungskosten in Höhe von rund tausend Euro. Der Bauhof steuerte einen Sandsteinsockel bei, der Heimat- und Verkehrsverein die Infotafel. Vom Saarforst waren Benedikt Krächan und sein Nachfolger Niklas Ilgemann mit dem Projekt beschäftigt.

App gehört zum Sagenweg in St. Ingbert

Jetzt steht sie da, die Hasseler Kuckucksgeis und erfreut die Wanderer, die sich den Sagenweg vornehmen. Den gibt es übrigens nicht als ausgeschilderten Wanderweg, denn die Sagenwege kann man ausschließlich über eine App erschließen. Die nennt sich Actionbound, will erst installiert werden auf einem Smartphone, fragt dann nach allerlei Berechtigungen, und gibt schließlich bereitwillig Streckenpläne und Informationen preis. Insgesamt fünf Sagenwege gibt es in den St. Ingberter Wäldern. Märchenhafte Orte und Geheimnisse uralter Sagen der Region werden auf den Sagenwegen aufgegriffen. Kleine Rätsel sollen dabei gelöst werden, Hintergründe über die Geschichte und interessante Anekdoten hält die App bereit.