Mit Finanzspritze des Landes Lotsen helfen weiter in Bus und Bahn

St Ingbert · Das Land fördert für drei Jahre das Projekt „mobisaar - Mobilität für alle“. Bei einem Termin am Rendezvous-Platz in St. Ingbert wurde erklärt, was das Projekt bisher erreicht hat und wie es weitergeht.

 Das Projekt mobisaar wird weitergeführt. Hier im Bild die Lotsin Patricia Althoff mit der gehbehinderten Annette Klein am Rendezvous-Platz in St. Ingbert.

Das Projekt mobisaar wird weitergeführt. Hier im Bild die Lotsin Patricia Althoff mit der gehbehinderten Annette Klein am Rendezvous-Platz in St. Ingbert.

Foto: BeckerBredel

Wenn die Beine nicht mehr so wollen wie in jungen Jahren. Wenn die Unsicherheit sich mehr und mehr heranschleicht und sich breit macht. Wenn man sich zwei, drei Mal überlegen muss, ob man – ganz allein auf sich gestellt – einen sehr beschwerlichen Weg aufgrund eines unaufschiebbaren Termin tatsächlich auf sich nehmen will. Dann wäre man heilfroh, es käme Hilfe um die Ecke, die so vieles leichter macht. Diese Hilfe im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) – es gibt sie. Und zwar die kommenden drei Jahre.

Diese gute Nachricht überbrachte am Montag Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger. Stichwort: mobisaar. Nach dem Ende der vom Bund geförderten Projektphase von „mobisaar – Mobilität für alle“ gewährt nun das Land eine Anschlussfinanzierung von jährlich 430 000 Euro. Das erfuhr man beim Ortstermin am Busbahnhof auf dem Rendezvous-Platz. Zahlreiche Beteiligte hatten sich hier eingefunden, um das zu erfahren, beziehungsweise das zu erläutern, was es mit dem Projekt auf sich hat.

Ziel ist es, allen Menschen im Land die uneingeschränkte Nutzung von Bus und Bahn zu ermöglichen. Für ältere und auch in ihrer Bewegung eingeschränkte Leute, etwa diejenigen, die auf einen Rollator nicht verzichten können, ist, wie es seitens des Ministeriums heißt, der Zugang zum ÖPNV ein ganz zentrales Element der sogenannten sozialen Teilhabe. Durch die hauptamtlichen Lotsen von mobisaar kann man diesem Ziel ein gutes Stück näher kommen.

 Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD, Mitte) informierte am Montag die Presse am Rendezvous-Platz in St. Ingbert zu mobisaar. Rechts im Bild Oberbürgermeister Ulli Meyer.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD, Mitte) informierte am Montag die Presse am Rendezvous-Platz in St. Ingbert zu mobisaar. Rechts im Bild Oberbürgermeister Ulli Meyer.

Foto: BeckerBredel

Diese Lotsen, insgesamt 62 an der Zahl, helfen beim Ein- und Aussteigen. Und sie begleiten Fahrgäste auch von der Haustür bis zum Zielort und wieder zurück. „Wir möchten mit mobisaar dazu beitragen, Zugangs- und Nutzungshemmnisse im ÖPNV abzubauen“, erklärte vor Ort Elke Schmidt, Geschäftsführerin SNS – Saarländische Nahverkehrs-Service GmbH. Zugleich ist sie mobisaar-Verbundkoordinatorin.

Die Lotsen sind derzeit von Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr, im Saarpfalz-Kreis, im Regionalverband Saarbrücken, dem Landkreis Neunkirchen und im Landkreis Saarlouis im Einsatz, um Menschen, die entsprechende Unterstützung wünschen, die Nutzung von Bus und Bahn zu ermöglichen.

Elke Schmidt: „Heute können mehr als 80 Prozent der saarländischen Bevölkerung, auch im ländlichen Raum einen Dienst nutzen, der es ihnen ermöglicht, auch ohne Auto mobil zu sein.“ Die Lotsen würden im Übrigen seit Beginn der Impfkampagne hierzulande Männer und Frauen auch zu den Impfzentren und zu ihrem Hausarzt begleiten.

Trotz pandemiebedingter Aussetzung des Services im Frühjahr 2020 sei es mobisaar bis zum Jahresende 2020 gelungen, neue Kunden hinzuzugewinnen, rund 630 sind es aktuell.

Von einer „Win-win-win-Situation“, also einem dreimaligen Gewinn hinsichtlich des Projektes, das nun munter weitergeführt wird, sprach Ministerin Rehlinger. Zum einen profitierten diejenigen Menschen hinsichtlich der Mobilität, die Lotsen wiederum erhielten hierdurch die Chance auf Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt und letztlich würde auch die Umwelt profitieren, wenn der ÖPNV das Auto ersetzt.

Prof. Daniel Bieber, der Landesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung, wies in St. Ingbert darauf hin, dass der Lotsen-Begleitservice noch Entwicklungspotenzial berge. mobisaar sei von Anfang an nicht als Ersatz für einen barrierefreien ÖPNV konzipiert gewesen, sondern als Angebot für alle, die Begleitung brauchen.

Wichtig sei im Übrigen, das Angebot weiter auszudehnen, und zwar in die Tages-Randzeiten und an den Wochenenden – unter Einbindung der Landkreise, die derzeit noch nicht voll angeschlossen seien.

Oberbürgermeister Ulli Meyer brachte seine Freude zum Ausdruck, dass das Mobilitätsprojekt durch das Saar-Wirtschaftsministerium gefördert wird und damit nicht zum Sterben verurteilt ist – zumindest die nächsten drei Jahre.

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