Romantische Klänge im Pfarrheim

Oberwürzbach. "Das Klavier spielt sich so gut wie ein Steinway. Auch, wenn es keiner ist", meinte Jürgen Meyer am Samstagabend grinsend. Damit hatte der Künstler beim Klavierabend im Oberwürzbacher Pfarrheim sowohl die Lacher, als auch die Zuhörer auf seiner Seite

 Der Pianist Jürgen Meyer spielte bei einem Konzert im Oberwürzbacher Pfarrheim. Foto: Jörg Martin

Der Pianist Jürgen Meyer spielte bei einem Konzert im Oberwürzbacher Pfarrheim. Foto: Jörg Martin

Oberwürzbach. "Das Klavier spielt sich so gut wie ein Steinway. Auch, wenn es keiner ist", meinte Jürgen Meyer am Samstagabend grinsend. Damit hatte der Künstler beim Klavierabend im Oberwürzbacher Pfarrheim sowohl die Lacher, als auch die Zuhörer auf seiner Seite. Romantische Werke von Beethoven und von Chopin hatte der Verein zur Förderung der Kirchenmusik in Oberwürzbach auf Vorschlag Meyers ins Programm genommen und damit den Geschmack des Publikums getroffen, welches das Pfarrheim zu knapp Dreiviertel füllte. Pianist Meyer ist in Oberwürzbach kein Unbekannter. Leitet er doch den Kirchenchor der Pfarrei Herz Jesu. Chorkonzerte - vornehmlich mit Werken von Vivaldi, Mozart und Saint-Saëns - waren in der Vergangenheit die Schwerpunkte. Für Jürgen Meyer war dieses Kammerkonzert auch aus einem anderen Grund eine Besonderheit: Es sei sein erster Solo-Klavierabend seit knapp sechseinhalb Jahren, betonte der Pianist zu Beginn. Eine Fingerstörung habe ihn bislang davon abgehalten, seiner Profession nachzugehen. Bisher sei er meist mit einer Sängerin aufgetreten. Deshalb habe er gehörigen Respekt dieses Mal alleine vor Publikum zu spielen. Ludwig van Beethoven stand im ersten Teil des Konzertes auf dem Programm mit der Klaviersonate Nr. 14 in cis-Moll, op 37, Nr. 2, besser unter "Mondscheinsonate" bekannt. Beethoven selbst gab ihr den Namen "Sonata quasi una Fantasia". Der Kritiker Ludwig Rellstab fühlte sich Jahre später beim Hören des ersten Satzes an eine Bootsfahrt im Mondschein erinnert und gab der Sonate deshalb den populären Namen. Romantische Fantasien kamen da bei den Konzertbesuchern hoch. Insbesondere der erste Satz, Adagio sostenuto, kam dank Meyers ruhigen und präzisen Spielens angenehm verträumt daher. In der Vorbereitungszeit des "Fidelio" entstand die Klaviersonate Nr. 21 op. 53 in C-Dur. Vor allem der sehr lange erste Satz ist bekannt für seine große modulatorische Kühnheit und Eindringlichkeit. Ludwig von Beethoven widmete diese Sonate seinem Freund Graf Ferdinand von Waldstein, weshalb sie auch unter dem Namen Waldsteinsonate bekannt ist. Charakteristisch für sie ist die Spannung und die Motorik, die vor allem das Thema aufbaut. Flott, zügig und vorwärtsstrebend präsentierte Jürgen Meyer das Werk der frühen Romantik. Auch beim zweiten Teil, der dem Komponisten Frédéric Chopin gewidmet war, wurde diese Linie beibehalten. Zwei Scherzi standen auf dem Programm: Das Scherzo Nr. 2 in b-Moll op. 31 und Scherzo Nr. 4 in E-Dur, op. 54. Beide sind für die besondere Ausstrahlung von Lebensfreude bekannt und entstanden 1837 sowie 1842. Der letzte Programmpunkt des Konzertes konnte seine italienischen Wurzeln ebenfalls nicht verbergen: Barcarole in F-Dur op. 60, ebenfalls ein Chopin-Werk, kommt von "La Barca" und bezeichnet im Italienischen "Das Boot". Ein Lied der Gondoliere also. Meyer entführte die Oberwürzbacher in die Kanäle Venedigs. Und das ohne Honorar, denn die Veranstaltung war zu Gunsten des Fördervereins.

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