Zusammenrücken und Deutsch lernen Zusammenrücken in der Rohrbacher Mühle

Rohrbach · In dem Anwesen haben zehn ukrainische Flüchtlinge Obdach erhalten. Zunächst heißt es dort, Deutsch zu lernen.

 Deutsch lernen in der Rohrbacher Mühle – Kinder aus der Ukraine nutzen die Ferienzeit, um sich sprachlich zurecht zu finden. Gastgeberin Magda Telus (stehend rechts) ist begeistert dabei.

Deutsch lernen in der Rohrbacher Mühle – Kinder aus der Ukraine nutzen die Ferienzeit, um sich sprachlich zurecht zu finden. Gastgeberin Magda Telus (stehend rechts) ist begeistert dabei.

Foto: Peter Gaschott

Im Versammlungsraum der Rohrbacher Mühle herrscht reges Treiben. 20 Kinder, die jüngeren von ihnen wuseln herum, die Heranwachsenden diskutieren mit Dennis Königsmark über die Besonderheiten der deutschen Sprache. Bis vor ein paar Wochen waren sie noch in der Ukraine. Vor dem Krieg flohen sie, jetzt werden sie von der Blieskasteler Flüchtlingshilfe und von den Eigentümern der Rohrbacher Mühle betreut. Da gilt es vor allem, schnell die deutsche Sprache zu lernen.

Siegfried Wack ist seit langem gern gesehener Gast in der Rohrbacher Mühle. Der ehemalige Gersheimer Bürgermeister, der eine Zeitlang Landrat unweit der polnischen Grenze war, ist Vorstandsmitglied der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. Magda Telus, ihr gehört gemeinsam mit ihrem Ehemann Andreas Meiser die Rohrbacher Mühle, ist Polin und Sprachwissenschaftlerin. Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, überlegten Telus und Wack, wie man den Flüchtlingen helfen könne. Telus zu unserer Zeitung: „Wir waren gerade in der unglücklichen Situation, dass wir in der Mühle eine Wohnung neu vermietet hatten. Von daher hatten wir nicht den Platz, den wir uns gewünscht hätten. Aber wir sind zusammengerückt. So konnten wir zehn Menschen in unserem Haus aufnehmen.“ Andreas Meiser gibt zu bedenken: „Es ist schon eng. Unter den zehn ist eine sechsköpfige Familie, für die suchen wir eine Wohnung in St. Ingbert“.

Am Anfang kam ein weiteres Problem hinzu. Die ukrainischen Flüchtlinge hatten noch kein Geld. Magda Telus berichtet begeistert, dass ihre Nachbarin Anne Holzapfel Geld gesammelt habe und damit Lebensmittel einkaufte. So konnten die Wochen überbrückt werden, bis die staatlichen Hilfen flossen. Der Veranstaltungsraum der Mühle wurde umfunktioniert in einen großen Schulsaal. Dennis Königsmark – er beendet in Kürze sein Germanistik-Studium – wurde als Dozent gewonnen. Und Magda Telus steht ihm zur Seite. Sie spricht fließend Russisch, nutzt jetzt die Gelegenheit, Ukrainisch zu lernen: „Ich spreche jetzt, da in meinem Haus Ukrainisch gesprochen wird, einen Mischmasch aus Russisch und Ukrainisch. Ich bin für mich selbst linguistisch ein interessanter Fall.“

Den Kindern macht es ungeheuer Spaß, in der Mühle zusammen zu sein und gemeinsam zu lernen. Das begeisterte auch Siegfried Wack, der von seinen früheren Begegnungen mit ukrainischen Kindern berichtet und erzählt, sie seien ungeheuer wissbegierig und begeisterungsfähig. Dennis Königsmark ist überrascht, dass „das Verstehen funktioniert, selbst wenn die Sprache dazu noch fehlt“.

 Gemeinsam bastelten die ukrainischen Kinder aus Papier kleine Schiffe, die sie dann auf dem Rohrbach zu Wasser ließen. Mit dabei Hausherr Andreas Meiser (links) und Siegfried Wack von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft.

Gemeinsam bastelten die ukrainischen Kinder aus Papier kleine Schiffe, die sie dann auf dem Rohrbach zu Wasser ließen. Mit dabei Hausherr Andreas Meiser (links) und Siegfried Wack von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft.

Foto: Peter Gaschott
 Spielerisch lernen auf dem Gelände der Rohrbacher Mühle – aus der Ukraine geflüchtete Kinder lernen in Rohrbach Deutsch.

Spielerisch lernen auf dem Gelände der Rohrbacher Mühle – aus der Ukraine geflüchtete Kinder lernen in Rohrbach Deutsch.

Foto: Peter Gaschott

Ukrainische Begegnungen wird es auch künftig in der Rohrbacher Mühle geben. Telus und Meiser sehen ihr Haus als einen Ort der Begegnung und der Kultur. Andreas Meiser freut sich dabei ganz besonders, dass der Veranstaltungsraum mittlerweile seine baurechtlichen Hürden in Sachen Brandschutz genommen hat und nun auch ganz offiziell als Begegnungsstätte fungieren kann.

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