Rohrbacher Firma „Kesselschmidd“ lebte in den Köpfen wieder auf

Rohrbach · Wie sehr regionale Geschichte die Menschen interessiert, zeigte der enorme Andrang zum Vortrag von Friedrich Müller in Rohrbach. Er veranschaulichte den Werdegang der alten Firma Poensgen & Pfahler bis in winzige Details.

. Der Saal füllte sich, und am Ende musste man noch Bänke herbeitragen, damit jeder der Gäste bei den Rohrbacher Heimatfreunden einen Sitzplatz hatte. Unter den Gästen auch Nachkommen der Familien Poensgen und Pfahler. Der Referent des Abends, Friedrich Müller, setzte sich nämlich mit der Geschichte der Firma Poensgen & Pfahler auseinander.

Mit Kesseln gegen Typhus

Bereits der Name "Kesselschmidd", wie Poensgen & Pfahler genannt wurde, zeigt schon, dass hier Kessel geschmiedet und auch genietet wurden. Und vieles mehr: Behälter selbst für die Nahrungsmittelindustrie, interessant auch die Erfindung, aus einem Kessel einen Dampfdesinfektionsapparat herzustellen gegen den damals ausgebrochenen Typhus . Allgemeine Heiterkeit löste das Foto einer Bescheinigung aus für Matthias Deckarm zur Errichtung einer Kesselanlage für die Schnapsbrennerei aus dem Jahre 1924.

Friedrich Müller beschrieb den Weg der Firma Poensgen & Pfahler detailliert und präzise von der Gründung bis zur Stilllegung am 1. November 1964. Anhand von Fotos, Verträgen, Lageplänen und Schriftstücken ließ er die Firma wieder lebendig werden, ließ sie verschiedene Orte durchwandern. Darunter "Goffontaine" (heute Schafbrücke) später St. Ingbert und schließlich Rohrbach . Dass Poensgen & Pfahler schließlich in Rohrbach ihr Werk aufbauten, verdankt man nicht zuletzt der Tatsache, dass der Lärm des Schmiedens und Nietens für die Anwohner in der Stadt St. Ingbert unzumutbar wurde. Hinzu kam, dass der damalige Bürgermeister von Rohrbach , Urban Jacob, Bahnanschluss versprach (was in St. Ingbert nicht möglich war) und dass er Land in Aussicht stellte, so viel sie auch immer benötigten, und das zum Nullarif, in Rohrbach abseits des Wohngebietes. Und so kam es, dass aus dem Bergmannsdorf Rohrbach , das es bis Ende des 19. Jahrhunderts war, ein aufstrebender Industrieort wurde. Dazu trugen dann auch, dank der wichtigen Bahnstreckenanbindung, die Firmen "Katharinenhütte" (Fa. Heckel) und "Keuth & Zenner" (Fa. Th. Jansen) bei.

Friedrich Müller rief auch in Erinnerung, dass es bereits 1895 eine Dampfmaschine gab und zwar im Anbau neben der Mühlendurchfahrt (Rohrbacher Mühle) und, mit Foto belegt, der "Feurige Elias", eine Elektrolok bei Poensgen & Pfahler. Es stellte sich heraus, dass auch Straßen neu gebaut und umgelegt werden mussten. Denn auf Dauer konnte es wirklich nicht sein, dass "der Weg schienengleich über Bahngleise ging. Wenn ein Zug durchfuhr, waren vorher und nachher vom heute noch stehenden Bahnwärterhäuschen aus die Schienen manuell zu bedienen".

Als am 1. November 1964 die Stilllegung das Firmenende bedeutete, erwarb die Firma Heckel Gebäude und Liegenschaften, die Dillinger Hüttenwerke den Maschinenpark.

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