Rinder im Wettlauf mit der Zeit

St Ingbert · Seit 2011 ist ein Beweidungsprojekt im Rohrbachtal im Gespräch. Von vielen Seiten gewollt, gibt es bei der Planung Probleme. Grundstückseigentümer können nur mühsam ermittelt werden. Für eine Förderung tickt die Uhr.

Rebecca Trautmann (rechts) erklärt anhand von Grundstücksplänen die Problematik des Beweidungsprojekts. Foto: Jung

Foto: Jung

. Kinder spielen am Natur-Spielplatz Wombacher Weiher, beim anschließenden Spaziergang besuchen sie die Hochlandrinder, die im Rohrbachtal die Wiesen mähen. Soweit die Vision von Ulli Meyer, Ortsvorsteher von St. Ingbert-Mitte, seinem "grünen" Kollegen Bodo Marschall und den Angelsportfreunden. Marschall war es auch, der anregte, das auf Eis gelegte Beweidungs-Projekt zu reaktivieren.

Denn bereits im Jahre 2011 liefen beim Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) konkrete Planungen, wie die Bewirtschaftung in der Aue zwischen St. Ingbert und Rohrbach gelingen könnte und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen. Viel Arbeit hat der damals damit betraute Kollege am LUA in die Planung gesteckt, die sich nun abgeheftet in einem amtlichen Ordner befindet. Das heißt aber nicht, dass das Amt, beim Ortstermin am vergangenen Donnerstag durch Ingo Holz vertreten, nicht bei der Realisierung unterstützend tätig wird. Doch dürfe er die damals ermittelten Adressen der Grundstücksbesitzer, auf deren Parzellen die Beweidung stattfinden soll, aus Datenschutzgründen nicht herausgeben. Und genau das ist das eigentliche Problem. Da es sich nicht nur um Pflegemaßnahmen handelt, wo eine Anzeige im Amtsblatt genügt, müssen die Grundstückseigentümer ihre Zustimmung geben. Schließlich soll auch ein Zaun gezogen werden. Rebecca Trautmann, im St. Ingberter Rathaus für Stadtentwicklung zuständig, versuchte, die auf einem Plan streifenartig ausgewiesenen Parzellen Eigentümern zuzuordnen und deren aktuelle Adressen zu ermitteln. Sie stieß mit einer stadtinternen Recherche schnell an Grenzen.

Beim Termin an der Fischerhütte am Wombacher Weiher am Donnerstag machte ein Plan die Runde, in dem die Parzellen dahingehend gekennzeichnet sind, ob die Besitzer aufgrund der bekannten Anschrift informiert werden können oder eben nicht. Dabei ist noch nicht einmal klar, ob sich alle zu erreichenden Adressaten mit einer Beweidung einverstanden erklären würden. Nicht nur Umweltminister Reinhold Jost, der beim Vor-Ort-Termin durch Joachim Gerstner vertreten wurde, ist vom Nutzen des Projekts überzeugt, sondern auch Barbara Böhme und Peter Hellenthal vom Nabu St. Ingbert. Denn viele Stellen im Rohrbachtal, die früher von Gräsern dominiert wurden, sind mit Büschen und Bäumen überwuchert und verlieren ihr ursprüngliches Aussehen.

Bis zu welcher Stelle im Tal die Beweidung genau reichen soll, darüber wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Je nachdem, welcher Träger die Beweidung übernimmt, im Gespräch ist Landwirt Edgar Sander, könne das Projekt großzügig gefördert werden, wie Gerstner informierte. Aber nur, wenn es noch 2014 auf den Weg gebracht wird. Und deshalb heißt es jetzt, schnell die Hausaufgaben zu erledigen. Laut Gerstner müsse als erstes grundsätzlich "Ja" zur Beweidung gesagt werden, die Grundstücke müssen verfügbar und ein Bewirtschafter vorhanden sein. Rechtssicherheit muss her.

Geht alles klar, was die Beteiligten hoffen, dann können 0,3 Stück Großvieh pro Hektar, also 10 Tiere für die Gesamtfläche, eine neue Heimat im Rohrbachtal finden. "So kann Naturschutz Spaß machen", hofft Ulli Meyer auf ein gutes Ende.