Rhythmische Präzision und barocke Klänge

Hassel. Voll besetzt war die Evangelische Kirche in Hassel, als Pfarrerin Doris Agne die Zuhörer zum Jubiläumskonzert anlässlich des 90-jährigen Bestehens des Evangelischen Kirchenchors begrüßte. Dem Chor standen unter der Leitung von Jan Becker vier Gesangssolisten und ein Barockorchester zur Seite

Hassel. Voll besetzt war die Evangelische Kirche in Hassel, als Pfarrerin Doris Agne die Zuhörer zum Jubiläumskonzert anlässlich des 90-jährigen Bestehens des Evangelischen Kirchenchors begrüßte. Dem Chor standen unter der Leitung von Jan Becker vier Gesangssolisten und ein Barockorchester zur Seite. Das Konzert, das unter dem Motto "Was Gott tut, das ist wohl getan" stand, begann mit der gleichnamigen, von Johann Sebastian Bach (1685-1750) 1724 komponierten Kantate BWV99. Der Chor, ausgewogen mit 22 Frauen- und 14 Männerstimmen besetzt, gestaltete die Rahmensätze in homogenem Klang. Tenor Martin Hofmann konnte in seiner Arie "Erschüttre dich nicht, verzagte Seele" sehr gut mit der Querflöte korrespondieren. Die Altistin Beate Scheidt wusste mit warmem Timbre sowohl in ihrem Rezitativ als auch im anschließenden Duett, instrumental garniert mit duettierender Querflöte und Oboe, mit der Sopranistin Susanne Gastauer zu überzeugen. Diese konnte in der nachfolgenden Kantate "Jesu, meine Freude" BuxWV60 von Dietrich Buxtehude (1637-1707) in unterschiedlichen Stimmungsbildern wie "Sünd und Hölle" und "Gute Nacht, o Wesen" weitere Glanzlichter setzen. Drei Verse wurden vom gut vorbereiteten dreistimmigen Chor mit der erforderlichen rhythmischen Präzision gestaltet. Mit barockem Schmelz präsentierte sich das bestens aufgelegte Orchester und hatte in dieser Kantate mit einer "Sinfonia" auch ein instrumentales Solostück. Ein Hörgenuss war Thomas Herberich, der mit kräftig-markantem Bass insbesondere in der dritten Kantate des Abends, Bachs 1726 komponierter berühmter "Kreuzstab"-Kantate BWV56, beeindruckte, die er in je zwei Arien und Rezitativen, getragen von Seufzermotiven im Orchester und in der Arie "Endlich wird mein Joch" mit konzertierender Oboe, fast allein bestritt. Als Auflockerung zwischen den drei Kantaten gab es Kammermusik vom Feinsten: Uta Helene Follert (Sopranflöte, Querflöte) und Landeskirchenmusikdirektor i.R. Udo-Rainer Follert (am eigenen Cembalo) wussten mit virtuos gestalteten Barocksonaten des venezianischen Mönchs Diogenio Bigaglia (1676-1745) und von Johann Adolf Hasse (1699-1783), der auch eine Zeit lang in Venedig gewirkt hatte, als eingespieltes Duo die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Den Abschluss des Konzerts bildete der Schlusschoral aus der Kreuzstab-Kantate über "Komm, o Tod, du Schlafes Bruder", vom Chor unter dem umsichtigen Dirigat von Jan Becker in langen Notenwerten schwerelos und ausdrucksstark zugleich interpretiert, zielgerichtet auf den, auch vom Text her als Erlösung aufgefassten, strahlenden C-Dur-Schlussakkord. Für den Applaus des begeisterten Publikums dankte der Chor mit zwei weiteren Zugaben. In seiner Laudatio beim anschließenden Empfang in der Evangelischen Begegnungsstätte dankte Udo-Rainer Follert dem Chor, dem Vorsitzenden Urban Lehmann und Chorleiter Jan Becker für ihr kirchenmusikalisches Engagement.

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