Rentrischer Schule vorerst nicht im Fokus

Rentrisch · Was passiert, wenn noch mehr Flüchtlinge nach Rentrisch kommen - und wo werden sie dann untergebracht? Unter den Einwohnern des Ortes hat sich Unruhe breitgemacht, auf die die Stadtverwaltung nun mit einem spontanen Informationstreffen reagiert hat.

 Etwa 60 Rentrischer waren gekommen, um von der Stadtverwaltung Informationen über die mögliche Nutzung des Schulgebäudes als Flüchtlingsunterkunft zu bekommen. Foto: Cornelia Jung

Etwa 60 Rentrischer waren gekommen, um von der Stadtverwaltung Informationen über die mögliche Nutzung des Schulgebäudes als Flüchtlingsunterkunft zu bekommen. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Nach der jüngsten Rentrischer Ortsratssitzung, in der es auch um die mögliche Belegung der ehemaligen Grundschule mit Flüchtlingen ging (wir berichteten), standen die Telefone bei Helga Roth nicht mehr still. Deshalb hatte das SPD-Ortsratsmitglied am Mittwoch zu einer Bürgerversammlung auf dem Schulhof aufgerufen. Die Stadtverwaltung vertrat Mike White. "Vor vier Wochen war ich noch mit dem Ordnungsamt hier in Rentrisch , um mich um die Container zu kümmern. Am selben Tag habe ich die Aufgabe als Leiter bei der Stabsstelle für Flüchtlinge der Stadt angenommen", stellte er sich und seinen neuen Verantwortungsbereich vor. Er berichtete, dass er und seine Kollegen bis tief in die Nacht mit der Wohnraumbeschaffung beschäftigt seien. Man hätte über die komplette Stadt ein Raster gelegt, um potenzielle Flüchtlingsunterkünfte zu erfassen. "Früher wurde nur die Frage gestellt, wie viele Betten man irgendwo reinstellen kann, nun schaut man auch, ob die Infrastrukturen vor Ort passen", so White.

Doch was die rund 60 Rentrischer interessierte, die gekommen waren, war der Umgang mit ihrem Dorfmittelpunkt, der Schule. "Ich bin hier, um für Entspannung zu sorgen", beruhigte White die Gemüter. Da man bei den Flüchtlingen auch 150 Kinder habe, werden perspektivisch auch die Schulen mehr Zulauf bekommen. Diese Tendenz deute sich jetzt schon an. "Die Schmelzerwaldschule ist bereits jetzt an der obersten Kapazitätsgrenze", sagte der städtische Mitarbeiter, "wenn ich Schule und Kita brauche, wird auch die Grundschule in Rentrisch vielleicht wieder ein Rolle spielen. Die Schule ist als solche gewidmet und so soll es bleiben. Es wäre Schwachsinn, sie anderweitig zu belegen. Das ist derzeit auch nicht nötig."

Auf Worte wie "derzeit", "momentan", "eigentlich" und "vorläufig" reagierten die Anwesenden mit Unmut. "Streichen sie das", so White zu den Pressevertretern. Er versicherte den Bürgern, dass die Grundschule und die Turnhalle nicht als Flüchtlingsunterkunft geplant seien. Für eine Sammelunterkunft gebe es weder Baupläne noch eine Ausschreibung. Das "noch nicht" stand trotzdem unausgesprochen im Raum, denn auch der Stabsstellenleiter wisse nicht, mit wie vielen Flüchtlingen noch zu rechnen sei. Man versuche aber dezentralisierten Wohnraum zu vermitteln, was auch der Integration zugute komme. "Wir hatten hier schon mal eine gut funktionierende Integrationsschule", war Karl-Heinz Dewald, dem letzten Rektor der Grundschule, die Enttäuschung darüber, dass sie geschlossen wurde, auch nach Jahren noch anzumerken, "man hat sie damals der Seele beraubt und nun versucht man, ihr auch noch den Körper zu nehmen."

Es wurde von Anwohnern ausgesprochen, dass es Ängste gebe, wenn viele Flüchtlinge in den Ort ohne nennenswerte Infrastruktur kämen. "Ich bin dafür da, Ihnen die Ängste zu nehmen, Sicherheit zu vermitteln und Geborgenheit zu bieten", beschwichtigte Mike White, "rufen Sie mich jederzeit an, wenn Sie Fragen haben oder es Gerüchte gibt. Ich habe keine Geheimnisse." Mathilde Thiel appellierte daran, dass keine gewachsenen Strukturen zerschlagen werden dürften, weil nur so Integration funktioniere. Auf frühere widersprüchliche Aussagen zur Belegung der Schule mit Flüchtlingen befragt, gab White zu, dass einiges unstrukturiert gelaufen sei.

Um Akzeptanz in der Flüchtlingsthematik zu schaffen, seien im Januar eine Infoveranstaltung und das Verteilen von Postwurfsendungen geplant. Um Befürchtungen und Gerüchten vorzubeugen, sei aber auch ein entsprechender Infofluss vonnöten, so einige der Anwesenden. Hier gelobte White Besserung und sagte an den Ortsvorsteher gerichtet: "Wenn sich in Rentrisch irgendetwas in Sachen Flüchtlingen ändert, dann sind Sie, Herr Schörkl, der erste, der es erfährt."

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