Rentrisch lädt nach

Rentrisch · Immer noch haben die Rentrischer die Wildschweine im Visier, die nach wie vor Gärten und Grünanlagen umbuddeln. Der Ortsrat sucht weiter nach Lösungen und hat nun zwei Vorschläge hervorgebracht. Ein Unterpacht- oder ein Arrondisierungsvertrag könnten der Sache ein Ende bereiten.

Seit mehreren Monaten werden in den Rentrischer Ortsratssitzungen Lösungen gesucht, wie man die massiv auftretenden Wildschweine fern halten kann. Warn-Schilder wurden aufgestellt, um Passanten zur Vorsicht zu mahnen. Doch vor allem erhoffte man sich eine Antwort von Jagdaufseher Bernhard Feichtner, der in einer Sitzung erklärt hatte, wie es in dem Gebiet um die Jagdausübung bestellt ist. Die Rentrischer gingen enttäuscht nach Hause. Denn bei ihnen kamen zwei Dinge an: Erstens solle in der Nähe von Wohnbebauung nicht geschossen werden, weil der potenzielle Gefährdungsbereich bei schwarzwildtauglicher Munition 5000 Meter betrage. Zweitens habe der Jagdaufseher immer das letzte Wort, ob in bestimmten Situationen geschossen werde, selbst wenn es die Behörden empfehlen würden. Denn Jagdpächter und -aufseher tragen die Last der Verantwortung, wenn durch abprallende Geschosse Menschen verletzt würden.

Als Ortsvorsteher Dieter Schörkl von der Obersten Jagdbehörde erfuhr, dass es sich bei der Scheidter Talaue um einen nicht befriedeten Bezirk im Sinne des vierten Paragrafen des Saarländischen Jagdgesetzes handele, in dem gejagt werden dürfe, fühlte er sich hingehalten. Denn bisher war er nach den Ausführungen des Jagdaufsehers davon ausgegangen, dass dort nicht geschossen werden dürfe, weil es sich um befriedetes Gebiet handele. Diese Talaue ist aber Dreh- und Angelpunkt der weiteren Ortsentwicklung, die zum Naherholungsgebiet aufgewertet werden soll. Dafür sind 115 000 Euro eingestellt, die aber nicht investiert werden, solange man damit rechnen muss, dass die Schweine die Arbeiten wieder zunichte machen. Liest man die Schreiben, die zwischen der Jagdgenossenschaft St. Ingbert-Mitte, dem Ministerium, der Obersten Jagdbehörde, dem Jagdpächter beziehungsweise -aufseher hin und hergehen, dann zeigt sich, dass bereits die Begrifflichkeit des "befriedeten Bezirks" zu Diskussionen und damit zu Missverständnissen führt. In einem Schreiben des Jagdaufsehers Bernhard Feichtner, das Waltraud Guth von der Abteilung Gebäude und Liegenschaften der Stadtverwaltung, in einer kürzlich einberufenen Ortsrat-Sondersitzung vortrug, kann ein örtliches Verbot der Jagdausübung auch dann auf einer eigentlich bejagbaren Fläche gelten, wenn, wie zu beiden Seiten des Scheidter Baches, damit gerechnet werden muss, dass Menschen gefährdet werden könnten. Die Jagdausübung müsse nach den Umständen des Einzelfalles entschieden werden. Auch der Jagdaufseher gesteht in einem Schreiben ein, dass der "rechtliche Sachverhalt in dieser Angelegenheit nicht so einfach" zu verstehen ist. Waltraud Guth bat darum, nicht auf der Begrifflichkeit des befriedeten Bezirks herumzureiten und zu akzeptieren, dass der Jagdpächter zwar das Recht habe zu schießen, nicht aber die Pflicht. Durch nicht mehr existierende Abschusspläne seien die Jäger nicht zur Bejagung des Schwarzwildes verpflichtet. Da der Jagdpachtvertrag Bestandsschutz genieße, könne er auch nicht gekündigt werden.

Weil für einen kilometerlangen Einfriedungszaun für die Talaue kein Geld da sei, blieben nur zwei Möglichkeiten, der großen Wildschweinpopulation durch konsequentes Bejagen zu begegnen, wie Guth sagte. Man könne versuchen, einen Arrondierungsvertrag mit dem benachbarten Saarforst zu schließen, um die Verantwortung abzugeben und zu hoffen, dass von dessen Jägern einer zum Schießen bereit ist. Oder der Jagdpächter könne aus demselben Grund einen Unterpachtvertrag schließen. Da die Jagdgenossenschaft St. Ingbert-Mitte, um darüber einen Beschluss zu fassen, offiziell zu einer Sitzung zusammenkommen muss, war der Ortsvorsteher für ein zweigleisiges Vorgehen, um nicht tatenlos abwarten zu müssen.

 Bei einer Sondersitzung des Rentrischer Ortsrates zur Wildschweinproblematik (Foto oben) sprach Waltraud Guth (rechts) von der Abteilung Gebäude und Liegenschaften der Stadtverwaltung als Vertreterin der Jagdgenossenschaft. Foto: Cornelia Jung

Bei einer Sondersitzung des Rentrischer Ortsrates zur Wildschweinproblematik (Foto oben) sprach Waltraud Guth (rechts) von der Abteilung Gebäude und Liegenschaften der Stadtverwaltung als Vertreterin der Jagdgenossenschaft. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Bis die Versammlung einberufen wird und entscheiden kann, welche Lösung es für das Rentrischer Schweine-Problem gibt, solle als Erstmaßnahme eine Rodung in Erwägung gezogen werden, um den Tieren die Rückzugsorte zu nehmen. "Wir müssen zeitnah in eine konstruktive Phase kommen. Wir wollen nicht mehr hören, was nicht geht, sondern wir brauchen Lösungen", sagte Stefan Paulus (CDU ). Waltraud Guth versicherte den Ortsratmitgliedern, dass auch Jagdgenossenschaft und Stadt um eine schnelle Lösung bemüht seien: "Wir bleiben da dran, ganz klar."

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