Auch in St. Ingbert-Mitte sind die Narren an der Macht Doktor Trolli Ulli muss Akten gegen schwere Ketten tauschen

St. Ingbert · Da stand der Oberbürgermeister, war vorübergehend wieder auf freiem Fuß und bedauerte: „Ich dachte wirklich, dieses Jahr schaffen wir es.“ Doch erneut hatte beim Rathaussturm in St. Ingbert der Verwaltungschef das Nachsehen.

 Obwohl er seinen Rathausschlüssel los wurde, hatte OB Ulli Meyer am Samstag gut lachen.

Obwohl er seinen Rathausschlüssel los wurde, hatte OB Ulli Meyer am Samstag gut lachen.

Foto: Stefan Bohlander

Und so hatte die Narrenschar nach wortreichen Verhandlungen und mehreren heftigen Böllerschüssen die Macht an sich gerissen und leitet nun bis Aschermittwoch die Geschicke in der Biosphärenstadt. „Dann aber nächstes Jahr“, versprach Ulli Meyer.

Was war passiert? In Hundertschaften hatten sich die Närrinnen und Narren vorm Parkplatz des Rathauses versammelt. Im ersten Stock des Gebäudes hatten sich der OB und sein Hofstaat verschanzt; bereit, die karnevalistischen Breitseiten abzuwehren. Der versuchte es zunächst noch mit Sarkasmus: „Es is kenn Musik, es is mehr Radau – Es scheppert unn laut is, do graust‘s einer Sau.“ Peter Cuje von der Karnevalsgesellschaft „Dann wolle ma emol“ Rohrbach ließ am eigentlichen Ziel keinen Zweifel aufkommen: „Freibier ist‘s, was auch den Narr besänftigt – Nur so kannst Du Dich retten.“

Heike Kretschmer vom Rentrischer Karnevalsverein RCV „Die Holzhauer“ versuchte, den Verwaltungschef mit Provokationen zum Aufgeben zu zwingen: „Dei Vorgänger im Amt, de brave Hans – stand do unne Aug in Aug mit uns.“ Andreas Theis vom MGV Frohsinn klagte an, es würde jetzt einen neuen Stil im Rathaus geben: „Du sagst, was gemacht wird und diskutiert wird nicht mehr viel.“ Und Markus Seel, der Prinz der Dengmerter Narrezunft, machte sich darüber lustig, dass der OB Akten stets mit dem Trolli zu transportieren versuche. Er sei regelrecht „Doktor Trolli Ulli – odder ähnfach abgekürzt, unser OB: de Trulli.“

 Angeführt von Heike Kretschmer, Peter Cuje, Andreas Theis und Markus Seel (von links) bliesen der RCV Die Holuhauer, die KG „dann wolle ma emol“, der MGV Frohsinn und die DNZ zum Sturm aufs Rathaus.  Foto: Stefan Bohlander

Angeführt von Heike Kretschmer, Peter Cuje, Andreas Theis und Markus Seel (von links) bliesen der RCV Die Holuhauer, die KG „dann wolle ma emol“, der MGV Frohsinn und die DNZ zum Sturm aufs Rathaus. Foto: Stefan Bohlander

Foto: Stefan Bohlander

Der nahm‘s wiederum mit Selbstironie und meinte, sein Stil käme gut an: „Manchmal dut sogar ein Augenzwinkern reiche.“ Als er sich jedoch noch als „CIO vom Saarland“ und quasi als oberster IT-Sicherheitstechniker im Land generierte, wurde es den Narren zu bunt. „Mach Deine Rechnung mit dem Himmel, Meyer – Deine Uhr ist abgelaufen!“, drohte Heike Kretschmer. Und der OB zeigte sich schließlich einsichtig: „Es kann der gute Meyer nicht in Ruh’ regieren, wenn es den Fastnachtsboozen nicht gefällt. Für heut’ geb‘ ich die Stellung uff.“ In schwere Ketten gelegt wurde der einstige Verwaltungschef abgeführt, für die gemeinsame Feier im Kuppelsaal des Rathauses jedoch gnädigerweise erst mal wieder auf freien Fuß gesetzt.

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