Rathausstürme Der Ortsvorsteher endet als Bruchpilot

Hassel/Rohrbach · Mit den Rathausstürmen in Hassel und Rohrbach begann am Fetten Donnerstag in St. Ingbert die Straßenfastnacht.

 In diesem Jahr bliesen die Geierfrauen in Rohrbach zum Sturm auf die ehemalige Wiesentalschule, wo sich Flugkapitän Roland Weber nicht lange der Weiber erwehren konnte.

In diesem Jahr bliesen die Geierfrauen in Rohrbach zum Sturm auf die ehemalige Wiesentalschule, wo sich Flugkapitän Roland Weber nicht lange der Weiber erwehren konnte.

Foto: Cornelia Jung

Für den Rathaussturm hatte sich Ortsvorsteher Markus Hauck in seine närrische Dienstkleidung mit Poncho und Sombrero geschmissen und versuchte den Ata-Frauen und dem Guggugsklibbsche den Sturm aufs Rathaus auszureden. „Losse eich nedd blende vunn denne Hyäne. Die greische nur laud, hann awwer gar kenn Pläne“, versuchte er, das zahlreich erschienene närrische Volk gegen die poteziellen Rathauseroberer aufzubringen. Schaffe wollte die nix, sonst hätte sie sich ja im Mai für die Wahlen auf die Liste schreiben lassen. „Awwer glawe mass, dass wird nedd geschehn, dass sie am 26. Mai uffm Wahlzettel stehn.“

Trotzdem standen die Chancen der närrischen Frauen in Hassel gut, den Rathausschlüssel in ihren Besitz zu bringen, denn sie hatten sich mit dem Karnevalsclub Verstärkung an die Seite geholt. Wenn er sie so angucke, dann hielte Hauck jede Wett‘, dass was er sahn, die Weiber nicht interessiere tät. Die bestätigten das lautstark und wedelten mit handfesten Argumenten. Ihre Spritze hatte eine Fastnacht-Krankenschwester dabei, mit der wolle sie sich den Weg machen frei. „Denn im Rathaus, so han ich‘s geheert, grassiert e Seuche ungeniert“, so Ata-Frau Susi, „de Ortsfortz un ach sei Narre sinn infiziert un han nix zu lache.“ Dagegen seien die Frauen immun und wollten mit dem Rathaussturm auch etwas dagegen tun. „Schlissel her – ihr Mannsleit raus, jetzt merze mir die Seuche aus! Mir schrubbe se mit Eifer weg. Mir mache se blatt. Mir butze se weg!“

Der Rinderwahn grassiere in der Ortsverwaltungsstelle, mache „nen Riesen-Durst, reizbar und es sei nix mehr mit chille“. Man laufe im Zickzack, könnte sich nicht mehr artikulier‘n, das würde den Hauck als Chef disqualifizier‘n. Die Krankheet sei in Hasel angekumm und haue die stärkschde Männer um. Frauen sein sozialer, Aggressionen ihnen fremd, sie würden auf dem Posten besser aussehn und geben das letzte Hemd. Gelbe Säcke gäbs mit ihnen im Ort en masse, das Regieren mache ihnen großen Spaß. Gott habe nur die Frauen perfektioniert, weshalb ihnen nun das Rathaus gehört. Mit Klobürsten, Staubwedeln, Knüppeln und Spritze verschafften sie sich so bis Aschermittwoch die Rathaussitze.

Die Machtergreifung im Stampesstaat Rohrbach fand diesmal an anderer Stelle statt, denn das alte Stadtwerke-Gebäude wird zur Kita umgebaut. Obwohl das Fenster der ehemaligen Wiesentalschule niedriger liegt als das im „alten Rathaus“ wollte der Ortsvorsteher als Flugkapitän hoch hinaus. „Wie ihr ja seht, an Kapp und Jackett, ich werde jetzt Pilot und fliege bald Jumbo-Jet“, erklärte Roland Weber sein Outfit. Im Haushaltsplan stünde Geld für den Stampes-Airport bereit. Dann würde Geierfrau Roswitha der Copilot und der Narren-Gruß hieße nicht mehr Alleh Hopp. „Alleh Roger“ müsse man dann grüßen die närrische Masse – einen Flugplatz auf Bürgerkosten, die Geierfrauen konnten es nicht fasse. „Warscheins stand dieser Parteibeschluss unter starkem Alkoholeinfluss“, vermutete Roswitha, die Anführerin der Rohrbacher Geierfrauen. „Ob Grüne, Schwarze, Gelbe oder Rote, ihr seid doch alle Bruchpilote.“ Ein Spielplatz für Flieger ginge zweifelsohne, denn die Frauen seien dann schon im Rathaus als „Schöpfung der närrischen Krone“.

 Ortsvorsteher Markus Hauck verteidigte den Rathausschlüssel mit aller Kraft, musste sich dann aber doch den närrischen Weibern ergeben.

Ortsvorsteher Markus Hauck verteidigte den Rathausschlüssel mit aller Kraft, musste sich dann aber doch den närrischen Weibern ergeben.

Foto: Cornelia Jung

Mit dem Flieger könne Weber sowieso nur Rundflüge über Rohrbach machen und den Leuten zeigen, wo früher noch Geschäfte und Kneipen waren. „Wir leben jetzt in Turbulenze onn wolle mit einem Airport glänze“, tönte es aus dem Gebäude heraus, „Machtergreifung ich lach‘ mich schlapp, siehst du mei Pilotekapp?“ Man müsst sparen noch und nöcher, selbst die Straßen hätten schon Haushaltslöcher, so die Geierfrauen. Und nun versuchten die Oberen auf schlaue Art und Weise auch noch zu bauen eine Einflugschneise. Weber wolle fliegen? Er könne ja „nicht mal gradaus denken, geschweige denn ein Flugzeug lenken“. Der Sturm begann „mit Raketenwerfer und voller Power, kommt das Kommando vom Roswita-Tower“. Die Frau mit einer Kraft wie Dynamit, die bis Aschermittwoch den Namenszusatz h.c. Kamikaze trägt. Die Kaiserstraße heiße bald Roswitagässje, Weber ließ sich dann doch verhaften für ein Spässje. Er verließ die Schul‘, gab den Schlüssel den Geiern, um in der Rohrbachhall bis Aschermittwoch zu feiern.

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