Insektensterben Viele Hummeln und Bienen verhungerten

Rohrbach · Rohrbacher suchte nach den Gründen für ein großes Insektensterben in der Detzelstraße.

 Julius Gries zeigt auf eine Stelle, die besonders voll mit toten Bienen und Hummeln war.

Julius Gries zeigt auf eine Stelle, die besonders voll mit toten Bienen und Hummeln war.

Foto: Stefan Bohlander

„Ich befürchte, hier wurde mit nicht zulässigen Giften gearbeitet.“ Das war die erste Vermutung, als Julius Gries der Saarbrücker Zeitung mitteilte, dass Bienen und vor allem Hummeln auf einer großen Strecke der Detzelstraße in Rohrbach tot auf dem Boden lägen. Doch durch die weitere Recherche des aufgeweckten 18-Jährigen erwies sich seine erste Annahme dann doch als falsch. Die Tierchen waren wohl schlicht verhungert.

Was war passiert? Julius Gries trägt Zeitschriften aus. Auf seinen Gängen durch die Detzelstraße, in der Nähe wohnt er auch, bemerkt er, dass auffällig viele Bienen und Hummeln auf der Straße liegen – tot. Auf etwa halber Strecke der Straße bis hoch zum Kindergarten sind die Flugtiere verstreut. „Dutzende schwarze Punkte“, wie der junge Mann bildhaft beschreibt. Unter den Bäumen, im Rinnsal, auf der Straße, auf dem Gehweg. „Viele Bienen, aber bei den Hummeln war es viel schlimmer.“ Da die toten Tiere wiederum als Nahrungsquelle für Vögel und Ameisen dienen, waren sie teilweise auch verstümmelt. Mittlerweile sind sie während der Straßenreinigung entfernt worden.

Er kontaktiert den Nabu-Landesverband, der seinen ersten Verdacht - das Gift - erst mal entkräftet. Das Massensterben sei quasi jedes Jahr und vor allem an einer Stelle zu beobachten: unter Linden. Genauer gesagt unter Krim- und Silberlinden, die beide in Mitteleuropa nicht natürlich vorkommen. Forscher fanden nach langwierigen Untersuchungen heraus, dass diese ungefähr zwei bis vier Wochen nach den heimischen Winter- und Sommerlinden blühen. Wenn diese blühen, ist das Angebot an sonstigem Nektar sehr gering. Außerdem sammeln Hummeln kaum Energiereserven in ihren Körpern. „Sie sind also sehr schwach, wenn die anderen blühen“, bringt Julius Gries seine Erkenntnis auf den Punkt. Der Nabu selbst formuliert es auf seiner Internetseite so: „Hauptgrund für das Hummelsterben ist also der Nektarmangel im Hochsommer, ausgelöst durch immer steriler werdende Gärten und Grünanlagen und die weitere Ausräumung der freien Landschaft. Linden stellen die letzten großen Nektarquellen in der Vegetationsperiode dar.“

 Die toten Hummeln auf der Detzelstraße.

Die toten Hummeln auf der Detzelstraße.

Foto: Julius Gries

Zu wenig Grün also in den Vorgärten? „Die meisten haben ja nur noch Mauern und Steine“, kritisiert der 18-Jährige. Statt Steinen und Schotter sollte man seiner Ansicht nach lieber Nektar- und Blütenpflanzen in den Garten pflanzen. Beim Mähen könnte man es so machen, dass man um Blüten drumherum schneidet. So blieben die Pflanzungen länger erhalten und könnten den Flugtieren auch länger als Nahrung dienen. Interesse an der Thematik hatte er übrigens durch die Berichterstattung über Bienensterben und den durch den Mensch verursachten Klimawandel bekommen.

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