Prozessauftakt in St. Ingbert Wie kamen die Kinderpornos auf die Computer-Festplatte?

St Ingbert · Der 52jährige EDV-Fachmann Andreas S. aus Blieskastel, der dort aber nicht mehr wohnt und in St. Ingbert arbeitet, stand am Donnerstag (20. Mai) wegen des Besitzes von kinderporografischen Filmen und Bildern vor dem Amtsgericht St. Ingbert.

 Ein Fall von Kinderpornografie wird derzeit vor dem Amtsgericht St. Ingbert verhandelt.

Ein Fall von Kinderpornografie wird derzeit vor dem Amtsgericht St. Ingbert verhandelt.

Foto: dpa/Wolfram Kastl

Er kam nach einer Anzeige seiner Frau in den Blickpunkt der Ermittler und beschrieb einen Scheidungskrieg, der in Erpressungsversuchen und Falschaussagen seiner Frau gegipfelt sei. Bei einer Hausdurchsuchung waren bei ihm mehrere Festplatten mit entsprechenden Inhalten beschlagnahmt worden. Die Referendarin der Staatsanwaltschaft las detailliert vor, was auf den Bildern zu sehen war und beschrieb sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern und sogar Kleinkindern. Fast 80 Darstellungen listete die Anklage auf.

Andreas S. gab an, die Dateien nie gesehen und daher auch nie gespeichert zu haben. Es handele sich um Festplatten seiner Ex-Frau, die schwer alkoholkrank sei und ihn vermutlich belasten wolle. Er gab in der Verhandlung allerdings zu, dass er „Erwachsenenfilme“ gespeichert habe. Und zwar auf den gleichen Datenträgern. Das machte das Gericht unter Vorsitz der Richterin Antje Sattler stutzig. Ebenso das Verhalten des Strafverteidigers, der am Ende die Aushändigung seiner schriftliche Ausführungen zu den Gerichtsakten überraschend verweigerte. Damit erzwang er eine Vertagung.

Der Verteidiger wünscht weitere Untersuchungen durch einen EDV-Gutachter. Dann soll geklärt werden, ob Andreas S. auch im rechtlichen Sinne im Besitz der Darstellungen gewesen ist. Der Angeklagte zeigte wenig Emotion, zitterte aber beim Verlesen seiner Erklärung. Er lebe heute mit einer Frau zusammen, habe keine Kinder: Das Gericht wirkte wenig überzeugt. Sattler erklärte dem Angeklagten, dass sie schon viele Kinderporno-Fälle gehabt habe und noch nie seien Dateien aus dem Nichts auf eine Festplatte geraten. Genau das hatte Andreas S. in Teilen behauptet. Er sprach von einem Virenfilter, temporären Dateien und Fragmenten. Im September wird das Verfahren fortgesetzt.

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