Projekt will alte Form des Wegebaus wiederbeleben

Blieskastel. Die sanfte Hügellandschaft und die weiten Blickachsen begeistern viele Besucher bei den Wanderungen im Bliesgau. Vielfach unerkannt bleibt dagegen eine kulturlandschaftliche Besonderheit: die Spuren einer Tradition des Wegebaus unter Verwendung des Steinvorkommens einer ursprünglichen Meereslandschaft - dem Muschelkalk

Blieskastel. Die sanfte Hügellandschaft und die weiten Blickachsen begeistern viele Besucher bei den Wanderungen im Bliesgau. Vielfach unerkannt bleibt dagegen eine kulturlandschaftliche Besonderheit: die Spuren einer Tradition des Wegebaus unter Verwendung des Steinvorkommens einer ursprünglichen Meereslandschaft - dem Muschelkalk. Diese Tradition hat sich seit der Römerzeit in dieser Region bis vor etwa 50 Jahren entwickelt und bewahrt. Die entstandenen Wege malten signifikante Adern in dem kalkbeigen Farbton in das Landschaftsbild."Die vorherrschende Technik, Wege zu befestigen, bestand im Sticken, das heißt in der Herstellung eines Verbundes von ausgewählten Muschelkalksteinen. Von Menschenhand ist so auf den versunkenen Wegen der Römer und Geleitherren des Mittelalters ein Wegenetz gewachsen. Schleichend verlieren sie jedoch in den letzten Jahrzehnten durch überformende Maßnahmen ihr landschaftsprägendes Gesicht", so Peter Michael Lupp vom Regionalverband Saarbrücken. Auf Initiative des Regionalverbandes, des Saarpfalz-Kreises und der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) des Biosphärenreservats Bliesgau wurde 2009 das Kulturlandschaftsprojekt "Lebensadern Wege" ins Leben gerufen. Zielsetzung sei es, so Lupp, die überlieferte Technik der Wegebefestigung im Bliesgau auf Basis regionaler Kalksteine wiederzubeleben. In diesem Zusammenhang gehe es auch um Modellprojekte zur Landschaftspflege, "die behutsam und authentisch zugleich den Traditionen dieser Landschaft wieder eine Chance in die Zukunft vermitteln. Auch künftige Generationen sollen die individuelle Entwicklungsgeschichte dieser Landschaft im Kontext ihrer Umgebung nachvollziehen können. Ein solcher Ansatz respektiert die spezifische kulturelle Vergangenheit und Spurensicherung ebenso wie ökologische, soziale und touristische Dimensionen und leistet - wie die Praxis bereits zeigt - auch Beiträge zur Beschäftigungspolitik und zur Reaktivierung von Standorten des Kalksteinabbaus", wie Lupp am Donnerstag im Blieskasteler Rathaus vor zahlreichen Gästen erklärte. In der Entwicklung von Konzepten dieser Art sähen die Projektträger einen Beitrag zur Regionalentwicklung und zur Vernetzung einer Modellregion. In der praktischen Umsetzung gehe es darum, das Erscheinungsbild der Wege im Bliesgau mit heimischem Muschelkalkstein, der insbesondere aus Rubenheim komme, herzustellen.

Acht kommunale Partner dabei

Im Bereich des Buntsandsteins im St. Ingbert-Kirkeler Waldgebiet werde angestrebt, die Wege in Anlehnung an den sandigen Untergrund mit einem rotbraunen Schotter landschaftsgerecht auszubauen. Kreisläufe auf Basis einer regionalen Materialgewinnung sollten wiederbelebt, wertvolle historische Wegestickungen im Rahmen von beschäftigungspolitischen Maßnahmen als "Bodenzitate" erhalten und die Erinnerungskultur einer fast vergessenen handwerklichen Wegebautechnik bewahrt werden. Die Auftaktveranstaltung im vergangenen Jahr habe um Unterstützung bei Bauämtern, dem Saar-Forst und den Förstern, bei Jagdgenossenschaften und Wegeeigentümern, Landwirten und Touristikern geworben.

Im Bericht zur Umsetzungsplanung präsentierte anschließend Wegebauexperte Bernd Zollhöfer erste Ergebnisse und Ausbauvorschläge am Beispiel von ausgewählten Wegeabschnitten, die gemeinsam mit den Städten und Gemeinden in der Biosphäre ausgewählt wurden. Zollhöfer erklärte, dass acht kommunale Partner gefunden worden seien. Als Beispiele für Wegeausbau und -sanierung im Rahmen des Lebensader-Projekts nannte er unter anderem das Gebiet am Gollenstein in Blieskastel, das Brudermannsfeld in Mandelbachtal, den Wombacher Weiher in St. Ingbert und das Lambsbachtal in Homburg. Je nach Streckenlänge der Wege und Material sei mit Kosten zwischen 13 000 und 170 000 Euro zu rechnen.

biosphaere-bliesgau.eu

Auf einen Blick

Träger des Projektes "Lebensadern Wege" ist der Saarpfalz-Kreis und der Regionalverband Saarbrücken in Kooperation mit der Lokalen Aktionsgruppe Leader-Region Biosphärenreservat Bliesgau (LAG). Weitere Infos bei der Geschäftsstelle der Lokalen Aktionsgruppe, Telefon (06842) 9 60 09 14, E-Mail lag@biosphaere-bliesgau.eu. Ansprechpartner im Saarpfalz-Kreis ist Achim Jesel, Tel. (06841) 1 04 84 06, im Regionalverband Peter Michael Lupp, Tel. (0681) 5 06 61 40. ert

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