Kinowerkstatt Rabenschwarze Komödie über den Tod

St. Ingbert · Die Kinowerkstatt in St. Ingbert zeigt an diesem Wochenende den Kult-Klassiker „Harold and Maude“ und das „Florida Projekt“.

 Mutter mit „Lausemädchen“: Eine Szene aus dem Film „Florida Project“.

Mutter mit „Lausemädchen“: Eine Szene aus dem Film „Florida Project“.

Foto: Prokino

In der Kinowerkstatt St. Ingbert läuft jetzt Sean Bakers großartiger Film „The Florida Project“ (USA 2017), mit Brooklynn Prince, Bria Vinaite, Willem Dafoe, Christopher Rivera, Caleb Landry Jones, Mela Murder, Karren Karagulian, am Freitag, 16. November, um 20 Uhr, am Sonntag, 18. November, um 18 Uhr und am Montag, 19. November, um 20 Uhr.

„The Florida Project“ spielt unweit von Disneyworld im sonnigen Orlando, Florida. Dort lebt die sechsjährige Moonee (Brooklynn Prince) im „Magic Castle Motel“ zusammen mit ihrer alleinerziehenden Mutter. Gemeinsam mit ihren Freunden Scooty (Christopher Rivera) und Jancey (Valeria Cotto) streicht sie durch die Gegend und treibt unter den Augen von Motelmanager Bobby (Willem Dafoe) allerhand Schabernack. Das Trio erbettelt sich Geld für Eis, legt die Stromversorgung eines gesamten Wohnblockes lahm und klettert in leerstehende Häuser.

Regisseur Sean Baker hat einen zärtlichen Blick für Menschen an den Rändern der Gesellschaft und zeigt, dass trotz der prekären Verhältnisse die Mutter es schafft, ihrem Kind ein Gefühl von Liebe und Geborgenheit zu vermitteln.

Die ganz große Entdeckung ist die kleine Brooklynn Prince, die Moonee durch ihren entwaffnend natürlichen Charme erstrahlen lässt und die längst schon in weiteren Filmen aufgetreten ist.

Während die Laiendarsteller die Wahrhaftigkeit ihres eigenen Lebens in den Film tragen, liefert Willem Dafoe als väterlicher „Hausmeister der Seelen“ die fiktive Rahmenkonstruktion, immer zugleich professionell distanziert, fürsorglich beschützend und warmherzig humorvoll. Erstaunlicherweise ist auch diese Rolle der Realität nachempfunden, in der die Hausmeister auch oft zugleich als Mediatoren und Sozialarbeiter agieren, wie Sean Baker bei seinen Recherchen beobachtet hat.

Ein Kultfilm, den man gesehen haben muss (oder wieder sehen kann) ist die schwarze Komödie mit viel Charme „Harold and Maude“ (USA 1974) von Hal Ashby über eine eigenwillige Liebe, in der eine fast Achtzigjährige einem Zwanzigjährigen den Sinn des Lebens zeigt. Zu sehen in der Kinowerkstatt nur am Sonntag, 18. November, um 20 Uhr! Sein Auto ist ein Leichenwagen, auf einer Beerdigung – wo auch sonst? – lernt der Zwanzigjährige Harold (Bud Cort) seine Traumfrau kennen, die 79- jährige Maude (Ruth Gordon) und verliebt sich in sie. Die quirlige Alte hat sich ein gerüttelt Maß an Infantilität bewahrt – und taucht auch mal mit einem gelben Regenschirm auf einer Beerdigung auf. Hal Ashbys bizarr-romantische Liebesgeschichte ist mehr als eine kauzige Satire auf das puritanische Amerika. Die Lieder zu diesem Filmklassiker steuerte Cat Stevens bei, der „Don’t Be Shy“ and „If You Want to Sing Out, Sing Out“ speziell für den Film komponierte und einspielte. In einem Cameo-Auftritt erscheint er auf einer Beerdigung.

 Die 79-jährige Maude (Ruth Gordon) zeigt dem jungen Harold den Sinn des Lebens.

Die 79-jährige Maude (Ruth Gordon) zeigt dem jungen Harold den Sinn des Lebens.

Foto: Röhnert
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