Markus Uhl (CDU) im Portrait Wanderer zwischen Berlin und Erbach

Saarpfalz-Kreis · Der Bundestagsabgeordnete Markus Uhl vertritt den Saarpfalz-Kreis in Berlin und leistet Basisarbeit als Ortsvertrauensmann von Homburg-West. Er ist so in zwei völlig verschiedenen politischen Spähren unterwegs.

 Der Bundestagsabgeordnete Markus Uhl im Redaktionsgespräch.

Der Bundestagsabgeordnete Markus Uhl im Redaktionsgespräch.

Foto: Eric Kolling

Der Weg zum Redaktionsgespräch bei unserer Zeitung ist für ihn kurz: Schließlich hat der saarpfälzische Bundestagsabgeordnete Markus Uhl (CDU) erst am 19. Oktober ein neues Bürgerbüro in der Kirchenstraße 7 in Homburg eröffnet, nur einen Steinwurf entfernt von den Redaktionsräumen in der Saarbrücker Straße. Für den 40-jährigen Erbacher, der seit 2017 im Bundestag sitzt, war die Schaffung dieser zentralen Anlaufstelle für Bürger eine Herzensangelegenheit, wie er erklärt. „Es soll mehr sein, als ein reines Büro, das könnte auch irgendwo in einem Gewerbegebiet liegen.“

Mit der Resonanz dort sei er sehr zufrieden, Bürger erhielten Infos rund um seine Bundestagsarbeit und könnten bei einer Tasse Kaffee ihre Anliegen vorbringen. Wenn er selbst nicht dort sei, vertrete ihn meist eine Mitarbeiterin – und bald wolle man auch samstags öffnen. Geplant seien bald kleine Veranstaltungen wie Ausstellungen oder Lesungen, dafür habe man 30 Stühle angeschafft. „Wir wollen aber niemanden kulturell Konkurrenz machen“, so Uhl. Am 21. Dezember ist bei Kaffee oder Glühwein ein Tag der offenen Tür geplant.

Bürgernähe demonstriert Uhl auch durch eine ganz spezielle Doppelfunktion. Er ist unter anderem auch Ortsvertrauensmann von Homburg-West (Erbach), verbindet so die großen abstrakten Themen im Bund, bei denen sein Stimmverhalten und Einsatz zwar Tragweite haben aber bisweilen im Ergebnis nicht recht greifbar sind, mit Lokalthemen: „Das macht viel Spaß. Und die Erfolge sieht man eher im Kleinen – das erdet. In Berlin ist man in einer gewissen Blase.“ In Erbach konnte er Bürgern etwa schon konkret dabei helfen, dass eine zusätzliche Ausgabestelle für Gelbe Säcke im Lotto-Lädchen im Berliner Wohnpark eingerichtet wurde.

Auch in Berlin vertritt er freilich die Interessen des Wahlkreises und des Saarlandes. Erfolge kommen hier etwa daher als Fördergelder für das St. Ingberter Bundesfestival Junger Film, den „Bahnhof Würzbach“, die Sanierung des Sportzentrums Erbach oder den Denkmalschutz der Kreuzigungsgruppe in Medelsheim. Und vor allem die kürzlich verkündete Ansiedlung einer Außenstelle des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), die 30 Arbeitsplätze im Saarland schaffen soll. Uhl sei für diesen Erfolg seine Tätigkeit im Bundes-Haushaltsausschuss zupass gekommen. Gemeinsam mit Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) habe er bei Europas größter IT-Security Messe It-Sa in Nürnberg Kontakt zum BSI hergestellt. Während Hans Bundesinnenminister Seehofer in der Sache angeschrieben habe, habe er im Haushaltsausschuss ins Spiel gebracht, dass man diese am schnellsten wachsende Behörde personell aufstockt – und die neuen Mitarbeiter im Saarland ansiedelt. Und die Idee wurde mitgetragen. „Das ist etwas besonders, weil der Ausschuss sonst keine Organisations-Entscheidungen eines Ministeriums trifft.“

Weiteres großes Thema von Uhl: „Ich kämpfe auch in Berlin für die Frage der kommunalen Altschulden. Das sind primär Aufgabe der Länder und des Bundes.“ Es müsse gezielt für die Kommunen etwas getan werden, in denen die Situation dramatisch sei – also solchen im Saarland, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, die sonst nicht aus der Schuldenfalle rauszukommen drohten. Der Saarland-Pakt sei hier ein „großer Wurf“. Wichtiges Thema im Bund seien auch gleichwertige Lebensverhältnisse, also etwa: Wie schafft man einen Ausgleich zwischen den Stadtbewohnern, die viel Energie verbrauchen und der Landbevölkerung, die in puncto Energiewende mit immer mehr Windrädern in Sichtweite klarkommen muss?

Markus Uhl geht hinsichtlich CO2-neutraler Mobilität auch davon aus, dass gerade die ländliche Bevölkerung noch eine ganze Weile auf die Privat-Autos anstatt ÖPNV setzen wird, weil das persönliche Freiheit bedeute. Womit die Brücke zu den großen Infrastrukturthemen in Homburg geschlagen wäre: Die Schaffung einer A 6-Anschlussstelle Homburg-Ost sieht der Erbacher als notwendig: „Der Bedarf ist nach wie vor da“. Durch die aktuell schon probeweise Abhängung Reiskirchens und der zusätzlichen Sperrung Kleinottweilers („ Dass beides gleichzeitig erfolgt ist, dafür habe ich kein Verständnis“) erhöhe sich der Verkehr durch seinen Wohnort Erbach, etwa auch an der Kreuzung Berliner-/Bexbacher Straße im Berufsverkehr merklich. „Das ist nicht dramatisch, aber mehr geworden.“ Bei Homburg-Ost müsse eine Lösung her, die die größtmögliche Entlastung bei geringstmöglicher Mehrbelastung bringe. Wobei er daran erinnert, dass heutzutage jeder gefällte Baum örtlich nahe aufgeforstet werden müsse.

Uhl verhehlt aber nicht, dass der ÖPNV gefördert werden muss. Mehr Fernzug-Anbindungen müssten ins Saarland, „wir sind heute unzureichend angebunden“. Gleichzeitig müssten mehr Züge innerhalb der Region verkehren, vor allem nach Luxemburg und Straßburg. Auch in Richtung Zweibrücken, die Strecke soll ja reaktiviert werden. „Auch das stärkt die Position des Homburger Hauptbahnhofs, wenn es ihn auch nicht mit dem Rest der Welt anbindet.“

Überhaupt sei es nötig, dass die Bahn stärker in ihre Bahnhöfe investiere, diese seien die Visitenkarten von Städten und Orten und von zunehmendem Vandalismus gezeichnet. Teilweise habe man hier in der Region „untragbare Zustände, aber auch schmücke Bahnhöfe“. Der Bundestag habe Gelder bereitgestellt, um die Barrierefreiheit der Bahnhöfe voranzutreiben. „Das geht allerdings nicht von heute auf morgen“, so Uhl.

Und noch eine Frage fernab politischer Themen: Ist Uhl in Berlin schon auf die ganzen Prozesse gegen die frühere Homburger Stadtspitze angesprochen worden, die mit der Ausstrahlung bei „Mario Barth“ bundesweite Negativschlagzeilen machte? „Nein, in Berlin noch nicht, aber im Saarland“, sagt er schmunzelnd. Für das Ansehen der Stadt sei es natürlich eine negative Situation, es müsse gelingen, „die Dinge vollumfänglich aufzuklären und die Personen entsprechend dem Rechtsstaat zur Rechenschaft zu ziehen“. Man müsse die Stadt wieder mit Positivem verknüpfen. Den derzeitigen Bürgermeister Michael Forster (CDU) sieht er hier als jemanden, „der aufräumt und die Dinge neu ordnet“. Er sei auch der CDU-Kandidat für eine Wahl zum Oberbürgermeister: „Ich traue ihm das Amt zu.“

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