Politiker - der Rest aus der Kanne

St. Ingbert. "Wer in die Politik geht, das ist der Rest aus der Kanne. Das sind die, mit denen schon in der Schule niemand spielen wollte", dozierte der Mann mit dem dunklen Streifenanzug und dem weißen Hemd auf der spartanisch dekorierten Bühne. Donnerstagabend, Kleinkunstzeit in der St. Ingberter Stadthalle im Rahmen der Reihe "À la Minute"

 Kabarettist Arnulf Rating war mit seinem neuen Programm "Aufwärts" zu Gast in der St. Ingberter Stadthalle. Foto: Jörg Martin

Kabarettist Arnulf Rating war mit seinem neuen Programm "Aufwärts" zu Gast in der St. Ingberter Stadthalle. Foto: Jörg Martin

St. Ingbert. "Wer in die Politik geht, das ist der Rest aus der Kanne. Das sind die, mit denen schon in der Schule niemand spielen wollte", dozierte der Mann mit dem dunklen Streifenanzug und dem weißen Hemd auf der spartanisch dekorierten Bühne. Donnerstagabend, Kleinkunstzeit in der St. Ingberter Stadthalle im Rahmen der Reihe "À la Minute". Wie an vielen weiteren Stellen an diesem Abend auch, lacht das Publikum. Es ist kein lautes Loslachen, kein Schenkelklopfen, als der Berliner Kabarettist Arnulf Rating sein aktuelles Programm "Aufwärts!" zum Besten gibt. Politische GroßwetterlageVielmehr amüsiert sich ein Teil, wohingegen der andere unsicher ist, ob das lustig ist oder Satire. Doch zum Innehalten oder gar Nachdenken bleibt keine Zeit. Wenn, dann in der Pause oder zu Hause. In beiden Fällen dürfte beim Publikum vorwiegend mittleren bis gesetzteren Alters viel diskutiert worden sein, was sich schon in der Halbzeitpause abzeichnete. Rating nämlich macht keine große Pausen. Er geht direkt staccatohaft weiter. Er will alle Themen der Republik, der politischen Großwetterlage und der Nation abhandeln. Beinahe gelangt man zu dem Schluss: Der Mann schafft das auch. Zynischer HumorSo sei Schwarz-Gelb in Berlin schuld am miesen Wetter. Vor allem am letzten heftigen Winter. Kaum sei Kachelmann inhaftiert gewesen, hätte dies Auswirkungen gehabt. Oder die Finanzexperten, die der in Wuppertal aufgewachsene 59-Jährige gerne als "Anal-ysten" bezeichnet. Mit der Betonung auf den ersten Wortteil. Die kennen sich ja aus mit dem, was bei der Wirtschaft hinten rauskommt. Die frisch überstandene Krise lässt grüßen. Und die Pkw-Abwrackprämie sei ja nur ein solcher Erfolg gewesen, weil die Krise den Unterwäschegiganten Schiesser in die Knie gezwungen habe. Das musste ja in die Hose gehen. Wortwitz lässt grüßen. Doch Rating sorgt sich auch um Minderheiten: Vietnamesische Waisenkinder (Minister Rösler) sollten nicht im Biotop der FDP aufwachsen. Zynisch ist so manches, was der Träger des Deutschen Kleinkunstpreises da servierte. Etwa, dass die DDR das Versuchslabor der West-Pharmaindustrie gewesen sei. Richtig in Fahrt kommt das Energiebündel aber beim Thema Wahlen. Oder, um es mit seinen Worten zu sagen: beim Sakrament der Demokratie. Da werden die Meinungsforscher zu den Orakeln vom Bodensee. Überhaupt, da sollte mehr Marketing her. Drei Mal richtig gewählt und der Parfümerie-Gutschein wäre einem dann sicher. 20 Prozent auf alles, außer Tiernahrung. Auch vor dem Show-Business schreckt er nicht zurück. Dieter Bohlen sei "ein Mann, der das Brett vom Kopf bereits im Namen trägt". Nein, nicht nachdenken! Noch nicht. Erst aufpassen. Denn der Rating Arnulf ist bereits beim nächsten Punkt. Bischof Mixa, dem Frauenfreund. Ja, doch. Der trage das Diaphragma auf dem Kopf. Der Würdenträger sei zwar ohne Funktion. Bischof bleibe er indes weiter. Da wird man wachgerüttelt. Deutschland befände sich sowieso in Trägheit. Wie der Papst, der einen Geländewagen zur Fortbewegung brauche, da er oft vom Weg abkomme.

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