Chandon-Platz Platz gegenüber der Engelbertskirche heißt Wilhelm Chandon

St. Ingbert · Der Platz gegenüber der Alten Kirche ist nicht länger namenlos. Auf Anregung einer St. Ingberterin bekam er den Namen eines Mannes, der so lange wie kein anderer, nämlich 36 Jahre, das Amt des Bürgermeisters bekleidete – Wilhelm Chandon.

  Der Platz gegenüber der Engelbertskirche heißt jetzt nach dem ehemaligen Bürgermeister und Brauer Wilhelm Chandon.

 Der Platz gegenüber der Engelbertskirche heißt jetzt nach dem ehemaligen Bürgermeister und Brauer Wilhelm Chandon.

Foto: Cornelia Jung

Auch der Ortsrat befand, dass der eigentliche Bierbrauer, in dessen Amtszeit St. Ingbert zu wahrer Blüte gelangte, zu Unrecht in Vergessenheit geraten sei und forcierte die Namensgebung. Stadtarchivar Dieter Wirth wurde die Aufgabe zuteil, nach einem passenden Gebäude, einer Straße oder einem Platz zu „fahnden“, die noch keine Bezeichnung hatten. Da war es eine glückliche Fügung, die Stelle neben dem ehemaligen C&A gefunden zu haben. „Hier passt einfach alles. Neben dem jetzigen Wilhelm-Chandon-Platz Platz stand früher das Rathaus, wo die Amtsstube Chandons war, und auf ihm der Bierbrunnen, der an seinen Beruf erinnert“, so Wirth. „Die Leistung Chandons kann man gar nicht genug würdigen. Damals wuchs die Bevölkerung in unserer Stadt rasant“, so Ortsvorsteher Ulli Meyer. „Straßenbau, der Aufbau der Elektroversorgung, das Legen von Wasser- und Abwasserleitungen, das Schaffen einer Krankenversorgung, all das fällt in seine Amtszeit.“ Im Namen des ehrenamtlichen Bürgermeisters, der für seine Arbeit 200 Gulden zugesprochen bekam, würde sich auch die damalige positive Einstellung der Region zum Nachbarn widerspiegeln, wie Meyer bei der Einweihung des Platzes am Mittwoch sagte: „Er hieß Wilhelm wie die preußischen Könige und hatte mit Chandon einen französischen Nachnamen.“ Die Namensgebung solle deshalb sowohl Erinnerung an Vergangenes als auch Mahnung an die Zukunft sein, die Völkerverständigung weiter voranzutreiben. Auch Anni Huy, die den Vorschlag gemacht hatte, in der Stadt an Chandon zu erinnern, ergriff bei der Feierstunde das Wort. Sie erinnerte ebenfalls an den 1799 in Limbach Geborenen, dessen Wirken St. Ingbert zu einer Bahn- und Poststation, Gasanstalt, Feuerwehr und einer evangelischen Kirche verhalf. Trotz seines vielfältigen Tuns habe es bisher als Zeichen des Erinnerns nur eine kleine Tafel auf dem Grab seines Schwiegervaters gegeben, ein geborener Schaller. Aus dem Hause Schaller stammt auch ihre Schwiegertochter. In der Familienchronik stieß Huy auf die Person Chandons. „Wilhelm Chandon muss bei den Bürgern sehr beliebt gewesen sein, wie sonst wäre er von ihnen immer wieder gewählt worden“, sagte Siegfried Thiel (SPD), der den Vorschlag, einen Platz nach Chandon zu benennen, in den Ortsrat eingebracht hatte. Aber auch er musste gestehen, dass er bis zum Gespräch mit Anni Huy noch nie etwas von Chandon gehört hatte. „Und dass, obwohl ich die St. Ingberter Geschichte vom Krämer gelesen habe.“ Es habe schon damals einen Stadtrat gegeben. Mit Grauen stelle er sich vor, was aus St. Ingbert geworden wäre, wenn damals bereits Verhältnisse im Rat geherrscht hätten, wie er sie heute erlebe. Er rief bei dieser Gelegenheit und in Anwesenheit von Oberbürgermeister Hans Wagner dazu auf, auch in Erinnerung an Chandon, wieder die Sache in den Vordergrund politischer Entscheidungen zu stellen und keine persönlichen Befindlichkeiten.

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