Starkregen am Samstagabend 15 Minuten lang Sintflut in St. Ingbert

St. Ingbert · Die Folgen des immer häufigeren Starkregens sind in St. Ingbert bereits seit Wochen ein Thema für die lokalen Experten. Doch die Lage spitzt sich zusehends zu, Gefahrenlagen rücken auch in der Mittelstadt immer näher. Allerspätestens seit dem heftigen Unwetter am Samstagabend gilt: Es ist keine Zeit mehr zu verlieren.

 Mehrere Garagen und Kellerräume wurden am Samstagabend durch Regenwasser in der Dr.-Schier-Straße überflutet. Feuerwehrleute und zwei Hochleistungshochwasserpumpen sorgten für eine schnelle Entspannung.

Mehrere Garagen und Kellerräume wurden am Samstagabend durch Regenwasser in der Dr.-Schier-Straße überflutet. Feuerwehrleute und zwei Hochleistungshochwasserpumpen sorgten für eine schnelle Entspannung.

Foto: Florian Jung

Am Samstagabend, 24. Juli, sorgte Starkregen für rund 50 Feuerwehreinsätze in St. Ingbert. Gegen 19 Uhr fiel innerhalb weniger Minuten zu viel Regen, um kontrolliert abzufließen. Die Wassermassen flossen über Straßen und sammelten sich an tiefer gelegenen Stellen in der Innenstadt. Durch den starken Niederschlag und den überirdischen Abfluss verstopften Kanaleinläufe. In der Folge rissen Kanaldeckel aus ihren Einfassungen, Straßen wurden überflutet. Die Schlachthofstraße, die Pfarrgasse/Dammstraße und die Untere Kaiserstraße waren kurzfristig nicht befahrbar. Nachdem die Feuerwehrleute Abflussöffnungen geschaffen hatten, konnte das Wasser abfließen. Kanaldeckel setzten die Helfer wieder zurück in die Fassungen.

Einige wenige Keller wurden etwa zehn bis 20 Zentimeter hoch überflutet. In der Dr.-Schier-Straße sammelte sich Regenwasser in einer Einfahrt und überflutete Garagen und Kellerräume in einem Mehrparteienhaus. Mit zwei speziellen Hochwasserpumpen pumpten Einsatzkräfte das Wasser in die Kanalisation zurück. So schnell wie das Wasser kam, so schnell war es auch wieder abgelaufen: An Einsatzstellen, die die Feuerwehr aufsuchte, konnte teilweise kein Wasser mehr festgestellt werden. Dass das Regenwasser so schnell ging, wie es kam, wertete Stadt- und Feuerwehr-Pressesprecher Florian Jung als Zeichen, wie durchaus leistungsfähig das städtische Kanalnetz ist. Aber auch diese Kanäle stießen bei so punktuellem Starkregen an ihre Grenzen.

Die Stadtverwaltung lieferte aber auch einige weitere Details zum Unwetter-Samstag: So spricht man per Definition von Starkregen, wenn 15 bis 25 Liter Niederschlag in einer Stunde pro Quadratmeter fallen. An der Messstation An der Kolonie in St. Ingbert wurden am Samstagabend kurz nach 19 Uhr jedoch binnen einer Viertelstunde fast 20 Liter je Quadratmeter gemessen. Auch das dortige Regenrückhaltebecken war nach Angaben des städtischen Eigenbetriebs Abwasser (EBA) in dieser Zeit komplett vollgelaufen. Der Kleberweiher als großes Regenrückhaltebecken in direkter Nachbarschaft ist inzwischen im Übrigen fertig. „Dort wurde etliches Regenwasser, das von der Autobahn kam, zum Glück schon aufgefangen“, betont die Stadt.

Sintflutartiger Regenfall

Mit Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und des Landesamts für Umweltschutz unterfütterte der städtische Abwasserbetrieb diese Angaben. Demnach seien in unserer Region am Samstagabend 25 Liter Regen je Quadratmeter Regen in einer Stunde gefallen, dabei sind in 15 Minuten zirka 14 Liter je Quadratmeter zur Mitte des Regenereignisses angefallen. „Dies ist über die Dauer von einer Stunde als ein Starkregenereignis Stufe 3 bis 4, in der Spitze von 15 Minuten als ein extremes Starkregenereignis (sintflutartiger Regenfall) einzustufen.“

Eine weitere Besonderheit: Die ersten Einsatzmeldungen kamen am Samstagabend aus Straßen, die bisher gar nicht als überschwemmungsgefährdet eingestuft waren. „Dass die ersten Hilferufe aus der Helmut-Becker-Straße und der Schnapphahner Dell kamen, deutete schon auf ein besonderes Ausmaß hin“, so Jung.

Zudem veränderten sich Wetterprognosen in Höchstgeschwindigkeit. Jung: „Beim Kachelmann-Wetterdienst war im Sturmtracking eine Gewitterzelle zu sehen, die sich auf St. Ingbert zubewegte. Doch ganz schlagartig wandelte sich diese von Warnstufe orange für mäßigen Gewitterregen in Warnstufe rot für Starkregen.“

Bald folgt Starkregengefährdungskarte

Bei der Besprechung zu Hochwasser und Starkregen stand zunächst der Ist-Zustand in St. Ingbert im Mittelpunkt, wie Stadt-Pressesprecher Florian Jung auf Nachfrage erläuterte. Etwa bei der Warnung der Bevölkerung. Hierfür verfüge die Mittelstadt über ein flächendeckendes Netz von Sirenen. Die sollen aber bald erneuert werden und wie schon auf der Stadtbücherei oder dem Gerätehaus in Hassel auch Warndurchsagen ermöglichen. Generell gebe es wenige Missstände, aber dennoch Raum für Optimierung. Eine Starkregengefährdungskarte fürs gesamte Stadtgebiet soll möglichst noch in diesem Jahr neuralgische Punkte aufzeigen.

Außerdem plant die Stadt eine Infokampagne in Sachen Starkregen. Hierdurch sollen unter anderem das Verständnis für die Sirenen-Warntöne verbessert, aber auch konkrete Verhaltenstipps für die Bürger angesprochen werden.

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