Plädoyer für die Alte Schmelz

St Ingbert · Ein Zentrum für junge Menschen zum Forschen und Tüfteln, diesen Gedanken verfolgt die Initiative Alte Schmelz schon länger. Nachdem St. Ingberts Ortsvorsteher Meyer die Standortfrage aufgeworfen hat, betonen Kreis, Stadt und Initiative ihren gemeinsamen Willen für ein Labor auf der Schmelz.

 Diese drei Herren sind sich einig: Das Schülerlabor gehört nach ihrer Meinung auf die Alte Schmelz. Von links: Kreis-Baudezernent Gerhard Mörsch, Alfon Blug (Initiative Alte Schmelz) und OB Hans Wagner an der Schmelz-Lok. Foto: SZ/Haßdenteufel

Diese drei Herren sind sich einig: Das Schülerlabor gehört nach ihrer Meinung auf die Alte Schmelz. Von links: Kreis-Baudezernent Gerhard Mörsch, Alfon Blug (Initiative Alte Schmelz) und OB Hans Wagner an der Schmelz-Lok. Foto: SZ/Haßdenteufel

Foto: SZ/Haßdenteufel

Alfons Blug ist sauer. Der Vorsitzende der Initiative Alte Schmelz hadert mit St. Ingberts Ortsvorsteher Ulli Meyer. Der hatte jüngst in die Diskussion um ein Schülerforschungslabor eine ganz neue Wendung gebracht. Für einen runden Tisch machte sich der Ortsvorsteher stark, um die Finanzierung des Projekts in trockene Tücher zu bringen, und zugleich stellte er die Frage, ob der außerschulische Lernort nicht besser in zentraler Stadtlage angesiedelt wäre (die SZ berichtete). Die etwas abgelegene Alte Schmelz, argumentierte Meyer, könnte bei jungen Menschen wie auch deren Eltern für Vorbehalte und Ängste besonders in der dunklen Jahreszeit sorgen. Blug ist über den Vorstoß des CDU-Mannes einigermaßen verärgert. Und mit ihm auch Stadtverwaltung und Kreis. In einem Pressegespräch auf der Alten Schmelz haben die Beteiligten gestern Morgen ihren Standpunkt verdeutlicht.

"Ich betrachte diesen Vorstoß als Missachtung der Bürgerinitiative", sagt Blug. Er bedauere, dass in die Diskussion jetzt womöglich Parteipolitik hineinspiele. Er selbst - bekennender Sozialdemokrat - und die anderen Mitstreiter der Initiative hätten mit allen Fraktionen gesprochen und sich darum bemüht, keinerlei Parteiinteressen mit der Weiterentwicklung des historischen Geländes zu verbinden. Als Affront betrachtet der Alte-Schmelz-Aktivist auch, dass weder die Initiative noch der Kreis von Meyer eingeladen wurden: "Dieser angedachte runde Tisch ist eckig und bietet nicht für jeden Platz." Der Ortsvorsteher, in dessen Kompetenz das Projekt gar nicht falle, habe lediglich an Ministerien, den OB und sich selbst bei der Einladung gedacht.

Das findet auch Saarpfalz-Kreis-Dezernent Gerhard Mörsch nicht gut. Er stellt klar: "Wir haben das Projekt als interkommunale Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kreis begonnen. Gemeinsam waren wir auch schon im Innenministerium, das uns eine Förderung signalisiert hat." Der Kreistag habe seine Unterstützung in einer Größenordnung von 300 000 Euro zugesichert.

Drei Gründe benennt der Bildungsdezernent, warum der Kreis mit im Boot sitzt: Das Ensemble Alte Schmelz werde weiterentwickelt, was die Verwaltung unter Denkmalschutz-Aspekten interessiere. Junge Menschen könnten außerschulisch Wissen erwerben - der Kreis ist für die weiterbildenden Schulen zuständig. Und nicht zuletzt begreife er das Angebot auch als präventive Maßnahme der Jugendhilfe, die bekanntlich ebenfalls bei der Kreisverwaltung angesiedelt ist. Die Standort-Diskussion jetzt wieder aufzurollen, hält Mörsch für kontraproduktiv.

St. Ingberts Oberbürgermeister Hans Wagner hat sich zum Pressetermin von Baudirektor Martin Ruck eine Liste zusammenstellen lassen, was an Vorarbeit geleistet worden ist. Nach dem "Letter of Intent", der im April 2012 unter seinem Vorgänger Georg Jung die Weichen stellte für ein Schülerforschungs- und Technologiezentrum auf der Schmelz, hat es demnach in mehreren Schritten eine Fortentwicklung des Themas gegeben. Die Machbarkeitsstudie lag nach Auskunft der Stadt im Dezember 2012 vor. Ermittelter Finanzbedarf: 2,3 Millionen Euro. Der Bauausschuss beriet über Studie und inhaltliches Konzept. Im Innenministerium waren Stadt- und Kreismitarbeiter im April. Im Mai gab es Entwürfe für die Satzung eines Trägervereins, eines Wirtschaftplanes und einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung zwischen Stadt und Kreis. Jüngst habe der Finanzausschuss grünes Licht für den städtischen Finanzierungsanteil über 300 000 Euro (auf zwei Jahre gestreckt) in einem Nachtragshaushalt gegeben.

OB Wagner fügt hinzu, mit Ministerin Monika Bachmann sei ein Gesprächstermin für Anfang November vereinbart. Einen runden Tisch, wie vom Ortsvorsteher in den Raum geworfen, hält er für überflüssig.

Das Laborgebäude auf der Alten Schmelz ist der Mittelpunkt des geplanten Lernortes und laut Blug der "finanziell dickste Brocken". Aber auch andere leerstehende Gebäude in direkter Nachbarschaft ließen sich einbinden. Schließlich wolle die Initiative nicht nur Wissenschaft fördern, sondern auch Platz für handwerkliche Tüftler schaffen.

Der Initiative-Sprecher erinnert zudem daran, dass mit einer Mathe-AG - er spricht von "Mathe-Lust" statt schulischem Mathe-Frust - und einer Informatikwerkstatt mit Professor Hans-Peter Seidel bereits junge Menschen auf der Schmelz der Idee eines außerschulischen Lernortes Leben einhauchten.

www.alte-schmelz.de

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