Kunst im öffentlichen Raum Nicht nur Steinquader, sondern Klangsteine

Saarbrücken · Der sardische Künstler Pinuccio Sciola hat die Steine am Saarländischen Staatstheater gestaltet.

 Unterhalb des Staatstheaters in Saarbrücken stehen die drei Skulpturen von Pinuccio Sciola aus Sardinien.

Unterhalb des Staatstheaters in Saarbrücken stehen die drei Skulpturen von Pinuccio Sciola aus Sardinien.

Foto: Oliver Dietze

In den Saaranlagen unterhalb des Staatstheaters stehen drei Skulpturen des italienischen Bildhauers Pinuccio Sciola. Wer hier etwa vor oder nach dem Theaterbesuch entlang geht, der hat sie bestimmt schon einmal gesehen. Wahrheitsgemäß müsste man schreiben, zwei Skulpturen stehen – und eine liegt. Denn die sehr einfach, nur rudimentär bearbeiteten, großen Steinquader des italienischen Autodidakten ergeben ein Ensemble, das bei der Aufstellung im Jahr 1986 aus ursprünglich drei stehenden Skulpturen bestand. Heute liegt jedoch eine auf dem Boden.

Der größte Stein des Ensembles misst über zwei Meter, hat eine leicht geschwungene Silhouette und ist wenig bearbeitet. Im unteren Teil sind ein kleiner Kreis und kleine, waagerechte Linien eingemeißelt. Der kleinste Stein des Ensembles hat eine Höhe von etwas mehr als einem Meter. Er ist am meisten bearbeitet, zeigt glatte Flächen, allerdings mit stark vereinfachten Formen, die entfernt an eine menschliche Figur mit erhobenen Armen erinnern können. Der Stein selbst zeigt ansonsten eine sehr bewegte Oberflächenstruktur und diverse Risse. Der mittelgroße Stein mit einer Länge von knapp zwei Metern, stand ursprünglich aufrecht. Heute liegt die Skulptur, ein Teil ist sogar abgebrochen.

Es ist bemerkenswert, dass dies die Harmonie des Ensembles nicht zu stören scheint. Es wirkt fast, als ob diese Verwitterungserscheinungen Absicht des Künstlers waren. Denn der Stein hat lediglich an einer Kante und der anschließenden Seite eine künstlerische Bearbeitung erhalten – in Form von sich wiederholenden Furchen. Dies wirkt so natürlich, dass man meint, diese Formgebung könnte auch der Witterung geschuldet sein. Zu diesem Eindruck trägt der abgebrochene Teil des Steins bei, der direkt daneben liegt. Der sardische Bildhauer Pinuccio Sciola, geboren 1942, hatte größten Respekt vor dem Stein, den er deswegen nur wenig veränderte. Oft arbeitete er nur tiefe Rillen ein, um diese Steine von innen heraus zum Klingen zu bringen, sie zu einem archaischen Instrument zu machen. Diese Klangsteine, „Pietra musicale“, machten ihn weltweit bekannt. Beim Ensemble in den Saaranlagen, war seine Inspiration die Vor- und Frühgeschichte seiner sardischen Heimat, die ihn dazu brachte, den Stein mit nur wenigen Spuren zu formen. Diese Werke, in denen das Ursprüngliche des Steins betont bleibt, bezeichnete er als „Pietra sacra – heiliger Stein“.

Der renommierte Künstler Pinuccio Sciola war Autodidakt, besuchte im Jahr 1964 die Klasse für Bildhauerei an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg. Seither widmete er sich der Kunst. Er starb im Jahr 2016 in seiner Heimat Sardinien.

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