„Oui ou non“ zur Zweitsprache?

St Ingbert/ Blieskastel · Das Saarland soll zweisprachig werden, so der Plan der Landesregierung. Um dies in die Tat umzusetzen, müssen vor allem Schulen ihren Beitrag leisten. Was auf die Schulen zukommt, ist bislang unklar. Die SZ fragte dennoch, was die Gymnasien in St. Ingbert und Blieskastel über die Frankreich-Strategie denken und ob es schon Ideen für die Umsetzung gibt.

Fragt man an Gymnasien in St. Ingbert und Blieskastel nach der Meinung zur Frankreich-Strategie, schauen Schulleiter und Schulleiterinnen zuversichtlich in die Zukunft. Französisch - bien sûr, das können wir, heißt es. Vieles wird von den Schulen schon geleistet. Die Palette reicht von Delf-Sprachzertifikaten über Schüleraustausche bis hin zu Partnerschaften mit französischen Lycées. Noch mehr von der Sprache des Nachbarn ist vor allem am Albertus-Magnus-Gymnasium in St. Ingbert und dem Von-der-Leyen-Gymnasium in Blieskastel gerne gesehen. "Jede Strategie, die Fremdsprachenkompetenz der Schüler und Schülerinnen zu stärken, ist begrüßenswert", sagt Christoph Kohl, Schulleiter des Von der Leyen-Gymnasium in Blieskastel. "Französisch ist das Plus, das unsere Schülerinnen und Schüler konkurrenzfähig macht", so Heike Scholz, Schulleiterin des Albertus-Magnus-Gymnasiums. Im Gegensatz hierzu sagt Ames Reiber, Studiendirektorin und Vertreterin der Schulleitung am Leibnitz Gymnasium: "Es ist sicher sinnvoller angesichts der Existenz zweier Gymnasien am Ort, ein unterschiedliches Einstiegsangebot an Fremdsprachen zu unterhalten." Außerdem würde das Land den Zuzug von Schülern aus anderen Bundesländern unnötig erschweren. Reiber: "Eltern, die zum Beispiel aus beruflichen Gründen den Weg ins Saarland suchen müssen, würden ihre Kinder mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontieren."

Sollte das Saarland tatsächlich zweisprachig werden, muss jedoch noch eine Schippe drauf auf die Fremdsprachenkompetenz, die an den Schulen vermittelt wird. Wie sie das bewerkstelligen wollen, beantworten sie wie folgt. Das Von der Leyen-Gymnasium habe bereits in Klassenstufe 5 zwei zusätzliche Französisch-Stunden am Nachmittag eingerichtet, ein "Französisch-Labor" soll Lerndefizite ausgleichen. Wird der Wunsch vom französischen Bundesland Wahrheit, dann will "das Von der Leyen-Gymnasium bei Bedarf den Französischunterricht im Rahmen seiner personellen und organisatorischen Möglichkeiten entsprechend erweitern", sagt Kohl.

Mit Blick auf das Personal bestehe beim Albertus-Magnus-Gymnasium schon Kontakt zu Lehrern einer Schule in Sarreguemines, mit der das AMG in früheren Jahren laut Leiterin schon einmal kooperiert und "Lehrer getauscht" habe. Scholz: "wenn die Frankreich-Strategie nicht nur ideelle Unterstützung bedeutet, sondern organisatorische und finanzielle Hürden aus dem Weg räumen könnte, wäre uns eine solche Kooperation auch heute wieder willkommen." Bilingualen Unterricht bietet das AMG ab Klassenstufe 7. Schüler können dann Erdkunde und Biologie in Französisch besuchen. Für einen zweisprachigen Unterricht am Von der Leyen-Gymnasium müssen erst noch Voraussetzungen geschaffen werden. Kohl: "Zur Zeit wäre dies in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern möglich. Die Kapazitäten, um alle Fächer in französischer Sprache durchführen zu können, sind derzeit nicht vorhanden." Das Leibnitz bietet bilingualen Unterricht auf Französisch in Geschichte und auf Englisch in Erdkunde. Reiber: "Warum also nicht die Vielfalt der Wahlmöglichkeiten in den Schulen aufrechterhalten?" Die Kritik am Konzept, Englisch sei viel wichtiger als Französisch, winken die Schulleiter und Schulleiterinnen ab. Zu kurz kommen wird Englisch in Zukunft nicht. Scholz: "Die Beschäftigung mit der englischen Sprache ist ein ‚Selbstläufer'." Manche Schüler entschieden sich auch aus eigener Initiative für Aufenthalte im englischsprachigen Ausland.

Viele Fragen sind noch offen, vor allem bei Förderung und Personal. Ames Reiber ist sich sicher: "Solche Veränderungen bedürfen einer sorgfältigen Planung, wenn sie nachhaltig sein sollen."

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