Konzert Ohrwurm-Gefahr beim Städtischen Orchester

St. Ingbert · Am Sonntagnachmittag lud das Ensemble zu seinem Frühjahrskonzert ein. Repertoire und Solisten kamen beim Publikum super an.

 Das Städtische Orchester gab in der Stadthalle unter der Leitung von Anso Fiedler ein beschwingtes Frühjahrskonzert. Als Solist unter anderem dabei: Der Fagottist Johannes Hilt.

Das Städtische Orchester gab in der Stadthalle unter der Leitung von Anso Fiedler ein beschwingtes Frühjahrskonzert. Als Solist unter anderem dabei: Der Fagottist Johannes Hilt.

Foto: Cornelia Jung

Das Städtische Orchester, das zweimal im Jahr ein Konzert in der Stadthalle gibt, hat eine treue Fangemeinde. Und die weiß genau, was sie im Frühjahr hören will – beschwingte Melodien und leichte Muse von Johann Strauß und dessen Zeitgenossen. Gassenhauer werden gewünscht, Rhythmen, die zu Herzen gehen, bei denen man mitsingen kann und die Füße automatisch im Takt der Musik mitwippen. Da wirkt es schon fast wie ein Experiment, wenn die Musiker unter ihrem Dirigenten Anso Fiedler von der gewohnten Linie abweichen. Und doch taten sie es im ersten Teil, denn der war geprägt von klassischen Titeln wie der Ouvertüre zur Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi, dem Konzert in F-Dur von Karl Stamitz und der Ouvertüre zu „Dichter und Bauer“ von Franz von Suppé. Während der erste Titel vielen Zuhörern noch vertraut war, dürften die beiden anderen nicht so oft zu hören sein.

Ins Repertoire des Orchesters gelangten sie vor allem wegen der Dominanz des Fagotts, einem Instrument, das selten solistisch hervorgehoben wird. „Dabei hat Stamitz allein sieben Konzerte für Fagott komponiert“, sagte die Vereinsvorsitzende Ulrike Hempelmann zu Beginn. Und dass diesem Holzblasinstrument der rote Teppich ausgerollt wurde, hatte seinen Grund. Denn unter den Orchestermusikern war Johannes Hilt, ein junger Musiker, der demnächst sein Examen hat und die Stücke auch zur Aufnahme an der Musikhochschule als „Empfehlung“ spielen wird. „Außerdem ist er ein junger dynamischer Mann, der einfach mal Luft ablassen musste“, sagte Anso Fiedler und dachte wohl vor allem an die kontinuierliche Puste und den „langen Atem“ den es braucht, um das Fagott ordentlich klingen zu lassen. Dem jungen Orchestermitglied gönne er den Soloauftritt, so Fiedler. Das umso mehr, da der Dirigent „irgendwie auch eine Vorliebe für dieses Instrument“ habe. Die Lacher hatte Fiedler auf seiner Seite, ist er doch im Hauptberuf Fagottist am Saarländischen Staatstheater. Die Besucher des Konzerts waren gespannt und honorierten den Solo-Auftritt mit viel Applaus.

Und auch das Suppé-Stück war ein Erfolgsgarant. Es begann mit eher zarten Tönen von Kontrabass, Cello und Harfe. Gerade das letzgenannte Saiteninstrument sei „wohl das erste Mal seit 20 Jahren“ wieder im Orchester vertreten und daher etwas Besonderes, wie Ulrike Hempelmann sagte. Sie warnte am Anfang vor der „akuten Ohrwurmgefahr“, die sich beim Hören des Repertoires zwangsläufig einstellen müsse und hatte nicht zuviel gesprochen.

Gerade im zweiten Teil des Programms, als sich eingängige Melodien von Johann Strauß, Franz Lehár und aus der „Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán in die Gehörgänge des Publikuns einschmeichelten, war es um dieses geschehen. Für „Bravo“-Rufe sorgte vor allem der Gesang der Solisten Manuel Horras (Tenor) und Anne Caroline Grimaldi-Luig (Sopran), bei denen nicht nur das Zuhören Spaß machte, sondern auch das Hinsehen. Da merkte man, dass diese Lieder auch bei ihnen zu den gern gesungenen Titeln gehören. Eine kurze launige Einführung in den Inhalt der „Csárdásfürstin“ durch den Dirigenten beispielsweise ließ Bilder vor dem Auge entstehen, die von Liedern wie „Ganz ohne Weiber (geht die Chose nicht)“, „Meine Lippen, sie küssen“, „Weißt du es noch“ musikalisch belebt wurden. Die Stücke waren dazu angetan, in die Welt des vornehmen Wien oder des lebhaften Budapest vergangener Zeiten einzutauchen. „Das war wieder mal ein toller Nachmittag“, schwärmte ein Besucher nach dem Konzert, zumal auch die beiden Zugaben mit Kálmáns „Das ist die dumme Liebe“ und „Spanischer Tanz“ des Wiener Komponisten und Dirigenten Wilhelm Stärk so recht nach dem Geschmack des Publikums waren. Und mit ihm gemeinsam traten, wie von der Vereinsvorsitzenden erhofft und gewünscht, zahlreiche Ohrwürmer den Heimweg an, die zu Hause mit Sicherheit noch nachhallten.

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