Offenheit für alle Seiten

Blieskastel · Die AfD hat als Minifraktion den Sprung in den Blieskasteler Stadtrat geschafft. Vertreten wird sie dort von Steffen Koster und Olaf Vieweg, die gegen die Windräder angehen wollen und auf Tourismus setzen.

 Die Neuen von der AfD, Steffen Koster (vorne) und Olaf Vieweg, auf dem Weg ins Blieskasteler Rathaus. Foto: Erich Schwarz

Die Neuen von der AfD, Steffen Koster (vorne) und Olaf Vieweg, auf dem Weg ins Blieskasteler Rathaus. Foto: Erich Schwarz

Foto: Erich Schwarz

Mit 5,1 Prozent gelang der Alternative für Deutschland (AfD) in Blieskastel bei der letzten Stadtratswahl ein Überraschungserfolg. Die politischen Newcomer verdrängten damit etablierte Gruppierungen wie die FDP und die FWG. Aber wer sind die beiden Neuen im Stadtrat? Im Redaktionsgespräch in Blieskastel sprachen Olaf Vieweg (47) und Steffen Koster (23) über ihre politischen Ziele, Einstellungen und ihre zukünftige Stadtratsarbeit. Die beiden AfDler bilden eine Minifraktion, die aber "nach allen Seiten und für alle Gruppierungen offen" sein will, so Olaf Vieweg. Man lasse sich immer "von vernünftigen Argumenten überzeugen", da spiele es keine Rolle, aus welcher politischen Richtung diese kommen. Überhaupt fällt die politische Ortung der beiden zukünftigen Stadtratsmitglieder schwer. Ist die AfD "rechts" von der CDU angesiedelt? "Quatsch", sagt Olaf Vieweg, man lasse sich nicht in dieses Schema pressen. "Wir beide haben eine humanistische, wertkonservative Grundhaltung", bekräftigt Steffen Koster. Die Eingruppierung ins "rechte" Lager ist für Vieweg ein "Kampfbegriff", eine "Keule" gegen Andersdenkende. Die Mandatsträger der AfD sehen sich als "Diener vor dem Souverän", also dem Bürger, man sei "keine Gemeinschaft von Rammböcken", wie Vieweg das bezeichnet. Vielmehr stelle man "ein Angebot dar, eine politische Kraft, die Probleme lösen und gestalten will". Man stehe für Transparenz und für "Verstand statt Ideologie", wie man das auch schon auf den Wahlplakaten der AfD lesen konnte. Was will man konkret in der Barockstadt angehen?

Man habe zu viele "Titel" in Blieskastel , kritisiert etwa Steffen Koster. Damit sei etwa die Auszeichnung "Citta slow" gemeint, konkretisiert Koster. Vieweg nennt die Kosten von 16 000 Euro für das Zertifikat "Citta slow" eine Ausgabe "ohne jeden Werbeeffekt, das bringt keinen Nutzen und ist werbetechnisch eine Katastrophe". Auch gegen die Windräder wollen die beiden Neu-Stadträte angehen, schließlich gebe es davon etwa in der Pfalz schon genug. Beide sehen im Verzicht auf die Windkraft dann so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal der Biosphärenregion. Hier vermissen beide etwa den längst überfälligen Bau des Biosphärenhauses, wobei sie gleichwohl in der Auszeichnung "Biosphäre" ein großes Potenzial für die Region sehen. Im Ausbau von touristischen Aktivitäten sehen sie übrigens auch eine Möglichkeit, die Finanzen der Stadt aufzubessern. "Aber das dauert, das ist uns bewusst. Aber es darf keine heiligen Kühe geben, alles muss auf den Prüfstand", so Olaf Vieweg. Steffen Koster bekräftigt: "Der Tourismus wird potenziell die Haupteinnahmequelle der Stadt werden", ist er überzeugt. Insgesamt sehen beide Mandatsträger Blieskastel als eine "gute Wohngemeinde" an mit vielen guten, engagierten Bürgern: "Blieskastel ist eine tolle Pflanze, die noch wachsen will", umschreibt es Vieweg. Die Arbeit von Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener sehen sie eher von der positiven Seite: "Da sind schon einige Sachen auch gut gelaufen", so ihr Fazit.

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Zur PersonSteffen Koster ist 23 Jahre alt und derzeit Chemie-Student. Demnächst will er indes zur Medizin überwechseln. Koster wohnt auf der Breiter Mühle und ging in Niederwürzbach zur Grundschule. Nach dem Abitur in Blieskastel folgte das Studium in Saarbrücken. Koster ist ledig und gibt als Hobbys Gitarre spielen, allgemein die Musik, Badminton und der Besuch des Fitness-Studios an. Olaf Vieweg ist 47 Jahre alt und hat einen kleinen Betrieb als Werbetechniker. Wie Koster wohnt Vieweg auf der Breiter Mühle und hat vier Kinder aus zwei Ehen. In einer Pfarrersfamilie in Ostberlin ist er aufgewachsen, wo er auch als kritischer Geist öfters ins Visier der Stasi geraten war. Berlin sei seine Geburtsstadt, Blieskastel seine Heimat, so der Wahlsaarländer. Neben seiner politischen Arbeit ist Vieweg noch zweiter Vorsitzender im Historischen Verein und bietet in dieser Eigenschaft auch Führungen in Blieskastel an. Er arbeitet zudem im Bürgerforum mit und gibt als Hobby Reenacting an, das originalgetreue Nachspielen historischer Gegebenheiten. ers

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