Neue Weltgeschichte auf der Leinwand

St Ingbert · Kinowerkstatt St. Ingbert zeigt „Snowden“, den Regisseur Oliver Stone in München drehte, weil den US-Firmen das Thema zu brisant war.

 Joseph Gordon-Levitt als Edward Snowden. Foto: Universum/dpa

Joseph Gordon-Levitt als Edward Snowden. Foto: Universum/dpa

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Die Kinowerkstatt St. Ingbert zeigt den Film "Snowden" (Deutschland, USA 2015) von Oliver Stone, am heutigen Freitag, 12. Mai, um 20 Uhr, am Samstag, 13. Mai, um 20 Uhr und am Montag, 15. Mai, um 20 Uhr. Abgeklebte Webcams und ein Super-Google für Geheimdienste: Oliver Stones Film über Whistleblower Edward Snowden wirft einen Blick in die Welt der Überwachung. Viele gruslige Details sind keine Erfindung. Genf, Tokio, Hawaii: Der junge Edward Snowden kommt ganz schön rum als Mitarbeiter der Geheimdienste. Oliver Stone zeichnet nach, wie aus einem libertär gesinnten Computerfreak der Whistleblower wurde, der skandalöse Überwachungsmethoden enthüllte. In seinem Film taucht Stone tief in die Welt der Überwacher ein und zeigt das Innenleben des US-Geheimdienstes NSA, das Snowden anfangs so faszinierte. Können Geheimdienste eine Webcam heimlich anschalten? "Ich habe doch nichts zu verbergen", sagt Snowdens Freundin Lindsay Mills im Film, als sie einen kleinen Aufkleber von der Webcam ihres Laptops entfernt. Snowden hatte ihn dort angebracht. Es kommt zum Streit. Denn Snowden fühlt sich beobachtet. Er weiß: Die NSA kann die Webcams ferngesteuert einschalten. Snowden hat recht. Big Brother is watching you. Stones Film ist vor allem deshalb so wertvoll, weil er sich im Geist zurückhaltend und gar nicht erfinderisch, aber mit den pompösen Mitteln Hollywoods komplett in den Dienst des realen Edward Snowden stellt. Der ist bekanntlich vor drei Jahren aus den USA geflohen und lebt seither im Exil in Moskau. Aber hat er unsere Welt, unser Denken verändert? Eher nicht.

Was der Film mit den Augen Snowdens an globaler Überwachungsmaschinerie beschreibt, weckt schnell Erinnerungen an eine Verfilmung von Orwells 1984 und übertrumpft sie sogleich. Wovor hatte man damals bloß Angst? Die NSA ist heute schon viel besser als das Wahrheitsministerium je sein könnte. Jede Computerkamera ist ihr Auge.

Das "Dokudrama" kostete 40 Millionen Euro und wurde überwiegend in den Bavaria-Filmstudios in München gedreht, weil US-Studios das brisante Thema nicht angehen wollten.

Im Rahmen der Sonntags-Matinée "Filme in französischer Sprache (mit deutschen Untertiteln)", jeden zweiten Sonntag im Monat, läuft am Sonntag, 14. Mai, um 11 Uhr "Je vous trouve très beau" - "Sie sind ein schöner Mann" von Isabelle Mergault mit Michel Blanc. Nach dem Unfalltod seiner Frau vermisst der Bauer Aymé Pigrenet nicht so sehr die Zuneigung als vielmehr eine Arbeitskraft. Durch Anbau und Viehhaltung vollkommen beansprucht, ist er außerstande, auch den Haushalt zu führen, die schmutzige Wäsche und das dreckige Geschirr anzupacken. Von den Frauen vor Ort entspricht keine seinen Vorstellungen. Bereits zehn Tage nach dem Tod seiner Frau wendet er sich an ein Ehevermittlungsinstitut, dessen Geschäftsführerin ihn nach Rumänien mitnimmt, damit er dort unter den ausreisewilligen Kandidatinnen eine geeignete auswählt. Die meisten der jungen Damen, auf die er dort trifft, wollen jedoch Sängerin und nicht Bäuerin werden und beenden ihr Vorstellungsgespräch jedes Mal mit dem auswendig gelernten Satz "Sie sind ein schöner Mann". Nur Elena, die ins Ausland will, um das nötige Geld für die Eröffnung einer Tanzschule und ihre kleine Tochter zu verdienen, bekommt früh genug mit, worauf der Bauer aus ist, und verhält sich so, dass sie mit ihm nach Frankreich reisen darf. Der Film war beim César 2007 mehrfach nominiert und wurde für das beste Erstlingswerk ausgezeichnet. "Die Dialoge sprühen Gift, die Situationskomik ist herrlich grotesk und die Charaktere sind höchst originell. Der französische Shootingstar Adèle Haenel spielt mitreißend flippig und Lars Eidinger herrlich mies gelaunt. Chris Kraus gelingt die Balance zwischen Slapstick und Ernst, zwischen Romantik und böser Satire über unseren Umgang mit dem Holocaust. Das ist von erstaunlicher Leichtigkeit und höchst unterhaltsam.".. schrieb ein Filmkritiker über "Die Blumen von gestern". Mehrfach nominiert für den deutschen Filmpreis, ging der Film völlig leer aus! Die bissige und gleichzeitig warmherzige Komödie aus Deutschland "Die Blumen von gestern" (Deutschland, Österreich, Frankreich 2016), Regie: Chris Kraus, mit Lars Eidinger, Adèle Haenel, Hannah Herzsprung, Jan Josef Liefers (126 min., FSK ab 12 Jahre), läuft in der Kinowerkstatt noch einmal am Sonntag, 14. Mai, um 20 Uhr.

 Elena (Medeea Marinescu) und Aymé (Michel Blanc). Foto: Movienet

Elena (Medeea Marinescu) und Aymé (Michel Blanc). Foto: Movienet

Foto: Movienet

www. kinowerkstatt.de

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