Neue Perspektive fürs Höfchen

Rentrisch. Die Zukunft des rund 250 Jahre alten Rentrischer Höfchens hat begonnen. Mehrere Generationen von Mitgliedern des Heimatgeschichtlichen Arbeitskreises (HAK) haben in der Vergangenheit versucht, den Verfall des geschichtsträchtigen Gebäudes zu verhindern. Jetzt scheint es zu gelingen

Rentrisch. Die Zukunft des rund 250 Jahre alten Rentrischer Höfchens hat begonnen. Mehrere Generationen von Mitgliedern des Heimatgeschichtlichen Arbeitskreises (HAK) haben in der Vergangenheit versucht, den Verfall des geschichtsträchtigen Gebäudes zu verhindern. Jetzt scheint es zu gelingen. "Man kann sagen, dass wir geschafft haben, was wir wollten: Nämlich das Höfchen aus dem Dornröschenschlaf zu holen", freute sich HAK-Schatzmeister Udo Heiny. Der Mann, der Bewegung in die Sache gebracht hat, ist Christian Schlachter, Firmenanwalt der Saarstahl-Holding, der Eigentümerin des Hauses. "Er war, anders als seine Vorgänger, zu Gesprächen bereit", teilte der HAK mit. Schlachter selbst sieht den durch ihn ermöglichten Durchbruch völlig unspektakulär: "Man sieht ja, dass etwas passieren muss. Warum das bisher nicht funktioniert hat, kann ich nicht beurteilen."Ein Stein vom Herzen dürfte auch Reinhard Schneider, Leiter der Baudenkmalpflege-Abteilung des Landesdenkmalamtes, gefallen sein. Als Saarstahl grünes Licht gab, ließ Schneider seine Kontakte zur Technischen Universität Kaiserslautern spielen. 22 Architektur-Studenten machten sich daraufhin auf den Weg nach Rentrisch und begannen unter der Leitung des Bauhistorikers Heribert Feldhaus mit diversen Untersuchungen. "Wir erstellen eine wirklichkeitsgetreue Bauaufnahme im Maßstab 1:50, das ist eine zeichnerische Darstellung vom Ist-Zustand mit allen Verformungen. Sie dient später als Grundlage für ein mögliches Nutzungskonzept."

Die vergangenen 250 Jahre sind natürlich nicht spurlos an dem zum Teil noch bewohnten Haus vorüber gegangen. Dass der Dachstuhl mehr als nur einen neuen Anstrich nötig hat, erkennt selbst der Laie. Die Außenmauern zeigen leichte Verformungen. Und wer sich ein Bild von innen macht, der hat den Eindruck, als gebe der Fußboden nach. "Das tut er auch", bestätigt Feldhaus. Wie lange die zweite Hälfte des Hauses schon nicht mehr bewohnt ist, lässt sich nur erahnen. Zu der Hinterlassenschaft früherer Bewohner gehört eine Tageszeitung vom 3. Dezember 1997, Bierflaschen, deren Haltbarkeit 1994 ablief und ein Apotheken-Magazin, auf dem noch die alte, bis Ende Juni 1993 gültige vierstellige St. Ingberter Postleitzahl 6670 aufgestempelt ist.

Abgesehen von gewissen Alterserscheinungen macht das Haus aber einen rüstigen Eindruck. Feldhaus: "Die Bausubstanz ist angegriffen, aber noch in gutem Zustand. Ein Problem ist die Feuchtigkeit."

Vier Tage dauerte die Bauaufnahme der Studenten. Nun sind das Landesdenkmalamt, Saarstahl und der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis am Ball. Alle verfolgen das Ziel, einen Investor für Haus und Grund zu finden oder eine Stiftung zu gründen, die sich der Renovierung des Hauses annimmt. Die Stadt St. Ingbert besitzt ein Vorkaufsrecht. So viel steht fest: Es ist für weniger als 100 000 Euro zu haben. Kommt keine Einigung zu Stande, sieht es aber wieder düster aus. Deshalb warnt Reinhard Schneider davor, jetzt schon konkrete Nutzungspläne zu schmieden. "Das ist erst der Anfang vom Anfang. Wir wollen das Haus zwar erhalten, aber nicht auf Teufel komm' raus, sondern mit Augenmaß." Trotzdem - träumen ist erlaubt. Udo Heiny könnte sich in dem ursprünglich zum Rentrischer Hammerwerk gehörenden Gebäude eine Art Dorfgemeinschaftshaus vorstellen, für Schneider ist auch eine weitere Nutzung als Wohnhaus denkbar.

Der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis brachte außerdem eine Nutzung als Biosphären-Ausstellungshaus oder als Bürohaus für Kleinunternehmen ins Gespräch. "Die Bausubstanz ist angegriffen, aber noch in gutem Zustand. Ein Problem ist die Feuchtigkeit."

Heribert Feldhaus, Bauhistoriker

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort