Namens-Vorschlag für neue Brücke

Blieskastel. Die im Bau befindliche Brücke über die Blies am neuen Kreisel in Blieskastel wird bald fertiggestellt

Blieskastel. Die im Bau befindliche Brücke über die Blies am neuen Kreisel in Blieskastel wird bald fertiggestellt. Deshalb hat der Historische Verein Blieskastel jetzt vorgeschlagen, dass dieses neue Bauwerk "David-Oppenheimer-Brücke" heißen soll, nachdem ein Vorschlag im Stadtrat auf breite Zustimmung gestoßen war, eine Straße nach dem gebürtigen Blieskasteler Oppenheimer zu benennen. Wie der Vorsitzende des Historischen Vereins, Professor Heinz Quasten, erklärt, werde die Brücke in Blieskastel innerhalb der rund 60 Bliesbrücken eine besondere darstellen. Sie werde nicht nur die Längste und Breiteste, sondern auch diejenige sein, die am stärksten städtebaulicher Bestandteil sein wird.David Oppenheimer wurde am 1. Januar 1834 in Blieskastel geboren, wanderte 1848 nach Amerika aus und wurde 1887 Bürgermeister der im Jahr zuvor gegründeten Stadt Vancouver an der Ostküste Kanadas. Um die Entwicklung dieser Stadt habe er sich sehr große Verdienste erworben. Er zähle zu den bedeutendsten Männern der kanadischen Geschichte, und es stehe daher seiner Geburtsstadt gut an, "einen ihrer weltweit berühmtesten Bürger durch die Benennung eines öffentlichen Bauwerkes nach ihm zu ehren", so Quasten. Eine Erinnerung an Oppenheimer sei zugleich eine Erinnerung an die jüdische Bevölkerung der Stadt in der Zeitspanne vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Der neuen Brücke diesen Namen zu geben, würde "vom besonderen Geschichtsbewusstsein der Stadt zeugen". Außergewöhnlich an der Namensgebung "David-Oppenheimer-Brücke" wäre es, dass eine jüdische Persönlichkeit geehrt würde, die nichts mit dem Holocaust zu tun habe, während im Allgemeinen sehr oft "Jude" mit KZ-Vernichtung in Verbindung gebracht werde. Die vorgeschlagene Namensgebung würde nicht an erlittenes Schicksal, sondern an besondere Leistungen erinnern, keine Mahnung, sondern eine Anerkennung ausdrücken. Dass eine Brücke und nicht eine Straße oder ein Platz das Andenken an Oppenheimer wach halten soll, so Quasten, habe unter anderem mit der örtliche Situation zu tun. "Ein praktischer Grund besteht darin, dass eine bestehende Straße nur mit großen Schwierigkeiten und Aufwand umbenannt werden kann. Es muss insbesondere mit Widerstand mancher Anlieger gerechnet werden. Eine neue Straße, die unbedeutend in einem Neubauviertel liegen würde, wäre für die Benennung nach einer berühmten Persönlichkeit ungeeignet", ist Quasten überzeugt.

Gegenüber einer Straße oder einem Platz könne eine Brücke auch eine symbolische Bedeutung haben. Eine "David-Oppenheimer-Brücke" würde für das friedliche Zusammenleben von christlicher und jüdischer Bevölkerung in Blieskastel in früheren Jahrhunderten stehen. Sie würde symbolisch auch für die Brücke zwischen Europa und Amerika stehen. Den Namen "David-Oppenheimer-Brücke" gebe es im weiten Umkreis nicht, sehr wahrscheinlich gebe es ihn nicht in der gesamten Bundesrepublik. Ein solcher unverwechselbarer Name mit lokalem Bezug wäre "ein gutes Aushängeschild für Blieskastel". Falls der Stadtrat sich nicht entschließen sollte, diesen Namen zu wählen, schlage der Historische Verein "Von-der-Leyen-Brücke" vor.Foto: privat

Meinung

Lokal und nicht

zu verwechseln

Von SZ-RedakteurJoachim Schickert

Die Chance, der neuen Brücke am Kreisel in Blieskastel einen Namen zu geben, sollte sich der Stadtrat nicht entgehen lassen. Das neue Bauwerk unter den rund 60 Bliesbrücken hätte damit eine unverwechselbare Stellung mit lokalem Bezug, wäre ein Aushängeschild, das über die Stadt hinaus für Aufmerksamkeit sorgen würde. Auch wenn sich im Volksmund der Name "Blieskasteler Bliesbrücke" halten sollte, würde die Stadt mit einer "David-Oppenheimer-Brücke" signalisieren, dass man einen Sohn der Stadt würdigt und nicht zuletzt für Toleranz und friedliches Zusammensein steht. Ein Hinweisschild an der Brücke könnte die Bedeutung des wenig bekannten Oppenheimer Einheimischen und Gästen erläutern und vielleicht manchen sogar anregen, sich eingehender mit der Geschichte der Barockstadt zu beschäftigen. Der Stadtrat hat bereits grundsätzlich seine Bereitschaft signalisiert, David Oppenheimer zu würdigen. Warum nicht mit dem Namen der neuen Brücke?

hintergrund

Eine offizielle Anregung zur Gründung eines Denkmalschutzvereins gab 1974 der Erste Beigeordnete der Stadt Blieskastel, Günter Wolter. Bürgermeister Hermann Gehring lud im Denkmalschutzjahr 1975 zu einer Gründungsversammlung ein. 47 Bürger waren Gründungsmitglieder. Als Name des Vereins wurde "Blieskasteler Förderverein für Stadtgeschichtsforschung und Denkmalpflege" festgelegt. Der erste Vorsitzende Günter Wolter führte den Verein 1975 bis 1994. Seine Nachfolgerin wurde Barbara Würtz, die bis 2010 dieses Amt bekleidete. Professor Heinz Quasten übernahm den Vorsitz 2010. Der Name des Vereins wurde 1994 in "Historischer Verein Blieskastel - Förderverein für Stadtgeschichte und Denkmalpflege e.V." geändert. Derzeit hat der Verein 141 Mitglieder. Zweck des Vereins ist die Pflege und Erhaltung von Kulturwerten, die Förderung der Denkmalpflege sowie die Förderung der Heimatpflege und der Heimatkunde. Infos bei Professor Heinz Quasten, Sebastianstraße 6, 66440 Blieskastel-Mitte, Tel. (0 68 42) 13 98, E-Mail: h.quasten@gmx.de ert

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