Namen bleiben in Erinnerung

St Ingbert · Straßennamen bilden die Geschichte einer Stadt ab und tragen zur Erinnerung an Persönlichkeiten bei. Deshalb soll der Platz am Bierbrunnen den Namen von Ex-Bürgermeister Wilhelm Chandon bekommen, der Platz am Kriegerdenkmal in der Albert-Weisgerber-Allee den von Pater Ingobert Naab.

Es kann spannend sein, die Bedeutung von Straßennamen zu hinterfragen. Einmal wurden historische Bezeichnungen übernommen, ein anderes Mal die Lage oder der Verlauf einer Straße zur Namensgebung herangezogen. Auch beim jüngsten Eventsamstag unter dem Motto "St. Ingbert ertappen" war bei der Stadtrallye das Wissen der Teilnehmer zur Herkunft von Straßennamen gefragt. Sie bilden die Geschichte einer Stadt ab und tragen zur Erinnerung an bekannte Persönlichkeiten bei. Die SPD-Fraktion des Ortsrates St. Ingbert-Mitte griff die Anregung der Bürgerin Anni Huy auf, der daran gelegen ist, den mit 36 Jahren am längsten amtierenden Bürgermeister St. Ingberts, Wilhelm Chandon, durch eine nach ihm benannte Straße, ein Gebäude oder einen Platz vor dem Vergessen zu bewahren (wir berichteten). Die Idee, das künftige Familienzentrum in der Spitalstraße nach Chandon zu benennen, fand bei den anderen Fraktionen keine Zustimmung mit der Begründung, dass der Bezug von Chandons Person zu diesem Ort fehle.

Stadtarchivar Dieter Wirth schickte einen anderen Platz ins Rennen, dessen Lage gleich doppelt für seine Benennung in Wilhelm-Chandon-Platz sprechen würde. Es handelt sich um den Standort des Bierbrunnens eingangs der Pfarrgasse neben dem ehemaligen C&A-Gebäude. An dessen Platz befand sich mit dem historischen Rathaus Chandons frühere Wirkungsstätte. Die Skulptur des Bierbrauers würde ebenfalls zu Chandon passen, denn der als Gastwirtsohn 1799 Geborene verdiente sein Geld nicht nur als Bierbrauer, sondern errichtete in St. Ingbert auch eine Brauerei.

Er sorgte mit vielen Neuerungen dafür, dass der Fortschritt in St. Ingbert Einzug hielt und aus dem kleinen Städtchen ein bedeutender Industriestandort wurde. Das Wirken Chandons fällt in die bayrische Zeit der Stadt. In diesem Jahr jährt sich die Eingliederung St. Ingberts in das Königreich Bayern zum 200. Mal. Der Wunsch des Ortsrates wäre es, dass im Rahmen einer kleinen Feierlichkeit nicht nur an dieses Ereignis erinnert werde, sondern zeitgleich auch der Platz am Bierbrunnen Chandons Namen erhielte. Außerdem sprach sich der Ortsrat einstimmig dafür aus, dem Platz am Kriegerdenkmal in der Albert-Weisgerber-Allee den Namen des Paters Ingobert Naab zu geben. Dieser wurde 1885 in Dahn unter dem Namen Karl Borromäus geboren.

 Der Ortsrat St. Ingbert-Mitte sprach sich einstimmig dafür aus, dem Bereich am Bierbrunnen (oben) den Namen Wilhelm-Chandon-Platz zu geben. Der Platz mit dem Kriegerdenkmal in der Albert-Weisgerber-Allee (unten) soll den Namen von Pater Ingobert Naab tragen. Fotos: Cornelia Jung

Der Ortsrat St. Ingbert-Mitte sprach sich einstimmig dafür aus, dem Bereich am Bierbrunnen (oben) den Namen Wilhelm-Chandon-Platz zu geben. Der Platz mit dem Kriegerdenkmal in der Albert-Weisgerber-Allee (unten) soll den Namen von Pater Ingobert Naab tragen. Fotos: Cornelia Jung

Er gehörte als Geistlicher zu den Männern des katholischen Widerstandes, die schon vor Hitlers Machtergreifung vor der kommenden Gefahr warnten. Von 1914 bis 1916 wirkte er als Seelsorger und Lehrer im Kapuzinerkloster St. Ingbert . Er arbeitete in der katholischen Jugendbewegung mit, war Mitherausgeber mehrerer Zeitungen. In den Jahren 1930 bis 1933 rückte seine journalistische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in den Vordergrund. So fragte er in einer Veröffentlichung "Herr Hitler, wer hat sie gewählt?" und schickte Adolf Hitler eine Ausgabe davon. Er demaskierte das System, bekam einen Haftbefehl, weshalb er in die Schweiz floh, wo er Priestern auf der Flucht half. "Es wäre ein schönes Signal, wenn man den Platz am Kriegerdenkmal nach ihm, der den Zweiten Weltkrieg verhindern wollte, benennt", so Ortsvorsteher Ulli Meyer. Er ließ dem Schulleiter des benachbarten Leibniz-Gymnasiums Pater Ingberts Biografie zukommen. Auch Erik Brill begrüßte die Idee, den Platz nach dem Geistlichen zu benennen. Im Herbst bekommen beide Plätze ihre neuen Namen im Rahmen einer Feier.

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