Nässe tat den Bäumen gut

Saarpfalz-Kreis · Viele Leute sind sich darüber einig, dass das Frühjahr mies war, allen voran Bauern, Handwerker, Imker und Urlauber. Die einen ernteten kaum etwas, die anderen konnten nicht draußen arbeiten, die Bienen froren und die Urlaubsorte zeigten sich trist und nass. Doch es gab einen Gewinner: den Wald.

 Die Laubbäume färben sich bereits braun, obwohl es noch sommerlich warm ist. Das ist keine Krankheit, versichert der Revierförster, sondern eine Anpassung ans Klima. Die Blätter kommen früher und verabschieden sich auch früher. Foto: SZ/Maack

Die Laubbäume färben sich bereits braun, obwohl es noch sommerlich warm ist. Das ist keine Krankheit, versichert der Revierförster, sondern eine Anpassung ans Klima. Die Blätter kommen früher und verabschieden sich auch früher. Foto: SZ/Maack

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. Dass der August sich mit einer solchen Hitze verabschieden würde, damit hatte wohl keiner gerechnet. Denn eigentlich wünscht man sich heiße Temperaturen eher in der ersten Hälfte des Sommers, also irgendwann im Juli, wenn man noch Sonne nötig hat. Doch zu diesem Zeitpunkt herrschten deprimierende 15 Grad, und der Himmel zeigte sich grau und trist. Dass obendrein auch noch das Frühjahr zwischen Ende April bis Ende Juni reichlich mies und verregnet war, lässt sich nun an den Ernteausfällen ablesen.

Aber auch die Tiere hatten zu kämpfen: Vogeljunge hockten in nassen Nestern, froren und starben, ebenso die Hasen-Jungen, die nicht, wie die Kaninchen, im trockenen Bau auf die Welt kommen, sondern in Grasmulden überleben müssen. Viele schafften es nicht, älter als ein paar Tage zu werden. Also schlimme Auswirkungen an allen Fronten.

Oder etwa doch nicht? "Dem Wald hat das nasskalte Frühjahrswetter gut getan", bemerkt der Homburger Revierförster Michael Pfaff, "diese anhaltend feuchtkühle Witterung war Spitze für den Wald." Zwar haben die vermatschen Waldwege im Frühjahr der Forstwirtschaft zu schaffen gemacht, aber inzwischen seien alle Wege wieder hergerichtet und die Schäden des Frühjahrs beseitigt worden.

Dem schädlichen Borkenkäfer hat der nasskalte Frühling geschadet, was ebenfalls dem Wald zugute kam: "Die Borkenkäferplage, die wir üblicherweise haben, wenn das Frühjahr warm und trocken ist, ist diesmal ausgeblieben", so Pfaff, "die Käfer haben sich nicht, wie sonst üblich, vermehren können."

Hinzu komme, dass gerade Nadelbäume unter den immer wärmer werdenden Jahrestemperaturen litten, "die haben richtig Stress, vor allem die Fichten , die sowieso schon aus kühleren Regionen stammen. Die wurden in unserer Region angepflanzt, als es hier im Durchschnitt kälter war als heute." Da fühlte sich dieses Regen-Frühjahr für die Fichten vermutlich an wie in guten alten Zeiten.

Erstaunlicherweise bekommen aber schon einige Bäume braune Blätter, wie man beispielsweise gut am Ortsausgang von Limbach in Richtung Homburg erkennen kann. Wie kommt das? "Es sind keine Krankheiten, wie man vielleicht vermuten könnte", betont der Revierförster, "es ist einfach so, dass die Bäume saisonal nach vorne gewandert sind - sie bekommen früher ihre Blätter und werfen sie auch früher wieder ab."

Anstatt von Mitte Mai bis Mitte Oktober, dauert die Vegetationszeit inzwischen von Ende April bis Ende August? "So in etwa ist es zu beobachten", sagt Michael Pfaff. Der Wald sei ein sensibles Gebilde, das sich auf äußere Einflüsse einstelle, "der Wald ist keine Fabrik".

Übrigens, was Nadelbäume neben verregneten Sommern noch gerne mögen, sind verschneite Winter, denn dann ist der Waldboden wochenlang kalt und feucht.

Taut der Schnee, hält sich bis ins Frühjahr hinein die kühle Nässe im Boden. Gegen Schnee im Winter haben auch Menschen normalerweise nichts, aber ein Frühjahr wie dieses ist schon grenzwertig. Aber womöglich sind da nur Vögel, Hasen und Borkenkäfer mit den Menschen in einem Boot, "denn den Wildschweinen und den Rehen hat das Frühjahr nicht geschadet, die sind das gewöhnt."

 Der Wald ist bietet vor allem Kindern einen natürlichen Freiluftspielplatz. In diesem Frühjahr war es aber viel zu nass. Foto: dpa

Der Wald ist bietet vor allem Kindern einen natürlichen Freiluftspielplatz. In diesem Frühjahr war es aber viel zu nass. Foto: dpa

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Außerdem sprießen die frischen grünen Triebe im Wald früher als noch vor 20 Jahren, so dass sich die knabbernden Vierbeinern schon im April darüber hermachen können, egal ob es regnet oder nicht.

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