Närrisches und viel Nervenkitzel

St Ingbert · Noch bis zum morgen Dienstag drehen auf und um den Marktplatz herum die attraktiven Fahrgeschäfte der St. Ingberter Kirmes ihre Runden. Wer es nicht ganz so rasant und laut mag, kann noch bis heute Abend über den Kirmes-Krammarkt in der Fußgängerzone schlendern.

 In der Dunkelheit entwickeln die Fahrgeschäfte ihre volle optische Wirkung. Fotos: Cornelia Jung

In der Dunkelheit entwickeln die Fahrgeschäfte ihre volle optische Wirkung. Fotos: Cornelia Jung

Ein kleiner roter Ferrari fuhr Funken sprühend auf einer vorgegebenen Bahn auf dem Markt, Menschen wurden schreiend emporgeschleudert und hinter dem Rathaus hatte "Chaos " das Regiment übernommen. All das war aber kein Fall für die Polizei , denn mitten in der St. Ingberter City hatte sich die Kirmes niedergelassen, die mit ihren Fahrgeschäften und Ständen für Spaß, Nervenkitzel und Gaumenfreuden sorgte. "Oh Papa, guck mal, wie toll das aussieht", zeigte am Samstagabend ein kleiner Junge seinem Vater zwei riesige Feuerfontänen am "Polyp XXL", die unter anderen Umständen wohl die Feuerwehr auf den Plan gerufen hätten. Für einige Kirmesgänger konnte es gar nicht schneller, lauter und vor allem höher gehen. So wie an der äußersten Ecke des sonst als Parkplatz genutzten Bereichs an der Schlachthofstraße. Dort scharte sich die Jugend um ein Fahrgeschäft, das seine Mitfahrer, die in einem Rund saßen, regelrecht in den dunklen, aber trockenen Abendhimmel warf. Dabei schien der Standplatz des "Chaos " gut ausgesucht zu sein, denn der stählerne Hebel katapultierte die Fahrgäste immer knapp an den Bäumen vorbei. Kurz bevor sich die Kirmesgänger rund ums Rathaus umschauten, wohnten viele der Kirmeseröffnung im Kuppelsaal bei. Die Kinder, weil es was zu trinken und Brezeln als Stärkung vor dem Kirmesrundgang gab, und natürlich die obligatorischen, kostenlosen Jetons für die Fahrgeschäfte, die Erwachsenen wegen der Kerweredd und dem darauf folgenden Fassbieranstich. "Da soll noch mal einer sagen, St. Ingbert könne nicht feiern", sagte Oberbürgermeister Hans Wagner zur Begrüßung, "ein Fest jagt das nächste, hier ist derzeit jedes Wochenende was los." Das "Besondere an St. Ingberts Kerb" wollte sich auch Umweltminister Reinhold Jost nicht entgehen lassen, der den Fassbieranstich vornahm. Der Vorsitzende des Saarverbands der Schausteller, Thomas Sonnier, geizte nicht mit Lob an die Stadt, die sich, allen voran der neue Platzmeister, bei der Planung und der Organisation des Aufbaus mächtig ins Zeug gelegt hätte. Das taten auch das Dreigestirn Ulli Meyer, seine Tochter Eleonore und Felix Derschang, die die Kerweredd mit musikalischer Untermalung hielten. Dass es in St. Ingbert nicht nur ein Thema gibt, das die Leute beschäftigt, war schon am Umfang der Rede zu spüren. Dass die Sperrung der Fechinger Talbrücke eine Folge der Ansteckung mit dem Dengmerter Baustellenvirus war, konnte man hören und dass die "nette Toilette" das Sanitär-Keramik-Problem löste.

 Ulli Meyer, Eleonore Meyer und Felix Derschang (von links) bei der Kerweredd.

Ulli Meyer, Eleonore Meyer und Felix Derschang (von links) bei der Kerweredd.

Dass Schimmel und Moder in der Tischtennishalle wie Drogen wirken und zu allerlei visionären Plänen führen, was man mit ihr oder in ihrem Umfeld alles anstellen könne. "Atemlos durch die Hall, wer da reingeht, kriegt 'nen Knall. Atemlos, schwindelvoll, fantasiert man, wird ganz toll! Wussten wir erst gar nichts mit dir anzufangen, ändert sich das plötzlich drin in dir. Wir sind unzertrennlich, du für uns unsterblich. Lass dich nicht abreißen, bleib bei mir!", hieß es in der Kerweredd, die auch die Straßennamen-Findungskommission ins Spiel brachte. Der Markt wurde für diesen Moment zum Hellenthal'schen Platz umbenannt, die Fußgängerzone in Brandenburgsche Chaussee und die Ensheimer Straße, die zur Ingo-Statue führt, wurde kurzerhand zur OB-Jung-Allee. Die Kerweredd ist wie ein Spiegel, der nicht nur dem närrischen Volk noch vor der fünften Jahreszeit vorgehalten wird. Um so mehr freuten sich die St. Ingberter aufs Feiern. Der große Knall kam trotzdem. In Form eines bunten Feuerwerks, das Farben in St. Ingberts Himmel sprühte und so auch Auswärtige darauf hinwies, dass es in Dengmert was zu feiern gibt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort