Nachwuchsförderung ist ihm wichtig

St Ingbert · Frank Nimsgern sprach bei einem Besuch in der Redaktion davon, dass das Erlernen eines Instrumentes das Gehirn auf Touren bringt.

 Der bekannte Komponist Frank Nimsgern Frank Nimsgern war zu Gast in der Redaktion. Foto: Yvonne Handschuher

Der bekannte Komponist Frank Nimsgern Frank Nimsgern war zu Gast in der Redaktion. Foto: Yvonne Handschuher

Foto: Yvonne Handschuher

"St. Ingbert ist das Beverly Hills Saarbrückens", sagt der bekannte Komponist Frank Nimsgern bei einem Besuch in unserer Redaktion. Und er weiß, wovon er redet. Schließlich ist Nimsgern teilweise in St. Ingbert und Saarbrücken aufgewachsen und lebt hier zeitweise noch heute. "Hier lässt es sich gut leben", sagt er schmunzelnd, bevor der Vater einer vierjährigen Tochter über die Förderung von Kindern und Jugendlichen spricht, die ihm am Herzen liegt. "Unsere Kinder brauchen wieder Helden", so der jüngst mit zwei Musical Awards für seinen "Ring" ausgezeichnete Musiker weiter. "Ich merke, dass eine Generaton ohne Helden heranwächst." Helden müssen für ihn dabei auch nicht unbedingt populär sein. Natürlich sei es schön, wenn ein Jugendlicher sagt, er möchte Klavier spielen wie der bekannte Pianist Lang Lang, es gehe aber auch um Helden vor der eigenen Tür. Nimsgern spricht sich dafür aus, dass Jugendliche wieder mehr die Möglichkeit haben sollten, in Clubs zu spielen - und zwar gemeinsam. "Es ist ein tolles Gefühl, als Schüler gemeinsam ein Livekonzert zu geben. Schließlich entstehen in dieser Zeit auch wichtige Freundschaften." Deswegen lobt der bekannte Künstler auch das Schaffen der saarländischen Schulen, die in diesem Bereich sehr aktiv sind. Musik sei aber vor allem eins, das macht er deutlich klar: "Disziplin". Musical sei sogar manchmal "Militär". Nimsgern: "Disziplin lernt man durch das Spiel und die Leidenschaft und nicht durch ein Muss." Auch sp@richt er über Hochbegabte und Musik.

"Besonders für diese Menschen ist Musik eine Möglichkeit, ihre Sprache zu optimieren." Nimsgern selbst spielte während seiner Schulzeit immer in Bands. "Wir haben gemeinsam unsere individuelle Sprache gefunden." Musik bezeichnet er des Weiteren als "Sprache des Friedens und des Teamgeists".Auch sei es wichtig, eine Vision zu haben, eine "Messlatte - da wollen wir hin". Zu dieser Vision gehöre natürlich auch der engagierte Nachwuchsförderer. "Es ist unsere Pflicht als Künstler, unsere Kunst weiterzugeben." Dabei hält es Nimsgern mit dem Komponisten Gustav Mahler: "Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers." Bei der Förderung des Nachwuchses setzt Nimsgern aber schon früher an. Er richtet seinen Blick Richtung Schweden und Dänemark und hält es für wünschenswert, dass Kinder hierzulande bereits in der Grundschule, und zwar in den schulischen Ablauf integriert, ein Instrument lernen. Hier könnte seiner Meinung nach die gebundenen Ganztagsschulen eine Chance sein. In dem Zusammenhang spricht er auch die Digitalisierung an, die er als "Fluch und Segen zugleich" bezeichnet.

"Alles ist verfügbar, die Kinder spielen früh mit IPads und Smartphones. Aber das Erlernen eines Instrumentes fordert die Fähigkeiten, bringt das Gehirn auf Touren." Man solle den Kindern "Optionen aufzeigen".Es sei wünschenswert, dass auch junge Leute wieder über Mozart, Bach aber auch die Beatles oder Peter Gabriel sprechen - "das waren meine Helden". Frank Nimsgern erachtet es auch für sinnvoll, Jazz und Klassik zusammenzubringen. "Der Erfolg unserer Musicals hat gezeigt, dass es an dieser Stelle Bedarf gibt." Über zwei Millionen Menschen haben bis dato seine Werke gesehen. Er plädiert dafür, Jugendliche verstärkt fürs Theater zu begeistern. "Wir müssen die Jugendkulturarbeit fordern, Schulen und Theater sollten Projekte gemeinsam umsetzen. Theater sollte ein Ort der Zusammenkunft sein", so der Komponist, dem das Saarland trotz seiner bundesweiten Erfolge nach wie vor am Herzen liegt. Man müsse "hippe Sachen" machen und das ältere Publikum dennoch halten. Und Frank Nimsgern weiß auch hier, wovon er redet: Im Auftrag des Goethe-Instituts hat er auf fast jedem Kontinent dieser Erde Workshops gegeben und unterrichtet auch derzeit wieder aktiv als Dozent in Hamburg, Berlin und Saarbrücken.

Abschließend sagt Nimsgern: "Die Schaffung von Kultur und Urheberschaft gehört spätestens seit der Digitalsierung und damit Teilentwertung jeglichen geistigen Eigentums ins Grundgesetz. Die Kultur ist der Spiegel unseres Landes."

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Der Musiker, Komponist und Produzent Frank Nimsgern wurde mit dem ARD Fernsehpreis "Die Goldenen Europa" und 2017 mit zwei Musical1 Awards ausgezeichnet. Weit über zwei Millionen Besucher haben seine Werke, wie zum Beispiel "Der Ring"(Bonn und Füssen), "Qi" (Berlin), "Elements”, "Hexen", "Hänsel & Gretel" (alle (Friedrichstadtpalast Berlin), "POE" ( München), "Phantasma" (Saarländisches Staatstheater), "Paradise of Pain" oder "SnoWhite" ( Saarländisches Staatstheater, Oper Bonn), welche beide von der ARD als Musicalfilm produziert und ausgestrahlt wurden, gesehen. Frank Nimsgern schrieb über zwei Dutzend Filmmusiken, darunter die Musik für bisher zehn Folgen des TV-Dauerbrenners "Tatort" sowie diverse Werbetrailer. Für Chaka Khan war er von 1994 bis 1996 als Musicaldirector und Gitarrist tätig. Er spielte über 40 Alben ein und an die 1200 Konzerte unter anderem mit und für Opernsängerin Anna Netrebko. Mit seiner eigenen Band, der Nimsgern Group, reiste, konzertierte und dozierte er für das Goethe-Institut durch fast alle Kontinente.

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