Pilgerwanderung Nach fünf Jahren war das Ziel erreicht

St. Ingbert/Bliestal · Eine Gruppe von Jakobspilgern der KEB Saarpfalz um Pfarrer Werner Ripplinger schaffte letzten Höhepunkt.

 Die Teilnehmer an der Skulptur eines Pilgerzuges auf der Passhöhe Alto del Perdón.

Die Teilnehmer an der Skulptur eines Pilgerzuges auf der Passhöhe Alto del Perdón.

Foto: Volker Merz

Eine Gruppe von Jakobspilgern der KEB Saarpfalz und des Pilgerbüros Speyer hat sich vor fünf Jahren zusammen mit Pfarrer Werner Ripplinger auf den bekannten Jakobsweg gemacht und ist jedes Jahr dem Ziel, der Kathedrale von Santiago de Compostela, ein Stück nähergekommen. Start in diesem Jahr war Le Puy-en-Valey, das Ziel der letztjährigen Etappe. Von dort ging es mit dem Bus nach Roncevalles in Spanien. Nun lagen rund 760 Kilometer vor den Pilgerinnen und Pilgern, die teils im Bus und natürlich zu Fuß zurückgelegt werden mussten. Nach einem geistlichen Impuls von Pfarrer Ripplinger erklang der alte Pilgerruf der Jakobspilger „ultreia“ und die 22-köpfige Gruppe machte sich auf die tägliche Wegstrecke.

Erstes Ziel war die Passhöhe Alto del Perdón, ein 770 Meter hoher Bergrücken, von dem man eine wunderbare Aussicht in die Landschaft Nordspaniens hat. Über Eunate ging es nach Puente la Reina, wo sich der aragonesische mit dem navarronesischen Zweig des Jakobsweges verbindet und dann über die berühmte von Königin Dona Mayor für die Pilger des Mittelalters gestiftete Brücke den Arga überquert.

Weitere Stationen waren das durch das Hühnerwunder bekannte Santo Domingo de la Calzada, San Juan de Ortega, einem ehemaligen Kloster aus dem 12. Jahrhundert zur Versorgung der Pilger, Burgos mit seiner berühmten Kathedrale, bevor es in die unendliche Weite der Meseta ging. Über Sahagun, der geographischen Mitte des Camino, wurde León mit seiner herrlichen Kathedrale, die über 1800 Quadratmeter Fensterfläche verfügt, erreicht. Danach führte der Weg zu dem auf 1500 Meter Höhe liegenden Cruz de Ferro, wo jeder Pilger gemäß der tausendjährigen Pilgertradition symbolisch für seine mitgetragene innere Last einen Stein ablegte. Ein weiterer „Höhepunkt“ stellte der auf 1330 Metern Höhe liegende Ort O Cebrero dar, zu dem die Gruppe über 700 Höhenmeter überwinden musste, um dann mit einer tollen Aussicht belohnt zu werden. Über den Monte do Gozo, den „Berg der Freude“ erreichte die Pilgergruppe schließlich das Ziel: die Kathedrale von Santiago de Compostela, wo die Gruppe an einem Pilgergottesdienst teilnahm.

Das weitere Ziel war jedoch, so die Meinung der meisten Teilnehmer, der Weg. So kann der Weg mit seinen Auf- und Abstiegen mit den Höhen und Tiefen des Lebens verglichen werden. Der beobachtete Reichtum der Fauna und Flora kann neben der endlosen Meseta Sinnbild für die Fülle und Phasen der Eintönigkeit des Lebens sein. Auch die zahlreichen Begegnungen und Gespräche auf dem Pilgerweg bereichern das eigene Leben. Vor allem die Begegnungen mit Pilgern, die aufgrund ihres Alters oder eines Gebrechens sich nicht davon abbringen ließen, sich auf den Weg zu machen und nur sehr langsam vorankommen, ermutigen dazu, mit Mut und Ausdauer seinen eigenen Weg zu gehen, mag dieser auch noch so beschwerlich erscheinen.

Die Kargheit und Hitze der Meseta können als Sinnbild für die „Durststrecken“ des Lebens gesehen werden, die durchschritten werden müssen und dann wie auf dem Pilgerweg hinter einem liegen. Eine wichtige Erfahrung waren die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der übrigen Pilger aus den unterschiedlichsten Ländern und Erdteilen, die sich in dem Gruß „Buen Camino“„ äußerten. Zwischen Menschen, die zu einem gemeinsamen Ziel unterwegs sind, entsteht Gemeinschaft. So kann das Pilgern zum Symbol des Alltags werden: Mit dem Abstand zum Alltag wird etwas bewusst und aus der Distanz kann sich etwas klären, neue Wege können entdeckt und gegangen werden.

Wie die Pilger des Mittelalters bei ihrer Rückkehr nach Osten in Richtung der aufgehenden Sonne und damit einem neuen Leben entgegengingen, können auch heutige Pilger nach ihrer Rückkehr gestärkt in den Alltag zurückkehren.

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