Nabu St. Ingbert Ein Lob für die Coolen unter den Wildbienen

Homburg/St. Ingbert · Hummeln, die dicken Brummer, leisten in diesen Wochen enorm viel in unseren Gärten.

 Eine Hummel sammelt den Nektar von Krokussen.

Eine Hummel sammelt den Nektar von Krokussen.

Foto: dpa/dpaweb/Andreas Lander

Es ist Frühling. Die Sonne steht schon recht hoch am Himmel und bei blauem Himmel bringt sie die erste Wärme in die Natur. Ich sitze in meinem Garten und genieße die Sonne. gedankenverloren blicke ich auf den Boden, in eine kleine unaufgeräumte Ecke meines Gartens. Da, unter dem Laub bewegt sich doch etwas. Das Laub wackelt, wird zur Seite gedrückt und hervor kriecht eine Dunkle Erdhummel. Diese Königin ist im vergangenen Sommer geschlüpft und hat sich im Herbst unter dem Laub verkrochen, um dem Winter und seiner Kälte zu entgehen. Jetzt kommt sie ziemlich verpennt aus ihrem Winterquartier und genießt die ersten Sonnenstrahlen. Vorsichtig lasse ich Ihre Durchlaucht auf meinen Finger klettern. Sofort genießt sie die Körperwärme von unten, die aus meinem Finger strahlt und bleibt ganz ruhig sitzen. Ja, Hummeln sind mit einem recht ordentlichen Stachel ausgerüstet, den sie jederzeit auch einsetzen können, aber sie sind meist recht sanftmütig und gemütlich. So brauche ich sie nicht zu fürchten.

In der Zeit von März bis April kann ich mir sicher sein, dass es sich um eine Hummelkönigin handelt, weil in dieser Jahreszeit nur Königinnen unterwegs sind. Sie haben alle den Winter über vor Frost geschützt unter Laub, Holzhaufen, Mauerritzen und ähnlichem verbracht und drängen nun mit fortschreitendem Frühling ans Tageslicht.

„Meine“ Hummel fängt nun nach ein paar Minuten an leise zu brummen und sehr schnell mit ihren Flügeln zu schlagen. Sie bringt sich auf Betriebstemperatur von bis zu 32 Grad Celsius. Sie ist nämlich mit einer sehr effektiven Heizung ausgestattet: Sie hat die Möglichkeit, ihre Flügel von der Brust- oder Flugmuskulatur abzukoppeln. Durch sehr schnelle Muskelbewegung erzeugt sie nun Wärme und erhöht so ihre eigene Körpertemperatur, ohne abzuheben. Außerdem hat sie einen dichten Pelz am Körper, der sie zusätzlich vor Auskühlung schützt. Nach kurzer Zeit hebt meine Erdhummel ab und fliegt schnurgerade auf einen Flecken im Garten, wo die rote Taubnessel in voller Blüte in der Sonne steht und mit ihrem Nektar lockt. Die Hummel fliegt die erste Blüte an und stillt ihren sicherlich großen Hunger. Nachdem sie ihren Hunger gestillt hat, beginnt das Tier suchend über die Erde zu fliegen. Sie brummt mal hier und mal dort hin. Dann verschwindet sie in einem kleinen Loch in der Erde, kommt kurz darauf wieder und brummt weiter. Sie ist auf der Suche nach einem unterirdischen verlassenen Mäusenest. Hier bei mir im Garten wird sie sicherlich fündig werden. Mäuse gibt es im Garten genug, die dürfen hier leben. Vielleicht nimmt sie auch wie ihre Vorgängerin im letzten Jahr eine meiner Nisthilfen für Hummeln an. Sie hat die Wahl. Hat sie eine geeignete Behausung gefunden, beginnt sie mit dem Nestbau.

Ja, Sie haben richtig gelesen. Einige Hummelarten sind Nestbauer, andere wiederum eher Nestbezieher. Die Erdhummel baut sich ihr Nest nicht selbst. Das vorhandene Nest wird lediglich etwas neu geformt, so dass eine Art Kugelhöhle entsteht. Unsere Baumhummel hingegen ist in der Lage, sich aus vorhandenem Nistmaterial (ausgedientes Vogelnest) ihr Nest selbst zu bauen. Sie benutzt dazu ihre Mandibeln (Kieferzangen) und Beinkrallen als Werkzeug. Ist sie mit dem Nestbau zufrieden, beginnt sie ein paar wie winzige Tönnchen aussehende Brutzellen aus Wachs herzustellen. Hierin legt sie die ersten befruchteten Eier für die ersten Arbeiterinnen. Um die Brutzellen werden weitere Tönnchen angelegt und hierin ein Vorrat an Nektar und Pollen angelegt, um die Brut zu versorgen. Diese brütet sie selbst aus und versorgt sie solange mit Nahrung, bis sie geschlüpft sind und als fertige Arbeiterinnen nun Nestbau, Brutversorgung und Sammeln von Nektar und Pollen übernehmen. Das ist nach etwa 20 Tagen der Fall. Ab dann bleibt sie im Nest und legt nur noch Eier und lässt sich bedienen, was ihr als Königin auch zusteht.

Im Laufe des Sommers entwickelt sich das Nest und wird größer. In einem Nest der Erdhummel können 100 bis 500 Arbeiterinnen leben. Ab etwa Ende Juni bis Mitte August entwickeln sich in einem Hummelnest männliche Hummeln und Königinnen. Die Drohnen, wie die männlichen Tiere genannt werden, entstehen aus unbefruchteten Eiern, während sich die Königinnen aus den befruchteten Eiern entwickeln. Sind die Prinzen und Königinnen geschlechtsreif, begeben sie sich auf ihren Hochzeits- oder Begattungsflug. Nachdem die neuen Königinnen begattet sind, lungern die Männchen noch eine paar Tage auf den Blüten, etwa der Kugeldistel herum, bis sie wenige Tage später sterben.

Die begatteten Königinnen aber fliegen noch bis in den Herbst. Wenn es ihnen dann gegen den Winter zu ungemütlich wird, suchen sie sich eine frostsichere Behausung und schlafen bis ins nächste Frühjahr. Die alte Königin beendet im Hochsommer ihr Leben. Sie hat bis dahin enorm viel geleistet. Ebenso ihre Gefolgschaft: Hummeln tragen zu einem sehr wesentlichen Teil dazu bei, dass viele unserer Blühpflanzen bestäubt werden, besonders im Frühjahr.

Wenn man im Frühjahr eine Hummelkönigin findet, die am Boden liegt und nur noch wenig Lebenszeichen hat, können man sie vorsichtig aufnehmen. Man nehme einen halben Teelöffel Zucker und löse ihn im Löffel mit ein paar Tropfen Wasser auf. Den Löffel hält man der Hummel an ihren Rüssel. Meist nehmen die Insekten das Notfutter an und ihre Lebensgeister kommen zurück. Damit hat man möglicherweise einen Hummelstaat gerettet. Dass Hummeln der Sprit ausgeht, ist leider häufig der Fall. Oft hat sich eine Hummelkönigin etwa in der Nähe einer größeren Brach- oder Grünfläche häuslich niedergelassen. Sie findet jede Menge Nahrung, weil gerade viele frühe Wildkräuter blühen.

Hummeln sind wie alle Wildbienen eine streng geschützte Art. Sie dürfen laut Bundesartenschutzgesetz weder gefangen noch getötet werden und ihre Nester nicht zerstört werden. Aber ihre Nahrungsquellen darf man entfernen und ihre Brutmöglichkeiten einschränken. Das kann man ändern. Man kann zwei bis drei Quadratmeter seines Zierrasens verwildern lassen und ein paar Wildkräutern die Chance geben zu überleben. Dann bekommt man auch bald Besuch von einer coolen Hummel.

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