Musikverein Rentrisch gibt Privatkonzerte Exklusive Platzkonzerte statt Dorffest

Rentrisch · Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. So hat der Musikvereins Rentrisch jetzt versucht, das abgesagte Dorffest mit Privatkonzerten wenigstens ansatzweise erlebbar zu machen.

 Das Rentrischer Dorffest fiel zwar aus, aber der Musikverein Rentrisch versuchte mit seinen privaten Platzkonzerten, hier an der Kirche im Ort, wenigstens ein bisschen Dorffest-Atmosphäre zu vermitteln.

Das Rentrischer Dorffest fiel zwar aus, aber der Musikverein Rentrisch versuchte mit seinen privaten Platzkonzerten, hier an der Kirche im Ort, wenigstens ein bisschen Dorffest-Atmosphäre zu vermitteln.

Foto: Cornelia Jung

Am vergangenen Wochenende wäre das Dorffest in Rentrisch über die Bühne gegangen, wenn es nicht, wie so viele, wegen Corona abgesagt worden wäre. Somit hatte auch der Musikverein Rentrisch, der jedes Jahr zum Gelingen der Veranstaltung beiträgt, keine Möglichkeit, sich mit seinem beliebten Blasmusik-Repertoire zu präsentieren. Von Mitte März bis Mitte Mai schwiegen die Instrumente der Vereinsmitglieder. Zumindest in der gemeinsamen Probe, die in dieser Zeit wegen der Auflagen nicht durchgeführt werden konnten.

„Zu Hause geprobt haben wohl nur die ganz Hochmotivierten“, sagt der MV-Vorsitzende Marc Braun. In die Zeit der Auftrittsbeschränkungen fiel auch ein in der Stadthalle geplantes Disney-Konzert des Vereins. Noch in der Fastnachtszeit hatten die Musiker voller Vorfreude Banner mit dem Hinweis auf dieses Ereignis quer über die Straßen gespannt. Doch daraus wurde aus den bekannten Gründen nichts. „Das wäre ein richtig großes Ding gewesen, bei dem auch Sue Lehmann gesungen hätte“, so Braun. Zwar hat man nun einen Ersatztermin am 29. Mai des kommenden Jahres gefunden, doch für das laufende Jahr war kein Auftritt sicher.

Ein bisschen Normalität gab es für die Musiker wieder ab dem 28. Mai, denn an diesem Tag war seit langem wieder die erste Probe. Wegen der geltenden Regeln durfte sie nur eine Stunde dauern und fand im Freien, zuerst auf dem Sportplatz des TuS, statt. Später durften, mit Genehmigung des Ortsvorstehers beziehungsweise der Stadt, der Parkplatz sowie der ehemalige Schulhof bespielt werden. Satzproben fanden getrennt im Saal des Kulturhauses statt. „Keine wirklich schöne Probenatmosphäre, weil man so weit auseinander sitzt“, findet der Vereinsvorsitzende. Bei den Open Air-Proben ernteten die Instrumentalisten viel Zuspruch. „Gäste des TuS-Clubheims und auch dessen Wirtin waren angetan, und sie lud uns ein, auch mal auf diesem Gelände zu spielen.“

Glücklicherweise sprang während der Ausgangsbeschränkungen trotz fehlender Gemeinschaft kein Mitglied ab. Eigentlich ein Grund zum Feiern. Ein angedachtes vereinsinternes Treffen statt des Dorffestes verwarf man, da zu viele Genehmigungen hätten eingeholt werden müssen. „Wir wollten aber auch endlich mal wieder Auftrittsatmosphäre kreieren und im Dorf zeigen, dass es uns noch gibt“, erzählt Marc Braun, wie die Idee von privaten Freiluft-Konzerten Gestalt annahm.

Da Auftritte auf privatem Grund und Boden erlaubt sind, war der Entschluss schnell gefasst. Man wollte exklusive Konzerte für die Rentrischer anbieten – vor deren Haustür und als kleinen Ersatz fürs Dorffest. Jeder Haushalt erhielt einen Flyer mit den nötigen Informationen. Wer wollte, konnte sich mehrere Stücke aus einer Liste aussuchen und sich mit der gewünschten Zeit beim Vorstand zurückmelden. Auch ein musikalisches Überraschungspaket konnte „gebucht“ werden. Am vergangenen Samstag ab 12 Uhr sollten diese besonderen Platzkonzerte steigen. Fünf Familien meldeten sich zurück und werden, so wie der Verein selbst, diese Auftritte nicht mehr vergessen. Zuerst brachten sich die Musiker vor dem Haus von Helga und Bernd Roth „in Stellung“. Für das Orchester eine besondere Ehre, denn die beiden feierten einen Tag zuvor ihre Goldene Hochzeit, und der Herr des Hauses war vor einigen Wochen 70 Jahre alt geworden. Außerdem war Bernd Roth einige Jahre Vorsitzender des Musikvereins und „ohne ihn wäre unser Verein nicht dort, wo er heute ist“, sagt Braun anerkennend.

Nicht nur bei dieser Familie kamen die kleinen, aber intensiven „Straßenkonzerte“ bestens an. Sie waren emotional und gingen unter die Haut, auch bei den anderen Auftritten an diesem Tag. Da hatten sogar die Nachbarn noch etwas davon. Und nicht nur wer offiziell buchte, legte eine kleine Spende in den geöffneten Instrumentenkoffer. Auch die Zaungäste ließen sich nicht lumpen und honorierten das Engagement.

Gegen 15 Uhr hat die „kleine Rentrischer Welttournee“, wie es in der Anmoderation an der Rentrischer Kirche hieß, auch dort ihren letzten Gig. Alle Generationen, zum Teil auf mitgebrachten Stühlen, warteten dort auf die Musiker, um wenigstens ein bisschen Dorffestatmosphäre zu erleben. Auf Seiten des Orchesters und des Publikums war die Begeisterung zu spüren. Eine Wiederholung ist nicht ausgeschlossen. Das Ziel, „die Musikergemeinschaft wieder anzuheizen und zu stärken“ wurde weit übererfüllt.

Wenn alles klappt, hat der Musikverein am 12. September seinen nächsten offiziellen Auftritt – beim „Symphonic Rock“-Konzert auf dem Parkplatz vor dem TuS. Dann wird das Orchester sogar von einer Band und mehrstimmigem Gesang unterstützt.

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