Trauer unter Musikern in der Region Der Musiker und Dirigent Horst Gönitzer ist tot
Alschbach/St Ingbert · Der 53-Jährige verstarb am vergangenen Donnerstag völlig überraschend bei einem Spaziergang im Wald bei Hassel.
Die Nachricht machte am Freitagmorgen in der Musikerszene des Saarpfalz-Kreises wie ein Lauffeuer die Runde: Horst Gönitzer, wie der quirlige Trompeter mit bürgerlichem Namen hieß, verstarb am Donnerstag, als er morgens in Hassel spazieren ging. Den Waldweg nutzte er seit Jahren, wie seine Frau, Susanne Burger, unserer Zeitung berichtete. Vorher hatte der Kommunikationstrainer eines Internetdienstanbieters noch an einem Online-Meeting teilgenommen. Seine Kollegen meinten im Nachhinein, er wäre „extrem gut drauf“ gewesen, so Burger. Nachdem er um 14 Uhr immer noch nicht im gemeinsamen Haus in Alschbach angekommen war, habe sie Horst eine Kurznachricht per Handy geschrieben. Sekunden später klingelte die Polizei mit drei Beamten an der Tür. Erst als einer der Beamten sie bat, Platz zu nehmen, ahnte Susanne Burger etwas. Ein Radfahrer habe ihren Mann tot im Wald aufgefunden, hieß es. Gönitzer sei wohl umgekippt.
„Es ist so schrecklich, ich kann’s nicht fassen“, bringt die Ehefrau ihre Bestürzung zum Ausdruck. Es sei dem 53-Jährigen gut gegangen. Er habe keine aktuelle Erkrankung gehabt. Der lebensfrohe „Guschdl“ war vor allem für seine Musik bekannt. Am 8. November 2015 hatte er, nach 20 Jahren als Dirigent beim Musikverein Hochscheid-Reichenbrunn, den Taktstock aus beruflichen Gründen an Rocco Ivan Funaro weitergegeben. Seither wirkte er, wie früher schon, wieder beim Orchester als Trompeter mit. Gönitzer war auch Mitbegründer und Aktiver der Band „Die Hofgassler“, die sich der Pflege der bayrisch-böhmischen Blasmusik verschrieben hat. Der Musikerzusammenschluss „Zwei Bierbänk“, eine Art Blasmusik-Gruppe zum Draußen-Feiern, geht ebenfalls auf die Initiative des in Oberwürzbach aufgewachsenen Mannes zurück. „Da hatte er sich total reingehängt, und das hat ihm total Spaß gemacht“, so Susanne Burger. Corona-bedingt hatte sich auch sein Trompeter-Comeback beim Musikverein Frohsinn Mimbach, welches er gerade angehen wollte, verschoben.
Wenn man an Horst Gönitzer zurückdenkt, fällt einem auch seine große Leidenschaft für die Partnerschaft von St. Ingbert und der französischen Stadt St. Herblain ein. Die war in den letzten Jahren eher eine zwischen Oberwürzbach und den Franzosen. Gönitzer kümmerte sich mit anderen aus dem Musikverein seit 1984 darum. Das Anliegen war ihm mehr als wichtig. Galt es doch Europa zu leben, Freundschaften zu gründen und Brücken zu bauen. „Er hat mit sieben Jahren im Reichenbrunner Jugendorchester angefangen“, berichtet seine Frau, die 22 Jahre lang mit ihm verheiratet war. Aus dieser Zeit stammte auch der Spitzname „Guschdl“. Es gebe viele Menschen, die gar nicht wissen, dass der Verstorbene eigentlich „Horst“ mit Vornamen heißt. Zwischendrin war er beim Orchesterverein Ormesheim tätig, ehe er, der einen Bruder und eine Schwester hat, wieder in seinen Musikverein kam und bald dessen Dirigent wurde. Das Lokal beim Kloster Andechs in Bayern zählte zu einer weiteren Leidenschaft. „Im Braustüberl waren wir öfters als hier in einem Lokal“, so Susanne Burger. In der bayerischen Stammkneipe hatte er auch oft Musik gemacht und es sogar geschafft, dass die Hochscheid-Reichenbrunner und die Hofgassler Konzerte geben konnten. Gönitzer hatte sich auf die Wiedereröffnung der Gastronomie vorbereitet und Gutscheine für das Braustüberl in Andechs gekauft. Daraus wird nun nichts – wie auch aus den geplanten Wohnmobiltouren, die er und seine Frau immer so gern unternommen haben. „Wir sind immer gern gereist. Horst war dennoch gern zu Hause und hat auch die Geselligkeit genossen. Er war einfach ein Familienmensch“, erzählt Burger. Seine Freunde kennen ihn vor allem als Fan von Wortspielen: Ob als wöchentlicher Freitags-Post auf Facebook oder an der Alschbacher Fastnacht.