Musikalisches Ende der Fastenzeit

St Ingbert · Den Anfang machte ein Oboensolo. Der Förderverein für Kirchenmusik hatte zum Passionskonzert eingeladen, und die Evangelische Kantorei hatte einiges vorbereitet. Die „Drei geistlichen Lieder“ Bartholdys bildeten den Abschluss des musikalischen Nachmittags.

 Passionskonzert unter anderem mit der Evangelischen Kantorei in der Martin-Luther-Kirche. Foto: Cornelia Jung

Passionskonzert unter anderem mit der Evangelischen Kantorei in der Martin-Luther-Kirche. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Am Palmsonntag lud der Förderverein für Kirchenmusik zum Passionskonzert in die Martin-Luther-Kirche ein. Unter der Leitung von Carina Brunk gestalteten die Evangelische Kantorei, die Solisten Angela Lösch (Alt), Alexander Wendt (Tenor), Thomas Hemkemeier (Violine), Veit Stolzenberger (Oboe) und Christian von Blohn an der Orgel diesen musikalischen Spätnachmittag, der mit einem grandiosen Oboensolo, dem "Canto Llano" des zeitgenössischen Musikers Eduardo Marture begann. Neben den doch eher düster daher kommenden Werken, die entsprechend der kirchlichen Lithurgie an dem Tag gespielt werden, an welchem dem Einzug Jesu Christi in Jerusalem und den Ereignissen auf seinem Leidensweg Christi gedacht wird, kam dieser Gregorianische Gesang wie ein munter fließendes Bächlein daher. Das Stück von 1976, das mit einer Instrumentenrückkopplung lautmalerisch unterlegt wird, stimmte das Publikum mit seinen ans innerste rührenden Notenfolgen auf die nachfolgenden Stücke ein.

In der "Stillen Woche" vor Ostern, in der aus kirchengeschichtlicher Sicht, Leben und Tod, Jubel und Trauer so nahe beieinander liegen, entfallen in Chorsätzen und Messen an diesem besonderen Sonntag, der die Karwoche und das Ende der Fastenzeit einläutet, das Gloria, Gloria Patri und das Halleluja. Johann Sebastian Bachs Chorsatz über "O Haupt voll Blut und Wunden " aus der Matthäus-Passion oder sein Chorsatz über "Aus tiefer Nacht schrei ich zu dir" verbunden mit Mendelssohn Bartholdys 3. Orgelsonate op. 65 Nr.3 "Aus tiefer Not" passten daher zu diesem Passionskonzert, das gleichzeitig Max Reger seine Aufwartung machte, dessen Todestag sich 2016 zum 100.Mal jährt. Seine Choralkantate "O Haupt voll Blut und Wunden ", für Soli, Orgel und Chor sieht auch das Mitsingen der Kirchengemeinde vor, wovon einige der zahlreichen Zuhörer Gebrauch machten.

Tenor und Orgel "zitierten" aus dessen "Zwölf geistlichen Liedern" die "Klage vor Gottes Leiden" sowie "Dein Wille, Herr, geschehe", während Violine und Orgel Regers musikalische Interpretation des Bildes "Der geigende Eremit" nachzeichnete. Dieses Stück wurde von einem Gemälde des Schweizer Malers Arnold Böcklin inspiriert, einem der Hauptvertreter des deutschen Symbolismus. Reger schuf 1912 und 1913 "Vier Tondichtungen nach Arnold Böcklin op. 128", deren erste in der Martin-Luther-Kirche erklang. Von Regers "Acht geistlichen Gesängen op. 138" wurden den Gästen vier vorgestellt. Während Reger mit seinen von Bach inspirierten Motetten für die Thomaner diesen Chor vor große Herausforderungen stellte, zeigte sich mit den "Acht geistlichen Gesängen", wie er auch den einfachen Satzes beherrschte. Es wird in der Literatur von einer meisterhaften "neuen Schlichtheit" gesprochen, mit welcher der Komponist den Bogen zurück zu seinen früheren Chorwerken schlägt. Ein Werk, das auch die Evangelische Kantorei sehr gut umsetzte.

Im "Nachtlied" hieß es im Text "Lass uns einschlafen mit guten Gedanken, lass uns Frieden finden", was nicht nur als "frommer" Wunsch zur Woche vor Ostern passt, sondern auch zur politischen Lage. Bartholdys "Drei geistliche Lieder" bildeten einen gelungenen Abschluss des Konzerts. Denn sie strahlten Optimismus, Freude und Hoffnung aus, die die Zuhörer auf ihrem Weg durch die Karwoche begleiteten.

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