Musikalischer Gruß an den Frühling

Oberwürzbach · Vier Kammermusiker verzauberten mit unbekannten Melodien von Mozart, Schubert und anderen die Zuhörer im Pfarrheim.

 Die Künstler des Kammermusik-Abends in Oberwürzbach (von links): Armin Ziegler, Johanna Vogler, Jürgen Meyer und Bernadette Meyer. Foto: Martina Hoffmann

Die Künstler des Kammermusik-Abends in Oberwürzbach (von links): Armin Ziegler, Johanna Vogler, Jürgen Meyer und Bernadette Meyer. Foto: Martina Hoffmann

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Der überraschende Kälteeinbruch mitten im April war wie weggefegt von den warmherzigen Melodien, die die vier Interpreten des kleinen Kammerkonzertes im Oberwürzbacher Pfarrheim darboten: Jürgen Meyer, Klavier, Armin Ziegler, Klarinette, Johanna Vogler, Bratsche und Bernadette Meyer, Sopran. Das Publikum war angetan von den schönen, bislang nur selten aufgeführten Stücken. Einhellig war die Meinung: diese Kompositionen sind es wert, dass sie nicht in Notenkisten verstauben. Dieses außergewöhnliche Konzertchen präsentierte zum Einstieg das sogenannte "Kegelstatt-Trio" von Wolfgang Amadeus Mozart in der Besetzung Klarinette, Klavier und Bratsche. Diese Instrumentierung erzeugte eine warme Temperierung des Klangbildes.

Spielerisch flossen die Melodien dahin mit fröhlich tänzelndem Charakter. Es war ein Eindruck, als zwitscherten und schwätzten Vögel miteinander, als wollten sie sich überbieten beim Begrüßen des Frühlings. Melodien werden in Variationen wiedergegeben, in Einwürfe zerlegt, um sich wieder jubilierend zum Leitthema zusammenzufinden. Melodisch, fast melancholisch war die Interpretation von Franz Schuberts "Der Hirt auf dem Felsen". Intoniert von Klavier und Klarinette, malte Bernadette Meyer mit ihrer eindrucksvollen Sopranstimme ein musikalisches Gemälde, wie aus der Hand von Caspar David Friedrich. Filigran und zart, aber auch mächtig und voluminös besang sie die romantische Szene, bei der der Klang der Instrumente den Himmel und das Licht in die gesungene Landschaft zauberten. Die Fantasiestücke, op. 43 von Niels W. Gade, einem Zeitgenossen Sibelius' waren an diesem Konzertabend ein Beispiel dafür, wie gut Klavier und Klarinette musikalisch harmonieren können, wenn zwei Meister am Werk sind. Meyer und Ziegler ließen die Melodien fließen, gefühlvoll und mit großer Musikalität. Mit der Sonate op. 120 für Klarinette und Klavier wurde ein Werk der Spätromantik interpretiert, bei dem die hohe Kunstfertigkeit des Klarinettisten zum Ausdruck kam. Gefühlvoll spielte er die romantisierenden Passagen, stilsicher und mit äußerster Hingebung schwang er über zu den modernen Elementen.

"Man hat den Eindruck, als wäre die Klarinette ein weiteres äußeres Organ von ihm. Er spielt diese anspruchsvollen Stücke und lächelt selig dabei", verlieh eine Konzertbesucherin ihrer Begeisterung Ausdruck. Dieses Spätwerk von Johannes Brahms ist wie eine musikalische Vorahnung, ein Frühling für eine neue Musikära, erkennbar an der neuen Art der Melodieführung und neuen Melodienmustern. Ein gesangliches Highlight gab es zum Schluss: eine Kantate von Ferdinando Paër, einem Zeitgenossen Mozarts. Die musikalische Verwandtschaft ist unverkennbar, was, unterstützt von der gefühlvollen Interpretation der Sopranistin, den Eindruck nicht verwehren konnte, dass es sich bei der musikalischen Beschreibung des "Beatus vir", nicht nur um einen glücklichen Menschen, sondern sicherlich auch um einen glücklichen Mann handeln könnte, der wie in einer Opernarie besungen wird. Leicht und sinnlich, mit virtuosen Koloraturen trägt Bernadette Meyer diese Kantate vor, Klavier und Klarinette jubeln mit ihr um die Wette. Ein Abend voll von Musik, mit der der Frühling herzlich willkommen geheißen wurde.

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