Musik wie morgendlicher Regen

Rohrbach · Das Wetter hat den Open-Air-Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Also wechselten Musikerinnen und Publikum kurzerhand in die Christuskirche in Rohrbach. Dem Klangerlebnis tat das keinen Abbruch.

 Rebecca Zweifel (links) und Rotraut Jäger begeisterten als Duo „Mnemosyne“ in der Rohrbacher Christuskirche. Foto: Cornelia Jung

Rebecca Zweifel (links) und Rotraut Jäger begeisterten als Duo „Mnemosyne“ in der Rohrbacher Christuskirche. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Eigentlich hatte sich Pfarrer Alexander Beck, der das Konzert mit dem Duo "Mnemosyne" aus der Schweiz organisierte, auf ein Open-Air-Konzert vor der Rohrbacher Christuskirche gefreut. Vögelgezwitscher, säuselnder Wind, ein paar Sonnenstrahlen und die schöne Kirche sollten die perfekte Kulisse für das Harfen- und Flötenspiel von Rebekka Zweifen und Rotraut Jäger abgeben. Doch der Regen machte den Freiluftplänen einen Strich durch die Rechnung, was die Stimmung bei diesem ganz besonderen Konzert kaum trübte. "Ich schwärme ja selten so für Musik, aber die Kombination der beiden Instrumente und die Klangvielfalt ist schon sehr ungewöhnlich", so Beck, der die Flötistin auf der Beerdigung ihrer Tante in der Christuskirche gehört hatte und sofort von deren Spiel fasziniert war. Als er das Duo im vergangenen Jahr in Hassel hörte, war ein Wiedersehen vorprogrammiert. "Die sind's wert, dass man sie hört, die haben's drauf", so der Pfarrer .

Natürlich war auch er unter den rund 50 Zuhörern, die die zwei Musikerinnen am am Samstag erleben durften. Während die beiden 2014 in Hassel Werke der Frühklassik bis Spätromantik vorstellten, waren es diesmal unter anderem neoklassizistische, impressionistische und sehr moderne Stücke von Komponisten wie Joseph Lauber, Claude Debussy , Bernard Marc Berthomieu, Michio Miyagi oder Maurice Ravel . Einleitend zu jeder Komposition gab die gebürtige Saarländerin Jäger eine kurze Einleitung. Die 37-Jährige hat eine spezielle Beziehung zu diesem Kirchenraum, denn ihre Eltern gaben sich in der Rohrbacher Christuskirche das Ja-Wort.

Im Spiel der beiden Frauen meinte man wahrhaftig den vertonten Sonnenwind oder den morgendlichen Regen zu hören, die Debussy in Noten gekleidet hatte. Andrès beeindruckten bei einer Reise ins Burgund zwei Klöster so sehr, dass er Szenen aus der Bibel vertonte. "Dort, wo es zwischendurch unheimlich klingt, tanzen dann Geister und Dämonen", bereitete Rotraut Jäger die Zuhörer auf die folgenden Klangvariationen vor. Käuzchenrufe, das Knarzen der Bäume oder Blätterrascheln konnte man sich beim Instrumentenspiel bildlich vorstellen. Den Beweis, dass Harfe und Querflöte nicht nur elfengleiche, zarte und besinnliche Töne hervorbringen, lieferte das Duo ebenfalls beim Konzert. Die Zuhörer schauten sich bei mancher Sequenz verdutzt an, denn sie hörten Töne, die sie keinem der beiden Instrumente "zugetraut" hätten.

"Wenn Sie unangenehm überrascht waren, kann ich Sie beruhigen, denn jetzt geht es versöhnlich weiter", wurde die Komposition Berthomieus angekündigt. Doch wie man am Ende des Auftritts hören konnte, waren die Gäste nicht unangenehm überrascht, sondern angenehm berührt und vor allem fasziniert von der breit gefächerten Varianz an Tönen, die den Instrumenten entlockt wurden.

"Sehr schön", "das war was für die Seele", "toll" und "super" waren nur einige der Kommentare, mit denen die beiden jungen Frauen von den Konzertbesuchern bedacht wurden. Die 29-jährige Harfenistin aus der Schweiz hat auf Tournee nie viel Zeit, um sich die Umgebung anzuschauen, bescheinigt dem saarländische Publikum aber, "sehr sympathisch" zu sein. Das können die Rohrbacher nur zurückgeben, und Pfarrer Beck freut sich jetzt schon aufs nächste Jahr, in dem er die beiden wieder "exklusiv für St. Ingbert" hat.

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