Museumstipp des MonatsSo bescheiden lebten die Tagelöhner

Kirkel. Mitte des 19. Jahrhunderts zählte Kirkel-Neuhäusel noch 21 Hausbesitzer, die ihren kargen Lebensunterhalt als Tagelöhner verdienten. Ihre Häuser waren bescheiden und beherbergten Menschen und Vieh unter einem Dach

 Das kleine Tagelöhnerhaus am Fuße der Kirkeler Burg ist der Museumstipp des Monats Juni im Saarland. Foto: Heimat - und Verkehrsverein

Das kleine Tagelöhnerhaus am Fuße der Kirkeler Burg ist der Museumstipp des Monats Juni im Saarland. Foto: Heimat - und Verkehrsverein

Kirkel. Mitte des 19. Jahrhunderts zählte Kirkel-Neuhäusel noch 21 Hausbesitzer, die ihren kargen Lebensunterhalt als Tagelöhner verdienten. Ihre Häuser waren bescheiden und beherbergten Menschen und Vieh unter einem Dach.Um ein solches Stallhaus handelt es sich auch beim heutigen Museumsgebäude, dessen ebenerdiges Untergeschoss früher als Stall für Ziegen, Schweine und Federvieh genutzt wurde. Im Obergeschoss befanden sich eine kleine Küche und ein Wohnraum für die oft nicht kleine Familie. Geschlafen wurde auf Haferspreu-Säcken im Dachgeschoss und überall dort, wo noch ein Eckchen frei war.

Dass das kleine Arbeiterbauernhaus aus dem 18. Jahrhundert am Fuße der Burg Kirkel steht, ist kein Zufall, denn wahrscheinlich besteht die Bausubstanz komplett aus der Abbruchmasse der Burgruine. So mussten die schweren Steine und Balken nicht allzu weit transportiert werden. Das Haus hat die Zeiten ohne größere Veränderungen überstanden und wurde in den 1980er Jahren behutsam restauriert. Seit 1988 befindet sich hier das Heimat und Burgmuseum des Heimat- und Verkehrsvereins Kirkel . Heute birgt das Untergeschoss eine Wohnküche des späten 19. bis frühen 20. Jahrhunderts. Im Obergeschoss befindet sich die Dauerausstellung zur Geschichte der Burg und des Dorfes Kirkel im kleineren Raum. Unter dem Dach ist eine Schlafkammer eingerichtet, die zeitlich zur Küche passt. Neben Einrichtungsgegenständen aus bescheidenen Wohnverhältnissen gibt es dort Kleidung und Wäsche zu sehen.

Wäsche und Kleidung gehören auch zum Thema der Sonderausstellung "Vom Spinnen und Weben - ländliches Textilhandwerk". red

Das Museum wird im ganzen Monat Juni montags bis freitags von 11 bis 13 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet sein. Montags bis freitags können die Besucher um 10.30 Uhr an einer kostenfreien Burgführung und Besichtigung des mittelalterlichen Handwerkerdorfes in unmittelbarer Nähe des Museums teilnehmen und so Mittelalter hautnah erleben.

Das Kirkeler Heimat- und Burgmuseum ist ja wirklich sehr klein. Trotzdem ist es zum Museumstipp des Monats avanciert. Wie kommt das?

Hochlenert: Wir haben uns darum beworben und freuen uns über die Auszeichnung. Das kleine Museum vermittelt einen guten Einblick in das sehr bescheidene Leben einer Tagelöhnerfamilie im 19. Jahrhundert. Aber man muss das Museum natürlich auch in Verbindung mit der Burg sehen, das heißt, man bekommt als Besucher schon mehr geboten als nur ein kleines Häuschen.

Wie zufrieden sind Sie mit den Besucherzahlen?

Hochlenert: Natürlich haben wir während des Burgsommers hier immer ein volles Haus, allein schon wegen der Schulklassen. Aber ich würde mir wünschen, dass auch mal mehr Kirkeler kämen, denn es geht hier ja auch um ihre eigene Geschichte.

Vielleicht kennen die Kirkeler schon alle das Museum?

Hochlenert: Ja, das denken die meisten Kirkeler vermutlich. Aber wir sorgen mit Aktionen und Wechselausstellungen für neue Aspekte. Im Moment geht es um die Herstellung von Textilien. An den beiden kommenden Samstagen haben wir von 14 bis 18 Uhr eine Expertin im Museum zu Gast, die alles über textile Techniken erklärt, vom Wollschaf über das Spinnen und Weben bis hin zum fertigen Kleidungsstück. Auch Begriffe wie ,roter Faden', ,verzetteln' oder ,über einen Kamm scheren' werden erklärt. Und man bekommt einen Einblick, wie kompliziert und aufwändig die Kleiderherstellung war.

Was gibt's noch an besonderen Angeboten im Juni?

Hochlenert: Es gibt an jedem Wochentag um 10.30 Uhr eine Burgführung, das Museum ist täglich, auch an den Sonn- und Feiertagen, geöffnet. Am 23. Juni bieten wir ab 14 Uhr eine archäologische Plauderstunde an. Die Burgschenke ist an den Wochenenden sowieso immer bis abends geöffnet, sonntags schon ab 11 Uhr, samstags zum Mittagessen ab 13 Uhr. maa

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