Mülldetektive gegen illegale Abfallentsorgung?

St. Ingbert · Gerade mal einen Monat ist die Aufräumaktion „Picobello“ her und schon liegt er wieder in der Landschaft: wilder Müll. SZ-Leser zeigen sich beim Finden von Lösungsvorschlägen ideenreich. Gefordert wird unter anderem mehr Kontrolle und eine andere Struktur bei den Gebühren.

 Müll, so weit das Auge reicht: Für viele Menschen ist das ein Ärgernis. Archivfoto: Becker&Bredel

Müll, so weit das Auge reicht: Für viele Menschen ist das ein Ärgernis. Archivfoto: Becker&Bredel

Der Frühling lockt die Menschen mit seinen milden Temperaturen in die Natur, doch diese ist nicht immer so idyllisch wie erhofft: Wilder Müll stört oft die Freude an der Landschaft, egal ob im Wald, in der Fußgängerzone oder auf anderen öffentlichen Plätzen. Dass dieser Umstand für viele Menschen ein Ärgernis ist, bestätigt die SZ-Onlineumfrage sehr eindrücklich: Von den 380 Teilnehmern geben 379 an, dass sie sich an wildem Müll stören. Nur ein Befragter verneint dies. Auch bei der Verfolgung und Bestrafung von unsachgemäßer Müllentsorgung sind sich die Umfrageteilnehmer einig: 96 Prozent (363) sprechen sich für diese Maßnahme aus. "Illegale Müllablagerungen müssen höher bestraft werden", findet Josef Hoffmann aus dem Mandelbachtal. Drastischer äußert sich Detlef Horne aus St. Ingbert: "Es sollten sehr hohe Bußgelder verhängt werden. Wiederholungstäter sollten in einen Wochenendarrest." Gerhard Kettner, ebenfalls aus St. Ingbert, denkt bei diesem Thema im wahrsten Sinne des Wortes an die "guten alten Zeiten" zurück: "In meiner Jugend hatten wir einen sogenannten Feldschütz, der hatte die Möglichkeit der Bestrafung und Verfolgung. So was sollte man wieder einführen und zwar mit ordentlichen Bußgeldern", schreibt er. Nur zwei Prozent (9) der Befragten lehnen eine Bestrafung der Müllsünder ab.

Und was kann man sonst noch machen, um das achtlose Wegwerfen von Müll zu verhindern? 76 Prozent (287) der Befragten sehen die Städte und Gemeinden in der Pflicht. Sie sind der Meinung, dass deren Anstrengungen, die Umwelt sauber zu halten, nicht ausreichend sind. "Mehr Mülleimer und Aschenbecher in der Stadt aufstellen", schlägt Rainer Kopp aus St. Ingbert vor. Friedel Jolly aus Blieskastel betont, dass die Vorbildfunktion der städtischen Vertreter auch bei der sachgemäßen Müllentsorgung eine wichtige Rolle spiele: "Mitglieder von Orts- und Stadträten müssten mit gutem Beispiel vorangehen", schreibt sie. Auch eine stärkere Kontrolle und Säuberung von Plätzen, die von illegalen Müllentsorgungen betroffen sind, wünschen sich viele Bürger von ihrer Kommune: Dazu schlägt Susanne Herrmann aus St. Ingbert vor, "Mülldetektive" einzusetzen, um den Müllsünder überführen zu können. Auch Armin Veith aus Gersheim wünscht sich eine stärkere Kontrolle und schlägt vor: "Arbeitslose Hartz-IV-Empfänger oder Flüchtlinge mit einbeziehen". Alfred Fink geht noch einen Schritt weiter: Videokameras sollten zwecks Überwachung an bevorzugten Müllablagerungsstellen aufgestellt werden, fordert der St. Ingberter.

Nur anprangern, aber nichts machen, scheint für den Großteil der Umfrageteilnehmer keine Option zu sein: Ganze 81 Prozent (306) geben an, selbst schon einmal Müll, den andere weggeworfen haben, aufgehoben zu haben. Demgegenüber stehen 18 Prozent (69), die es ablehnen, den unsachgemäß entsorgten Müll anderer Menschen aufzuheben. Die Entsorgung von wildem Müll steht auch bei der alljährlichen Aufräumaktion "Picobello" im Mittelpunkt, an der sich Vereine, Verbände, Unternehmen, Kindergärten, Initiativen, Familien und Einzelpersonen beteiligen. Schulen machen bei Picobello ebenfalls mit, doch 65 Prozent (247) der Umfrageteilnehmer vertreten die Ansicht, dass sich die Aktion noch stärker an Letztere richten sollte, um die Jugend für das Thema Umweltverschmutzung zu sensibilisieren. 25 Prozent (96) halten das dagegen für unnötig. Gisela Herrmann aus Mandelbachtal sieht die Verantwortung hier aber auch bei den Eltern: "Selbstverständlich ist es gut, wenn die Kinder in den Schulen entsprechend angehalten werden, ihren Abfall an dafür vorgesehenen Möglichkeiten zu entsorgen. Aber an erster Stelle müssten die Familien zu Hause viel mehr dafür Sorge tragen", schreibt sie.

Als überfällig bezeichnen viele Umfrageteilnehmer, die Müllgebühren an die Situation anzupassen. So geht es auch Rainer Bergholz aus Mandelbachtal: "Die Müllgebühren müssten erheblich gesenkt und wieder eine kostenlose Sperrmüllabfuhr eingeführt werden. Die Kosten für die Müllabfuhr sollten über die Verwertung der Wertstoffe, der Rest über Steuern finanziert werden. Dadurch werden zwar die bestraft, die Müll vermeiden, aber auch deren Umwelt wird von den ,Wild entsorgern' zugemüllt", schreibt er.

In der Pflicht sehen einige Befragte auch die großen Müll-Verursacher wie Fast-Food-Restaurants: Daniel Rößler aus Gersheim fordert, Zusatzgebühren auf McDonald's- und Burger King-Verpackungen zu erheben, wenn der Kunde mit diesen das Restaurant verlassen will. Sascha Berwanger, ebenfalls aus Gersheim, stimmt ihm zu. Er wünscht sich nicht nur härtere Geldbußen von 500 Euro aufwärts, wenn Verpackungen achtlos in die Natur geschmissen werden, sondern schlägt vor, auf die Fast-Food-Verpackungen Pfand zu erheben.

Bußgelder , Senkung der Müllgebühren, mehr Kontrolle durch Videoüberwachung oder Pfand - an Ideen zur Beseitigung des Müll-Problems mangelt es den SZ-Lesern nicht. Damit diese auch Gehör finden, fordern einige Befragte, das Problem noch stärker anzusprechen: "Das Thema sollte mehr öffentlich gemacht werden, zum Beispiel auch in Zeitungen oder im Gemeindeblatt", bringt Stefan Schwarz aus Blieskastel diese Auffassung auf den Punkt.

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Auf einen Blick SZ-Umfrage-Center: Damit die Meinung der Leser noch größere Beachtung findet, hat die Saarbrücker Zeitung ihr Umfrage-Center neu gestaltet. Wer dabei mitmachen will, muss sich einmalig registrieren. Und wer schon an Befragungen unter sz-umfrage.de teilgenommen hat, kann seine Login-Daten weiter nutzen. Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer werden übrigens mit Punkten belohnt, die in Einkaufsgutscheine umgewandelt werden können. red

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