Kettensäge-Moritaten Mordfall dient als Motiv für eine Bank

St. Ingbert · Die neue Sitzgelegenheit im Gehnbachtal ist an die Enthauptung des jungen Matz vor über 100 Jahren angelehnt.

 Konrad Weisgerber und Thomas Berrang vom Heimat- und Verkehrsverein sowie Heinrich Dümmler (von links) von den Gehnbachfreunden saßen auf der „MoriTat-Bank“, die Kettensägenkünstler Andreas Müller geschaffen hat, schon einmal Probe.

Konrad Weisgerber und Thomas Berrang vom Heimat- und Verkehrsverein sowie Heinrich Dümmler (von links) von den Gehnbachfreunden saßen auf der „MoriTat-Bank“, die Kettensägenkünstler Andreas Müller geschaffen hat, schon einmal Probe.

Foto: Cornelia Jung

Die Gehnbach muss früher eine finstere Gegend gewesen sein, wenn man einigen historischen Büchern glauben darf, denn dort ist die Rede davon, dass in der Gehnbachschlucht einer ohne Kopf

herumlaufe, der keine Ruhe finde. Konrad Weisgerber, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins (HVV), kam an der Gehnbachadventfeier vor einem Jahr die Geschichte zu Ohren und dass sie als vertonte Version Eingang in die Historie gefunden hätte. Und nachdem er sich etwas kundig machte, wusste er auch, welche Gestalt da ihr Unwesen treiben soll – der Matz.

Es gibt eine Moritat mit einem Text des Heimatdichters Klaus Stief und der Melodie von Hans Simon, ebenfalls St. Ingberter, die mit „Matz und Greth“ Licht ins Dunkel bringen. Matz und Greth sollen ein Paar gewesen sein, bis sie sich in einen anderen verliebte. Auf einem Spaziergang unterhalb des Nassauer Grabens sei es dann passiert, Greth packte ihren nun „Ex“ am Schopfe und hub ihm mit dem Beil den Kopf ab, der daraufhin den Hang hinunter rollte. Eine grausige Vorstellung. Es muss so um 1900 passiert sein, um 1950 sang man die Moritat noch in St. Ingbert. Mittlerweile ist das Geschehen schon wieder so lange her, dass man Gefallen an der Story finden kann.

Bei einem Gang über den Karl-May-Weg, auf dem auch Holzkunstwerke von Andreas Müller stehen, kam Weisgerber auf die Idee, das Ende von Matz in Holz zu verewigen. Er rief Müller an, sprach von einem „Enthauptungsproblem“, das man in St. Ingbert angehen müsse, und beide begannen, den Gedanken weiterzuspinnen. Weisgerber hat eine Vermutung, wo der Übergriff passiert sein könnte: „Der Mord hat sich wohl am Neuweilerer Weg ereignet. Wahrscheinlich hat es ihn am Andelsbrunnen erwischt.“ Das fand auch Müller als Neuweiler Bürger spannend und sagte zu, Taten folgen zu lassen. Der kopflose Matz und der Korb mit dem Beil, beides aus Eichenholz aus dem Homburger Wald, sollten das Motiv sein. Eine Skulptur erschien aber Müller und Weisgerber zu banal. Eine Bank sollte es sein, die beide „Motive“ verband, so dass „sich der Wanderer ausruhen und darüber nachdenken kann, was hier passiert ist“, wie Weisgerber nicht ganz ernst sagt. „Wir machen die Plastik auch nicht nur der Plastik willen, sondern wollen damit eine morsche Bank ersetzen.“ Mit Müller war er bereits am „Tatort“ und auch das Umweltministerium sowie SaarForst fanden Gefallen an der Umsetzung und sagten Unterstützung zu.

Am vergangenen Wochenende schnitzte der Kettensägenkünstler vor den Augen der Besucher des Gehnbachadvents weiter an seiner Plastik, die durchweg auf Gegenliebe stieß. Werde die Bank gut angenommen, könnte es später noch eine flüchtende Greth aus Holz als Ergänzung geben. Weisgerber und seinem Verein steckt noch eine andere Idee in der Nase. Den Text kann man lesen, aber derzeit die Moritat noch nicht hören. Markus Schaubel wurde mit den Noten versorgt und irgendwann, so hoffen die Akteure, nimmt sich ein Männerchor des musikalischen Vortrags an. „Es wäre schön, wenn die groteske Ballade noch einmal aufgeführt wird“, wünscht sich der HVV. Noch ist die Bank nicht fertig, für das Foto wurde eine provisorische Sitzfläche geschaffen.

Später kommt auch noch eine Rückenlehne daran. „Dann brauchen die Leute endlich keine Angst mehr zu haben, denn damit findet Matz seine Ruhe“, ist Weisgerber sicher. Und wer sachdienliche Hinweise zur „Tötung“ machen könne, solle sich bei ihm melden. Dass die Aufarbeitung des Mordfalls beim Kettensägenschnitzer Müller in guten Händen ist und nun zu einem guten Abschluss kommt, ist schon dessen Beruf geschuldet – er ist Bestatter.

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