Miteinander über Generationen hinweg

Oberwürzbach · Viele Feste zeugen von einem regen Vereinsleben: In Oberwürzbach gibt es rund 30 Vereine, die fast jedes Hobby möglich machen. Ganz wichtig ist den Einwohnern, ob alteingesessene oder zugezogene, die im Ort funktionierende Nachbarschaftshilfe. Die Dorfgemeinschaft öffnet sich auch für Hinzugekommene.

 Fürs Foto trafen sich am Maulesel einige überzeugte Oberwürzbacher, die sich für ihren Ort engagieren. Ob Oberwürzbacher von Geburt an oder erst später zugezogen, eins verbindet sie alle – sie wollen nicht mehr weg aus dem Würzbachtal. Foto: Jung

Fürs Foto trafen sich am Maulesel einige überzeugte Oberwürzbacher, die sich für ihren Ort engagieren. Ob Oberwürzbacher von Geburt an oder erst später zugezogen, eins verbindet sie alle – sie wollen nicht mehr weg aus dem Würzbachtal. Foto: Jung

Foto: Jung

. Kürzlich fuhr Oberwürzbach im Dorfwettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" auf Kreisebene den Sieg ein. Das kommt nicht von ungefähr, denn der St. Ingberter Ortsteil punktete in besonderem Maße mit dem vielfältigen Engagement seiner Bewohner und dem Miteinander über Generationen hinweg. Der Grill- und Spielplatz an der in Eigenleistung entstandenen "Dorfmitte am Bach", das reaktivierte Backhaus und die Montessori-Grundschule, die bald staatlich anerkannt werden soll, sind nur einige der Orte, die in Oberwürzbach einen Besuch lohnen. Ganz zu schweigen von den vielen Wanderwegen, der Idylle im Laichweihertal mit seinem Waschbrunnen, dem Dripsfelsen, der Höhle Eichertsfels, den Weihern oder den vielen Brunnen im Ort.

Viele Feste zeugen von einem regen Vereinsleben. Die Oberwürzbacher Internetseite verzeichnet knapp 30 Vereine, die neben den "klassischen", wie Musik- und Sportvereinen, auch den Naturschutzbund, einen Angel- und Imkerverein, einen katholischen Krankenpflegeverein, einen Knappen- und Hüttenverein, eine IG Bergbau, Chemie und Energie oder auch den Karnevalsverein "Die Maulesel" enthält.

Dabei sind alteingesessene Urwerzbacher genauso wie die Zugezogenen überzeugte Oberwürzbacher. Alois Ohsiek beispielsweise glaubt sich mit dem "Bazillus Werzbachensis" infiziert. "Die Menschen, die Vereine, der Ort mit dem schönen Würzbachtal, die waldreiche Umgebung und noch einige Besonderheiten - das ist Heimat", bringt es der Natur- und Landschaftsführer, der auch im Heimatverein ist, auf den Punkt, "aus der Heimatkenntnis wächst das Heimatverständnis und daraus die Heimatliebe." Eingebunden in die Dorfgemeinschaft, die sich auch für neu Hinzugekommene öffnet, fühlt er sich wohl.

So geht es vielen. Mathilde Sommer lebt seit 70 Jahren im Ort und schätzt die Möglichkeit, zu Fuß einkaufen zu gehen und durch die gute Verkehrsanbindung den kurzen Weg nach St. Ingbert, wo sie eine optimale medizinische Versorgung vorfindet. Robin Degel, aktiv im Jugendclub "Knipser", verkörpert mit 21 Jahren die junge Oberwürzbach-Generation. Er spielt außerdem im SV Fußball und half bei der Renovierung des Backhauses, weil er das Projekt gut fand. An seinem Heimatort gefällt ihm die Umgebung, die familiäre Atmosphäre, dass es immer jemanden gibt, mit dem man einen "Plausch" halten kann, dass es für fast jedes Hobby den passenden Verein gibt und nicht zu vergessen die vielen Feste und Feiern. Wie vielen anderen ist es ihm wichtig, dass man vor Ort seine täglichen Erledigungen machen kann. Arzt, Apotheke, Metzgerei, Bäckerei, Bank und Blumengeschäft, um nur einige zu nennen. Seine Freundin Melanie Agne wohnt seit drei Jahren dort und genießt die Ruhe, ohne die Nähe des größeren St. Ingberts oder Saarbrückens missen zu müssen.

Fast wie ein Exot mutete Leo Wintrich an, denn er kam "erst" vor zehn Jahren aus Klarenthal nach Oberwürzbach , hat aber als Kopf des Arbeitskreises, beispielsweise mit der Belebung der "Dorfmitte am Bach", gleich mit angepackt. Für den 47-Jährigen, der in seiner Freizeit Mountainbike fährt, ist der Ort "das schönste Tor zur Biosphäre". Die moderne Kita war für den zweifachen Familienvater ein wichtiger Baustein in der Kinderbetreuung. So wie für Familie Schmitt die Montessori-Schule, die ihre Kinder Paul und Max besuchen. Die Schmitts zogen vor vier Jahren nach Oberwürzbach , das sie aufgrund des Waldreichtums die "grüne Hölle" nennen. Für die ehemaligen Saarbrücker fühlt sich die neue Heimat immer noch ein bisschen wie Urlaub an. Die Wanderfans brauchen, um ihrem Hobby zu frönen, nur aus dem Haus zu gehen. Bei Markus Noll, der bis 2007 in St. Ingbert wohnte, war der Musikverein Hochscheid-Reichenbrunn indirekt der Auslöser für den Umzug. Dem 47-Jährigen, der seit 1997 dem Verein verbunden ist und ein Jahr später dessen Vorsitzender wurde, wurde von einem Vereinsmitglied ein Haus zum Kauf angeboten. Die zentrale Lage, gepaart mit der Ruhe gaben den Ausschlag. Für Ulla Gress, die vor 50 Jahren aus Saarbrücken ins Würzbachtal zog, war "der Kulturschock am Anfang ganz schlimm", denn da lagen noch Misthaufen an der Straße, wie sie sagt. Dann lernte sie ihren Mann kennen, die Kinder wurden geboren und heute will sie "da nicht mehr weg". Sie hat ein "tolles Leben", kennt fast jeden im Dorf und wenn Hilfe gebraucht wird, ist man füreinander da.

Die Nachbarschaftshilfe lobt auch Gretel Schmitt, die seit über 60 Jahren im Kirchenchor mitsingt. Sie stellt ihrer Ortsvorsteherin Lydia Schaar ein großes Lob aus, weil diese immer ein offenes Ohr hat und es versteht, andere zu aktivieren. Der Blick ist in die Zukunft gerichtet. Das wird auch die Wettbewerbs-Jury von "Unser Dorf hat Zukunft" erfahren, die diesmal am 8. Oktober im Rahmen des Landesentscheids nach Oberwürzbach kommt. Und vielleicht hört diese dann auch den Satz, den wohl viele denken und einige mit Überzeugung sagen: "Was wäre Dengmert ohne Oberwürzbach ?"

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