St. Ingbert und Saarbrücken kooperieren beim Thema Starkregen Überflutungsvorsorge mittels Ultraschall
St Ingbert/Saarbrücken · In einem gemeinsamen Projekt haben St. Ingbert und Saarbrücken entlang des Rohrbachs dauerhafte Pegel-Melder angebracht. So soll ein Frühwarnsystem entstehen. Und das ist noch nicht alles.
Relativ unscheinbar ist der Pegelmesser über dem Rohrbach in der Ludwigstraße. Er liefert aber wichtige Daten, um bei Hochwasser Alarm schlagen zu können. Vor Ort sahen sich um (von links) Gerd Lang, Ortsvorsteherin Irene Kaiser, Beigeordneter Markus Schmitt und Langs Mitarbeiter Marco Bour.
Foto: Peter GaschottDie Städte St. Ingbert und Saarbrücken bauen ein Netz von Pegelmess-Systemen auf, um bei Starkregen besser reagieren zu können. Die Messgeräte arbeiten zuverlässig mit Ultraschall, die Ergebnisse kommen in den Rathäusern auf Mobiltelefonen oder auf dem Rechner an. So können die aktuellen Pegelstände entlang des Rohrbachs bis zu seiner Mündung in die Saar verfolgt werden. In einem zweiten Schritt sollen auch besonders bedrohte Anwohner Zugang zu den Messdaten erhalten.
Gerd Lang beschäftigt sich seit vier Jahrzehnten mit der Gewässersituation in St. Ingbert. Sowohl über die Gewässergüte weiß er bestens Bescheid, als auch über die Gefahren, die Starkregenereignisse mit sich bringen können. Die wichtigste Grundlage für einen Gewässerfachmann, wenn er vorbeugen und richtig reagieren will, sind verlässliche Daten. Bislang war Lang bei jedem Starkregen mit Auto und Messlatte unterwegs, um an den neuralgischen Punkten genau diese Daten zu sammeln. Wichtige Erkenntnisse resultieren daraus. So wurde in der Gustav-Clauss-Anlage das Stauniveau angehoben, um die Innenstadt bei Starkregen länger zu entlasten. Der Kléber-Weiher wird, so Lang, nicht mehr in Gänze aufgefüllt, weil das Stauvolumen unbedingt gebraucht wird, um eine Flutwelle nach Regen von den weiter unten liegenden Siedlungen fernzuhalten.
Das ganz große Problem, das Gerd Lang allerdings sieht, sind die verrohrten Bachläufe. Er ist ebenso überzeugter wie engagierter Verfechter von Gewässer-Offenlegungen. Auch die Erfahrungen, die im vergangenen Jahr im Ahrtal gesammelt wurden, zeigen, dass dieser Weg der einzig erfolgversprechende ist. Lang: „Das Wasser braucht Platz. Wir müssen Überflutungsflächen schaffen.“ In einem gemeinsamen Projekt der Städte St. Ingbert und Saarbrücken wurden nun entlang des Rohrbachs Ultraschall-Melder angebracht. Sie messen ständig den Wasserpegel des Bachs und melden ihn über eine App in die Rathäuser und auf die Mobiltelefone der zuständigen Mitarbeiter. So steht laut Lang ein wirksames Frühwarnsystem zur Verfügung, mit dem man die Bevölkerung schnell und punktgenau warnen kann. In St. Ingbert befinden sich diese Pegelmelder in der Ludwigstraße, am WVD-Gelände – hier sind dann schon die Wassermassen aus Wollbach und Mäusbach zugeflossen – und bei der Industriekathedrale. Im weiteren Bachlauf bis zur Saar unterhält die Stadt Saarbrücken ein Netz von Pegelmeldern. Ein weiterer Pegelmelder wurde über dem Würzbach an der Brücke Talstraße installiert.
Markus Schmitt, Beigeordneter für nachhaltige Stadtentwicklung, ruft allerdings mit Nachdruck auch alle Privaten auf, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten am Schutz vor den Folgen von Starkregen zu beteiligen. Insbesondere weist er darauf hin, dass Regenwassersammelanlagen gefördert werden, ebenso wie viele Maßnahmen zur Entsiegelung. Auch die Dachflächen der Häuser können genutzt werden, um Regenwasser zu sammeln – die früher existierende Anschluss- und Benutzungspflicht der öffentlichen Kanalisation für die Dachentwässerung sei Vergangenheit, so Schmitt. Die St. Ingberter Ortsvorsteherin Irene Kaiser kündigt an, dass im Rahmen von Info-Veranstaltungen über die Rekultivierung von versiegelten Vorgärten gesprochen werden soll. Gegen Steingärten wendet sich auch Gerd Lang, er weist darauf hin, dass viele Vorgärten, in denen Wasser versickert, ein wichtiges Instrument seien, Bürger vor Überschwemmungen zu schützen.
Auch die Stadt hat vieles vor. Für Oberwürzbach wird eine Machbarkeitsstudie erstellt, um eine Retentionsmulde, also eine Überflutungsfläche, im Bereich des ehemaligen Bolzplatzes in der Talstraße zu bauen. Auch oberhalb des Fuhrwegs soll eine Entwässerungsmulde entstehen, hier in Zusammenarbeit mit Mandelbachtal. Der Kléberweiher soll umgebaut werden, um die Menschen am Wollbach zu schützen. Besonders betroffen sind hier die Straßen Hasseler Pfad, Hahnacker und Dammstraße. Lang fasst zusammen, dass dem Thema Hochwasserschutz bei allen Baumaßnahmen mehr Beachtung geschenkt werden müsse, außerdem müsse man ernsthaft an die Renaturierung und Offenlegung von verrohrten Bachläufen gehen, um den Gewässern mehr Freiraum zu geben.