Mit Stützstrumpf und Pappnas' unterwegs

St Ingbert · Von wegen Senioren und Fastnacht passen nicht zusammen? Und es passt doch!, meint eine SZ-Leserin.

Das passt nicht zusammen: Dieses Jahr gehen wir, 75 und 71, vielleicht zum letzten Mal auf einen Faschingsball, ich habe meinem Karl-August aber gedroht, er müsse sich, genau wie ich, unkenntlich machen. Er meinte, er will es versuchen, aber von unserer peer-group dürfte sowieso niemand dort sein, die sind alle alt und vornehm. Nicht, dass wir das nicht wären, wir können es aber unter einer roten Pappnase und einer blauen Perücke gut verstecken. Man sieht mal wieder: Es ist der Wille, der zählt!

So werde ich denn in meine Stützstrümpfe steigen, die Brille aufsetzen und das Hörgerät zu Hause lassen, weil es auf dem Ball eh zu laut sein wird. K.-A. nimmt seine Kreislauftropfen ein und seine Ohrenstopfen mit, die ihn normalerweise vor meinem Schnarchen beschützen. Am Nachmittag vor dem Tanzvergnügen ruhen wir uns gut aus. Dann werden wir unerkannt und vergnügt auf unqualifizierte Weise rumhopsen und uns freuen, unserem altersgemäßen würdigen Benehmen wegzuspringen. Ohne Alkohol natürlich; kurz haben wir überlegt, ob wir mit dem Taxi nach Hause fahren sollen? Aber wir vertragen Alkohol sowieso nicht mehr. Es ist kein Opfer. Mein lieber Mann glaubt sich zu erinnern, er habe an den Männertreffabenden 15 - in Worten fünfzehn - Bier verschluckt? Und anschließend mit der Eisenbahn nach Hause und dann heimlaufen … Tja, wie sprechen würdige alte Herrschaften? "Tempora mutantur et nos mutamur in illis!" Aber was haben wir heute für eine verkehrte Welt! Entweder dürfen Leute nicht so sprechen, oder sie dürfen nicht auf der Fastnacht rumhopsen! Das passt nicht zusammen!

Unser Tanzabend wird furchtbar anstrengend werden. Länger als zwei Stunden können wir nicht durchhalten und den gesamten nächsten Tag werden wir liegend auf dem Sofa verbringen.

Aber wir haben's gemacht!

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