St. Ingbert. Ein Nasenhaarschneider ist nicht zum Verhacken von Küchenkräutern gedacht. Das weiß man für gewöhnlich. Wenn Malediva über solch banale Alltagsdinge diskutiert, ist man sich da nie so ganz sicher. Das Kabarett-Trio, das da am Freitagabend in der Stadthalle auftrat, stellt nämlich so manches in Frage. Da wird hinterfragt, bis sich die Balken biegen. Weit über 300 Besucher der städtischen Kleinkunst-Reihe A la Minute kamen beim Programm "Ungeschminkt" schnell in den Genuss von Erlebnisberichten, bei denen man direkt merkt, dass da viel Authentisches dabei ist. Wenig konstruierte Handlungen also und doch kommt alles wie aus der Pistole geschossen, so dass man Spaß und Tiefgang zugleich hat. Kein Wunder, sind doch die beiden handelnden Personen, nämlich Tetta Müller und Lo Malinke, bereits seit über 20 Jahren auch privat ein Paar. So erklärt sich dann auch der Name: Male (männlich) und Diva (die Göttliche). Damit die perfekte Mischung aus Beziehungsverarbeitung (= Kabarett) und Stimmung (= Chanson) auch gelingt, werden die beiden Männer von Florian Ludewig am Klavier begleitet. Der Zuschauer ist manchmal positiv irritiert. Wähnt er sich doch als Zeuge eines privaten Gespräches zwischen Tetta und Lo. Da wird entre nous ein Thema verhackstückt. Die beiden halten irgendwann inne, da sie "merken", dass da ja noch andere Leute im Saal sind. Die werden dann schnell mit einbezogen. Und schon ist sie da: Die gewisse Malediva-Stimmung, die von Alltag und Romantik, von Wehmut und Träumerei kündet. Und schon ist man als Besucher mittendrin im Chanson. Etwa bei "Traurig kommt über Nacht" oder beim Thema Heirat. Da ist nichts mehr drin mit lieb gewordenen Gewohnheiten. "Sach ma was Verheiratetes", meinte da Lo zu Tetta, und schon werden wieder Klischees durch den Wolf gedreht. Man dürfe nicht zu lange warten mit der Hochzeit, sonst wären die Haare weg, erklärte da Glatzenträger Lo.An Tabus kratzenMalediva hat 2001 die St. Ingberter Pfanne gewonnen. Sicherlich auch, weil die drei mit Wahlheimat Berlin all` zu gerne an Tabus kratzen. Ambulant bedeute, dass man es sich zu Hause selbst macht. Das Lied über Sexgeräusche, bei dem Lo's Stimmlage an Inge Meysel erinnert, geht mit einem anderen, schwerwiegenden Erlebnis einher. Malinke ist durch drei Wochen Familien-FKK-Urlaub auf Sylt traumatisiert. Da musste er sich angesichts der Schwerkraftauswirkungen der nackten Tatsachen auf die Augenbrauen von Tettas Vater konzentrieren. Doch auch mit dem Alter setzt sich Malediva auseinander und mit Füllsätzen. Etwa wenn jemand "Schwung holt" beim Reden. "Ich sag mal", das kennt man spätestens seit Alt-Kanzler Schröder. Tetta und Lo nehmen sich gegenseitig auf die Schippe und sticheln sich bis zum Gehtnichtmehr. Das Publikum wusste dies am Ende bei mehreren Zugaben und stehenden Ovationen mehr als zu schätzen.