Mit Salve Regina schlägt die Stunde Pfarrer Vogt führt in den Eiskeller und durch die Josefskirche

St. Ingbert · Handwerker haben die vergoldeten Zeiger der Kirchturmuhr der St. Ingberter Josefskirche gestern Nachmittag montiert. Sobald die Elektriker die Anlage im Turm verkabelt haben, wird die Zeit atomuhrgesteuert abzulesen sein. Zur vollen Stunde schlagen die Glocken die ersten Töne des Salve Regina.

 Gerhard Ufer montiert die Zeiger der Kirchturmuhr. Foto: Jörg Jacobi

Gerhard Ufer montiert die Zeiger der Kirchturmuhr. Foto: Jörg Jacobi

St. Ingbert. Aus der Kaiserstraße steigt Verkehrslärm an den Sandsteinmauern hoch, ein frischer Wind bläst um den Hauptturm der Josefskirche. Monteur Gerhard Ufer trägt ganz neue Wollhandschuhe, um das Blattgold der Turmuhr-Zeiger nicht zu beschädigen. Mit ein paar Handgriffen sind Stunden- und Minutenzeiger an ihrem Platz. "Routinearbeit", sagt er kurz angebunden über den Job auf einem schmalen, nicht allzu Vertrauen erweckenden Gerüst, während er die Schrauben festzieht.Die Zeiger stehen noch auf zwölf Uhr, aber in zwei bis drei Wochen schlägt vom Turm der Kirche wieder die Stunde. Bis dahin müssen die Elektriker nochmal ran, das neue Uhrwerk verkabeln. "Die Uhr wird an die Atomuhr angeschlossen. Die Zeit, die sie angibt, stimmt dann ganz genau", sagt Verwaltungsrat Werner Gammel, der den Wiederaufbau begleitet hat. Zeiger und Zifferblatt sind restauriert. Der Rest der Uhr ist neu. Im Gesamtkontext ist die neue Uhr ein Schnäppchen: Mit rund 10 000 Euro beziffert Gammel die Kosten.

Das größte St. Ingberter Gotteshaus war bei einem Großfeuer im Sommer 2007 massiv beschädigt worden. Nach über vier Jahren Wiederaufbau, der rund 14 Millionen Euro verschlang, hatte Bischof Karl-Heinz Wiesemann St. Josef im November vergangenen Jahres wieder in Dienst gestellt. Jetzt stehen noch kleinere Restarbeiten an wie etwa die Uhr. Beim Stundenschlag, berichtet Gammel, haben sich die Verantwortlichen etwas einfallen lassen: "Die volle Stunde wird für gewöhnlich mit der kräftigsten Glocke geläutet. Die fünf größten Glocken sollen dabei die Anfangstöne des Salve Regina schlagen." Das wäre "ein Novum" für St. Ingbert, sagt der Verwaltungsrat strahlend. In den Niederlanden habe er das schon gehört. Das Kircheninnere ist prachtvoll restauriert, die Kirchturmuhr schlägt bald wieder - als nächstes stehen Gartenarbeiten an, um die Sanierung abzuschließen. Im Sommer sollen sie über die Bühne gehen.

St. Ingbert. So tragisch der Brand der St. Ingberter Josefskirche auch war, er hat auch Interessantes zu Tage gefördert. So wurde während des Wiederaufbaus auch ein Eiskeller auf der Rohrbacher Kirchenseite geöffnet und freigelegt. Das Gotteshaus hatte auf dieser Seite früher mit Schäden durch aufsteigende Feuchtigkeit zu kämpfen. Das sei jetzt wesentlich besser, sagt Werner Gammel vom Verwaltungsrat der Pfarrei: "Der Bau ist hervorragend getrocknet." Darüber hinaus ist der Keller natürlich auch von historischem Interesse. Die Pfarrei St. Josef bietet deshalb jetzt Führungen durch das Gewölbe unter dem Gotteshaus und durch die Kirche an. Am morgigen Samstag können Besucher mit Pfarrer Arno Vogt einen Ausflug zu den Fundamenten der Kirche und hinauf zu den Glocken unternehmen. Um zehn Uhr geht es los. Die Führung dauert etwa eine Stunde und ist kostenlos. Bis zum ersten Juni-Wochenende sind weitere sechs Führungen an Samstagvormittagen vorgesehen, teils mit Pfarrer Vogt, teils mit Werner Gammel. mbe

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